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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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gemeinsam in ihrem gemütlichen Wohnzimmer, sie stickte ein Kissen, und er blätterte in einer der Gazetten, die er auf der Straße einem Zeitungsjungen abgekauft hatte. Und das Dienstmädchen servierte ihnen eine Käseplatte mit Baguette und Oliven und zwei Gläschen Bordeaux. Es mussten Freuden sein, wenn man sie lange genug entbehrt hatte. Aber waren es auch Freuden, wenn sie alltäglich waren?
    Sie wischte sich über die Augen, wie um einen Spuk zu vertreiben.
    »Willst du nicht aufstehen?«, fragte Philippe. »Ich habe das Frühstück aufs Zimmer bringen lassen. Nachher kommt die Modistin und nimmt Maß. Vorerst bringt sie dir eine kleine Auswahl an Kleidern, Wäsche und Accessoires mit, damit du wieder auf die Straße gehen kannst. Den Rest deiner Garderobe kaufen wir später.«
    Langsam hob sie den Kopf, und ihre Lider waren schwer. »Schämst du dich mit mir auf die Straße zu gehen?«, wollte sie wissen.
    Er lachte. »Wo denkst du hin! Jeder Mann beneidet mich um dich, und die Frauen schauen dich bewundernd an. Du bist schön und elegant. In der richtigen Garderobe.«
    »Was hast du gegen diese Kleidung? Nur weil sie von den Einheimischen ist?«
    »Sie ist nicht von den Einheimischen, sondern von diesen blauen Räubern. Indem du sie trägst, machst du dich mit ihnen gemein.« Seine Stimme war nicht mehr so sanft und nachsichtig. In seinen Augen funkelte es.
    »Diese Kleidung ist für das Klima viel praktischer«, widersprach Désirée leise.
    Philippe überhörte den Einwand. Er musste ihr einfach noch etwas Zeit geben. »Ich möchte darüber nicht mehr diskutieren. Hier ist ein Morgenmantel für dich, den du dir einstweilen überziehen kannst. Ich möchte dich in diesen Lumpen da nicht wieder sehen, ich werde sie gleich entfernen lassen.«
    Mit der flachen Hand drückte sie gegen Philippes Brust und schob ihn ein Stück von sich. Dann erhob sie sich aus dem Bett. Das Handtuch, das seit dem vergangenen Abend noch um ihren Körper gewickelt war, fiel herab. Nackt schritt sie durch das Zimmer zu der Wanne, in der sich noch das kalte Badewasser befand. Verblüfft schaute Philippe hinter ihr her, nahm die sanfte Rinne ihrer Wirbelsäule wahr, die ihn an eine junge Palme erinnerte, ihr wohl gerundetes Hinterteil, das der Form einer Birne ähnelte, die langen, schlanken Beine, die so grazil schritten. Sie hockte sich vor den Stoffhaufen der abgelegten Kleidung nieder und suchte nach dem Medaillon. Zärtlich strich sie mit der Hand darüber, bevor sie es sich umhängte. Danach nahm sie den bunt bestickten Ledergürtel zur Hand und band ihn sich um. Dann drehte sie sich zu ihm um.
    Er starrte sie mit brennenden Augen an. Es war ein bisschen zu viel der Provokation. Sie hatte schöne Brüste, mittelgroß, fest und kugelförmig. Ihre Taille war schmal, und das Haar am Abschluss ihrer schlanken Schenkel war dunkelblond und gekräuselt, während ihr Haupthaar, von der Sonne ausgebleicht, die Farbe von Platin angenommen hatte. Dieses kleine Dreieck verbarg ihr größtes Geheimnis, nach dem er sich die ganze Zeit gesehnt hatte. Er zog zischend die Luft durch die Zähne und bemerkte eine schmerzhafte Erektion.
    »Désirée, was soll das?«, fragte er mit kratziger Stimme und klemmte die Hände zwischen die Knie.
    »Gri-gri«, erwiderte sie.
    »Gri-gri?«
    »Ein böser Geist; Geister, vor denen man sich schützen muss.«
    Er stieß die Luft wieder zur Nase heraus. »Komm her«, bat er und wand sich vor lauter Qual.
    Sie blieb stehen, wo sie stand.
    »Désirée, ich bin kein Geist, vor dem du dich schützen musst. Ich liebe dich. Aber du machst es mir schwer. Bei allem Verständnis für das, was du durchmachen musstest, du bist hier in Sicherheit, bei mir. Das musst du doch endlich begreifen.«
    Sie schaute ihn an und verspürte Mitleid mit ihm. Dankbarkeit, dass er sich so um sie sorgte – und Mitleid. Sie suchte nach den Gefühlen, die sie für ihn damals empfunden hatte. Damals – als es noch eine andere Welt war! Aber inzwischen hatte sich die Erde weitergedreht. Wie viele Male hatte sich der rote Mond über dem Horizont gehoben? Wie viele Male hatte er sich gerundet? Wie viele Male war die brennende Sonne über das blaue Firmament gezogen? In der Wüste gab es keine Zeit. Die Stunden, Tage, Nächte, Wochen, Jahre verrannen wie das Wasser nach einem Gewitter im heißen Wüstensand. Was blieb, war die Ewigkeit.
    Sie spürte eine plötzliche Niedergeschlagenheit und Kälte in sich aufsteigen, als hätte sich die

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