Im Bann des stolzen Griechen
als Nikos, aber das ist bei Zwillingen ja nicht ungewöhnlich.“
„Sein Kinderarzt hier in Heraklion sagte, er müsste nächsten Monat das erste Mal operiert werden. Ich wollte es eigentlich in Alexandria machen lassen, und zwar von einem Herzspezialisten, der einen hervorragenden Ruf hat.“
„Hier in Athen gibt es auch Spezialisten“, sagte Andreas leise. „Wie viele Eingriffe sind denn vorgesehen?“
„Vielleicht nur einer. Der Arzt sagte, die meisten künstlichen Herzklappen müssten alle zwei, drei Jahre ausgetauscht werden. Aber wenn die Forschung Fortschritte macht und es eines Tages Herzklappen aus Stammzellgewebe gibt, die mitwachsen, ist vielleicht keine Operation mehr notwendig. Darauf hoffen wir.“
„Das wäre wirklich wünschenswert.“
Nervös fasste Gabi sich an den Hals. „Wann sagen Sie es Ihrem Bruder?“
„Heute Abend. Er muss alle Fakten kennen, bevor Sie auf Milos eintreffen. Dann werden wir besprechen, was wir mit Kris machen.“
„Wenn man ihn ansieht, würde man nie auf die Idee kommen, dass er so krank ist.“
„Stimmt“, bestätigte er rau. „Versuchen Sie jetzt noch etwas Schlaf zu bekommen, Gabi. Morgen ist ein neuer Tag für uns alle.“
„Andreas …“
„Ja?“
„Leon kann sich wirklich glücklich schätzen, einen Bruder wie Sie zu haben. Hoffentlich stehen die Zwillinge sich später auch so nahe! Gute Nacht.“
„Wir nähern uns jetzt dem Fischerdorf Apollonia, das nach dem Gott Apollo benannt wurde.“ Andreas saß auf dem Platz des Kopiloten und hatte der staunenden Gabi von hier oben aus die Kykladen gezeigt.
Sie war noch nie auf Milos gewesen. Als der Pilot Kurs auf die wunderschöne Insel hielt, die wie ein Edelstein in der blauen Ägäis funkelte, stockte ihr der Atem. Außer Kreta kannte sie nur Mykonos und Kea, war dort allerdings mit der Fähre hingereist. Diese fantastischen Vulkanformationen und farbenfrohen Strände aus der Vogelperspektive zu sehen war ein unvergessliches Erlebnis.
Die Zwillinge lagen in ihren Babyschalen und waren ihr gegenüber angeschnallt, sodass sie sie betrachten konnte. Sie waren die ganze Zeit wach geblieben.
„Ist das da in der Bucht Apollonia?“, fragte Gabi, als sie tiefer gingen.
Andreas lachte leise. „Nein, das ist das Anwesen meiner Familie. Apollonia liegt dahinter.“
Gabi war sprachlos. Sie sah die Zwillinge an. Wenn die beiden wüssten, was für einer Familie sie entstammten! Der Sitz der Simonides war ein großer Komplex, bestehend aus mehreren weißen Architektenhäusern, die einen faszinierenden Kontrast zu dem türkisfarbenen Wasser bildeten.
Etwas weiter nördlich lag das Fischerdorf Apollonia, ein malerischer Urlaubsort, wie man ihn auf so vielen griechischen Postkarten abgebildet fand. An der Mole schaukelten Boote, und in der Nähe schienen sich viele Restaurants und Läden zu befinden. Hier würde sie sich wohlfühlen, das wusste Gabi.
Nach der Landung half Andreas ihr und den Zwillingen in die Limousine, die in der Nähe des Hubschraubers parkte. Der Pilot lud ihr Gepäck und den Kinderwagen in den Kofferraum. „Vielen Dank“, rief Gabi ihm durchs Fenster zu. „Wenn man mit Babys reist, muss man viel mitnehmen.“
Beide Männer lächelten sich zu, bevor Andreas sich ans Steuer setzte und den Motor anließ. Er fuhr an Tavernen und Bars vorbei und zeigte ihr einen Supermarkt und eine Bäckerei, in der sie alles finden würde, was sie brauchte. Wenige Minuten später bog er auf einen Privatweg ein, der sich zwischen hohen Bäumen hindurchwand und vor einem wunderschönen blauweißen Haus inmitten eines schattigen Gartens hielt.
„Ist das schön hier!“, rief Gabi begeistert.
„Freut mich, dass es Ihnen gefällt. Der Garten grenzt an den Strand. Ich habe es unter anderem deswegen ausgesucht, weil es voll klimatisiert ist.“
Sie stieg aus, um die hintere Tür zu öffnen. Die Zwillinge konnten es offenbar kaum erwarten, befreit zu werden, denn sie strampelten lebhaft. Während sie Kris in seiner Babyschale herausnahm, schnallte Andreas Nikos ab. Zusammen gingen sie zur Haustür, wo eine hübsche dunkelhaarige Frau von etwa Mitte Zwanzig sie erwartete.
„ Kalimera, Kyrie Simonides.“
„ Kalimera, Lena. Das ist Gabi Turner.“ Die beiden Frauen lächelten sich an. „Lena und ihr Mann verwalten die Anlage, zu der dieses Haus gehört. Ihr Sohn Basil ist fünf Monate alt.“
„Oh. Ich freue mich darauf, ihn zu sehen!“
„Momentan ist er bei meinem Mann, aber ich bringe ihn
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