Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
Vom Netzwerk:
bandagiert werden. Ich möchte ihn stillen.«
    »Was?«
    »Untersuchungen haben ergeben, dass Muttermilch alle nötigen Nährstoffe und Antikörper enthält.« Sie lächelte auf Caleb hinunter. Wärme durchströmte ihren Körper, und sekundenlang fühlte sie sich wie seine Mutter.
    »Aber du hast niemals ... gestillt.«
    Tess zuckte mit den Schultern. »Das kann doch nicht weiter schwierig sein.«
    Eine Stunde später musste Tess einsehen, dass es sehr schwierig sein konnte.
    Caleb schrie wie am Spieß, hoch und blökend, ein Geräusch, das jeden einzelnen ihrer Wirbel zu treffen schien und in ihrem Kopf dröhnte wie eine misstönende Wiedergabe von >Jingle-Bells<. Jack stand an der Wand gegenüber, die Arme verschränkt, den Blick auf das sich vor ihm entfaltende Drama geheftet, offensichtlich nicht willens, irgendwie einzugreifen.
    »Los, Caleb«, murmelte sie ermutigend. »Wir versuchen es noch mal.« Sie schob ihn zur linken Brust. Er hielt sie mit beiden Händchen fest und versuchte zu saugen, aber ihre Brüste waren so hart und entzündet, dass er immer wieder abrutschte.
    »Los, Schätzchen, noch einmal.« Caleb fester an sich drückend, presste sie sein Köpfchen an die andere Brust. Sein Mund kam um Haaresbreite an ihre geschwollene Brustwarze heran.
    Bitte, ach bitte ...
    Er brüllte vor Enttäuschung.
    Am liebsten hätte Tess in sein Geschrei eingestimmt. Tränen brannten in ihren Augen, vor ihr verschwamm alles. Caleb wurde zu einem strampelnden roten Fleck mit offenem Mund.
    Angst drückte ihr die Kehle zu und raubte ihr den Atem. Sie würde ihn nicht nähren können. Ach Gott, wie konnte er überleben, wenn sie ihn nicht stillen konnte?
    OGott...
    »Alles in Ordnung?« Jacks gelassene Frage drang durch den Nebel ihrer Verzweiflung und brachte sie zum Weinen. Es war ein schmerzhaftes, lautloses Schluchzen, das ihren ganzen Körper erschütterte und ihre Kehle ausdörrte.
    Er trat an das Fußende des Bettes und blieb dort wartend stehen. »Amarylis?«
    Sie konnte ihn nicht anschauen, so gedemütigt und verängstigt war sie. Kein Wunder, dass Gott ihr in ihrem ersten Leben keine Kinder geschenkt hatte. Sie war als Mutter völlig unbrauchbar.
    Als er sich neben sie setzte, ächzte das müde alte Bett, und die Matratze senkte sich unter seinem Gewicht. Zitternd und verängstigt schaute sie zu ihm auf. »Ich kann es nicht. Ich kann nicht...« Tränen stauten sich in ihrer Kehle, bis sie nicht mehr sprechen konnte. Sie konnte nur dasitzen und ihn hilflos anstarren.
    »Du musst nicht.«
    »Bitte«, flüsterte sie, während ihr Tränen über die Wangen liefen. »Hilf mir ...«
    An seinen Augen, die groß vor Staunen wurden, erkannte Tess instinktiv, dass Amarylis ihn lange nicht mehr um Hilfe gebeten hatte. Schon glaubte sie, er würde ablehnen, als er leise sagte: »Ich hole Savannah.«
    »Danke.« Es war ein mattes, Mitleid erregendes und völlig unzulängliches Wörtchen, doch brachte sie nicht mehr heraus.
    »Aber sicher doch«, antwortete er steif. Und dann war er fort.
    Tess saß weinend da und hielt das schreiende Baby, stundenlang, wie ihr schien. Bitte, lieber Gott, betete sie immer wieder, lass mich als Mutter nicht versagen. Bitte ...
    Schließlich ertönte ein Klopfen an der Tür.
    »H... herein.« Sie versuchte das Wort herauszuschreien, konnte es aber nicht, so dass es zu einem leisen Seufzer geriet.
    »Mama?« Savannah öffnete und steckte den Kopf herein.
    Tess biss auf die Unterlippe, damit diese nicht zitterte, und wischte sich die Tränen von den Wangen. Ihr Versuch eines Lächelns fiel kläglich aus.
    Savannah trat mit einem dampfenden Eimer ein, dicke Baumwolltücher über dem Arm, die sie aussehen ließen wie den Ober eines Nobelrestaurants.
    Sie stellte den Eimer auf den Boden und setzte sich aufs Bett. Dann rutschte sie näher heran und tauchte eines der Tücher ins Wasser. Als sie das nasse Tuch herauszog und es geschickt auswrang, sah sie ihre Muter mit gerunzelter Stirn an. »Daddy sagte, du hättest... ein Schwellungsproblem.«
    Hätte Tess nicht so große Schmerzen gehabt, sie hätte laut herausgelacht. »Das kann man wohl sagen.«
    »Heiße Kompressen könnten helfen. Bessie haben wir ...«
    »Bessie?«
    »Du weißt schon ... die Kuh.«
    Tess rang sich ein mattes Lächeln ab.
    »Tja ... bei Bessie versuchte ich es im letzten Frühjahr, als ihre Zitzen undurchlässig wurden, und es half rasch. So, diese heißen Tücher lege ich jetzt auf deine ... Brust. Schon

Weitere Kostenlose Bücher