Im Bann des stolzen Wuestenprinzen
sonst so reglosen Miene ab. Den Diener, der eilfertig herbeigelaufen war, winkte Musad wieder zurück, bevor er sich zusammennahm und sein Gesicht genauso starr wirkte wie vorher.
Eine Reaktion, die Cassie verblüffte. Was ging hier eigentlich vor?
„Kommen Sie, Miss Denison, ich selbst werde Sie zu Ihren Räumen geleiten.“ Er drehte sich halb und winkte ihr, ihm zu folgen.
Jetzt war Cassie endgültig verwirrt. Nur mit einem Ohr hörte sie zu, wie er von der Größe des Palastes sprach, das Alter der Mauern erwähnte und auf Gemälde und Intarsien an den Wänden hinwies, alles dazu gedacht, den Reichtum und die Macht der seit Generationen herrschenden Familie aufzuzeigen.
Sein Geplauder hielt an, während sie Hallen, Gänge und Säle durchquerten, einer beeindruckender als der andere, bis Cassie sich benommen eingestand, wie unglaublich reich Amir sein musste.
Ihre Mundwinkel verzogen sich. Natürlich war er reich, das hatte sie von Anfang an gewusst. Nur machte dieser kleine Spaziergang durch die Räumlichkeiten ihr erst bewusst, wie tief die Kluft zwischen ihrer und seiner Welt war.
Hatte sie wirklich darauf gehofft, dass …
Dass was? Dass es mehr als eine Affäre sein könnte? Dass Amir eine feste Beziehung mit ihr haben wollte? Sie hatte sich in einen Landesherrscher verliebt, nicht in einen normalen Mann.
Und dennoch … dennoch wollte die Hoffnung in ihr nicht sterben.
„Musad, Sie haben mir noch immer nicht gesagt, welche Festivitäten hier demnächst stattfinden.“
Musad blieb stehen und sah sie an, und Cassie hätte schwören mögen, dass so etwas wie Mitleid in seinem Blick aufflackerte. „Ein großes Ereignis.“ Er holte tief Luft, und sein Ton wurde milde, so als täte es ihm leid, der Überbringer der Nachricht zu sein. „Die offizielle Verlobung unseres Scheichs mit der Tochter einer der reichsten Familien Tarakhars.“
„Die Verlobung des Scheichs mit …?“ Die Welt um Cassie begann sich zu drehen, und für einen panischen Moment fragte sie sich, ob sie jetzt in Ohnmacht fallen würde.
Amirs Verlobung stand unmittelbar bevor. Was hieß, die Pläne für seine Hochzeit waren die ganze Zeit über in vollem Gange gewesen, während er Cassie hier behalten hatte – als seine … was? Seine Mätresse?
Alle ihre Träume zerschellten in tausend Scherben, um endlosem Schmerz Platz zu machen.
9. KAPITEL
„Dumm, dumm, dumm!“
Cassie marschierte im Zimmer auf und ab und ließ ihrem Ärger freien Lauf, hoffte darauf, dass der vielleicht den Schmerz vertreiben und die gähnende Leere in ihrem Innern füllen könnte.
Amir hatte ihr schließlich nie etwas versprochen, sie hatte auch keine Versprechen von ihm verlangt. Weil sie überzeugt davon war, dass das, was sie miteinander teilten, genug war, solange niemand verletzt wurde. Sie war sich tatsächlich sicher gewesen, sie wären offen und ehrlich zueinander. Hatte geglaubt, etwas ganz Besonderes würde sie miteinander verbinden, und dass Amir eines Tages vielleicht genauso fühlen würde wie sie.
Doch es war nichts Ehrliches an dem, was Amir getan hatte. Er hatte sie in seinem Palast untergebracht, in seinem Harem, während er weiter die Hochzeit mit einer anderen Frau vorbereitete.
Cassie schlug die Hand vor den Mund, um den gequälten Schrei zurückzuhalten. Sie fühlte sich so … betrogen. So billig! Amir hatte sie nur für seine körperlichen Bedürfnisse benutzt, bis er sich dann eine Ehefrau nahm.
Kein Wunder, dass Musad so schockiert gewirkt hatte. Er wollte nicht den Überbringer schlechter Nachrichten spielen. Zumindest besaß er so viel Diskretion, dass er gewartet hatte, bis sie allein gewesen waren.
Wieso hatte sie nicht bemerkt, welches Spiel Amir mit ihr trieb?
Sie war überzeugt gewesen, er würde sie respektieren. Hatte geglaubt, dass die Leidenschaft und das Gefühl von Verbundenheit zwischen ihnen echt war und so wertvoll, um weiter erforscht zu werden. Wo war der Mann geblieben, der sie beschützt hatte? Der sich Nacht für Nacht Zurückhaltung auferlegt hatte? Sein Anstand, seine Rücksichtnahme und seine Fürsorge hatten Barrieren eingerissen, die Cassie über ihr ganzes Leben hinweg aufgebaut hatte.
Hatte er das alles ganz bewusst gemacht, um sie für seine Zwecke zu benutzen? Hatte er ihre Schwächen für sich ausgenutzt? Und seine teuren Geschenke … war das die Bezahlung für geleistete Dienste?
Cassie ließ sich gegen die Wand sacken. Oh Gott, was war nur aus ihr geworden?
Die Kette … das war die
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