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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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schon zehn Jahre lang«, redete Harrtuck ihm zu. »Nach dem, was in Chauvrenne passiert ist, solltest du froh sein, dass sich eine Gelegenheit bietet.«
    Ein zynisches, schiefes Lächeln legte sich über Vahanians Züge. »Man kann seine Rache nicht genießen, wenn man tot ist«, entgegnete er. »Spart euch eure Worte; ich werde euch nach Dhasson bringen. Danach seid ihr auf euch allein gestellt.« Er ging weg und ließ die andern im schwachen Schein des Feuers sitzen.
    Tris schaute Harrtuck an. »Was jetzt?«
    Der Waffenmeister warf in einer frustrierten Geste die Arme hoch und spuckte aus. »Lass ihn sich abregen«, sagte er schließlich und strich sich mit einer Hand über seine nicht mehr vorhandene Gesichtsbehaarung. »Bei der Hure, wie ich meinen Backenbart vermisse! Verdammt, es juckt die ganze Zeit!«
    »Die Sache gefällt mir nicht«, fing Soterius an und schickte Vahanian einen hasserfüllten Blick nach.
    »Dir würde ein gedungenes Schwert nicht mal dann gefallen, wenn es vom Kinde hierher geführt, die Jungfrau sich dafür verbürgen und die Rächerin es auf ihren Schwingen zu uns bringen würde!«, brauste Harrtuck auf. »Wirklich, Ban, ich weiß selber, wie Gardisten über Söldner denken. Aber ich habe mein Schwert auch vermietet, und mir traust du, oder?«
    »Das weißt du genau.«
    »Dann vertrau mir auch in dieser Sache«, drängte Harrtuck ihn. »Jonmarc wird sich wieder beruhigen.« Er suchte mit seinen Blicken den verärgerten Söldner, dessen Silhouette in der Dunkelheit kaum zu erkennen war. »Gib ihm nur etwas Zeit.«
    Tris bückte sich, um den leeren Eimer aufzuheben, der bei ihrer Ausrüstung lag. »Währenddessen gehe ich Wasser holen«, sagte er, froh für die Möglichkeit, etwas anderes zu tun als herumzusitzen und abzuwarten. Er ging den Abhang hinunter zum Dorfbrunnen. Die Abende waren am schlimmsten. Bei Tageslicht, wenn er sich aufs Reiten konzentrieren und die Umgebung im Auge behalten musste, konnte er den Kummer verdrängen, der ihn zu überwältigen drohte. Doch sobald die Nacht hereinbrach, wurde die Last des Verlustes fast zu schwer, um sie noch zu ertragen. Von allem, was er hinter sich gelassen hatte, vermisste er Kait am meisten. Bisweilen schmerzte der Verlust, als ob jemand tief in seinem Inneren eine Schwertspitze abgebrochen hätte. In anderen Momenten tat es zu sehr weh, als dass er überhaupt noch etwas fühlte. Nur das Wissen, dass es eventuell nötig sein würde, margolanischen Truppen davonzureiten, hielt ihn davon ab, Trost in der Taschenflasche mit Branntwein zu suchen, die Harrtuck mit sich führte, und so rang er mit dem dumpfen Schmerz, der es ihm fast unmöglich machte, an irgendetwas anderes zu denken, und fragte sich dabei, wann, falls überhaupt, dieses Gefühl jemals nachlassen würde.
    Der hölzerne Griff der Brunnenkurbel quietschte protestierend, als Tris einen Eimer voll Wasser hochzog. Als er ihn fast oben hatte, spürte Tris einen leichten, aber nachdrücklichen Schlag auf seiner Schulter. Er wirbelte herum und ließ die Kurbel los, als er sein Schwert zog, doch der Platz um den Brunnen war leer. Der Herbstwind brannte auf seinem Gesicht, und Tris fiel auf, dass die Nacht plötzlich kälter geworden war. Er merkte, wie sich seine Nackenhaare stellten, und schaute sich noch einmal um, denn in seinem Verstand kribbelte das Gefühl der Präsenz eines Geistes.
    »Zeig dich!«, wisperte er in die Dunkelheit.
    Er wartete. Als sich nichts tat, drehte er sich wieder um und machte sich daran, den Eimer noch einmal hochzuziehen, doch sogleich war das Klopfen auf seiner Schulter wieder da. Dieses Mal zog er den Eimer auf den steinernen Rand des Brunnens hoch, bevor er sich umwandte. Mit geschlossenen Augen konzentrierte er sich auf das Kribbeln und streckte seinen Willen aus und rief die Präsenz zu sich. Als er die Augen öffnete, stand die Erscheinung einer jungen Frau vor ihm. Sie trug das Kleid eines Küchenmädchens, das schon mindestens vor einer Generation aus der Mode gekommen war, und hatte die üppige, kräftige Statur einer Melkerin, doch ihre Augen waren von einer solch großen Traurigkeit erfüllt, dass Tris unwillkürlich tröstend einen Schritt in ihre Richtung machte.
    »Bitte, Sir, habt Ihr mein Baby gesehen?«
    Tris schüttelte den Kopf, und die traurigen Augen des Mädchens wurden angsterfüllt. »Er war vor einem Moment noch hier«, sagte sie und ging zum Brunnen. »Ich bin nur zurückgelaufen, um noch einen Eimer zu holen.« Sie sah in den

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