Im Bann seiner Küsse
rümpfte die Nase. »Schon wieder Hasenstew?«
Savannah stellte das Essen auf den Tisch und versetzte ihrer kleinen Schwester eine sanfte Kopfnuss. »Gib Acht«, sagte sie lächelnd, während sie das Brot ihrer Schwester mit Butter bestrich. »Sonst bekommst du es auch zum Frühstück.«
Daddy häufte sich die Schüssel voll und legte zwei Scheiben Brot auf den Schüsselrand. Vorsichtig mit der Schüssel balancierend, murmelte er »Danke« in Savannahs Richtung und ging hinaus auf die hintere Veranda, um allein zu essen.
Savannah ging wieder an den Herd und holte für sich eine kleine Schüssel von dem Stew, um es an ihrem gewohnten Platz, an die Abtropffläche der Spüle gelehnt, den Arm des Trockengestells im Rücken, zu verzehren.
Es fiel kein einziges Wort, das Essen war in weniger als zehn Minuten erledigt. Nachdem Katie gegangen war, trug Savannah beide Schüsseln zur Spüle, goss heißes Wasser in das Becken und machte sich daran, das Geschirr zu spülen.
Die Küchentür ging quietschend auf und fiel wieder zu. Schritte kamen dumpf auf sie zu. Die Dielenbretter erbebten bei jedem seiner Schritte.
»Savannah?«
Sie starrte unverwandt ins trübe graue Wasser. Mach dir nichts draus. Mach dir nichts draus. »Ja, Daddy?«
Er trat neben sie und blieb stehen. »Ich bringe deiner Mama eine Schüssel voll.«
»Gut.«
Sie wartete darauf, dass er wieder ging. Er tat es nicht und blieb stehen. Savannah hatte das lächerliche Gefühl, er wolle etwas sagen.
Sie wartete.
»Ich mach das schon, du brauchst dich nicht darum zu kümmern.«
Savannah seufzte. »In Ordnung, Daddy«
Hewlett-Packard
5
Jack hob die Faust und klopfte an die grobe Plankentür.
»Komm herein.«
Komm herein? In Jack verkrampfte sich alles und ließ sein Rückgrat erstarren. Da stimmte etwas nicht. So lieb und nett hatte Amarylis nie geklungen. Schon gar nicht, wenn jemand ihr Heiligtum betreten wollte. Und erst recht nicht, wenn er dieser Jemand war.
Das Tablett in einer Hand, drehte er den Türknauf. Das Metall fühlte sich kühl an, als er die Tür öffnete und das Schlafzimmer seiner Frau betrat.
Von einer schwellenden Kissenfülle gestützt, saß sie da. Das blonde Haar fiel ihr wie gesponnene Seide seitlich über eine Schulter und berührte die rotweiße Steppdecke.
Sie sah nicht sofort auf, was normal war. Nicht normal war der Grund, weshalb sie nicht aufsah. Es war nicht die übliche gezielte Verachtung.
Sie schien ganz einfach von dem Baby in ihren Armen so gefesselt, dass sie ihren Blick nicht losreißen konnte.
Doch das konnte nicht sein. Ihre anderen Kinder hatte sie keines zweiten Blickes gewürdigt. Warum fing sie jetzt an? Er beäugte sie argwöhnisch und fragte sich, was für ein Spiel sie jetzt trieb.
Ganz unvermittelt schaute sie auf und lächelte ihm zu. Lächelte.
»Oh Gott, er ist so winzig, nicht?«
Jack starrte sie mit wachsender Verwirrung an. Was zum Teufel ging hier vor?
»Komm und sieh deinen Sohn an«, sagte sie leise, fast zögernd.
Ihr sanfter Ton traf ihn bis ins Innerste. Es war Jahre her, seitdem er ihre Stimme ohne den spröden Unterton der Verachtung gehört hatte. Momentan fühlte er sich in die frühen Jahre zurückversetzt, als sie sich verzweifelt geliebt hatten. Oh Gott, wie innig hatte er sie geliebt...
Er verdrängte diese verblasste Erinnerung und ging durch den Raum. Als er das Tablett auf den Tisch neben dem Bett abstellte, sagte er: »Hier, ich bringe dir das Abendessen.«
Sie klopfte mit der flachen Hand neben sich auf das Bett. »Setz dich doch.«
Er starrte auf die von ihrer Hand in der dicken Decke hinterlassene Vertiefung. Ehe er es verhindern konnte, stieg Verlangen in ihm auf. Das Verlangen, neben ihr zu sitzen, war wie ein dumpfer Schmerz in seiner Seele.
Doch er wusste es besser. Im Laufe der Jahre hatte er sich einen emotionalen Panzer zugelegt. Es war für sie wieder nur ein Spiel, bei dem sie seine Schwäche und sein Bedürfnis nach Liebe gegen ihn einsetzte. Sie war stärker, so viel stärker als er. Daran hatte es nie Zweifel gegeben, auch nicht daran, dass sie diese Machtspiele genoss. Es war ihre Art, sich zu rächen, immer wieder, weil er sie um ihre Träume von Reichtum betrogen und sie zur Frau eines armseligen Schafranchers gemacht hatte.
Er würde nicht zulassen, dass sie ihn wieder demütigte.
Niemals wieder. Bis zum letzten Atemzug würde er ihr Widerstand leisten. »Nein.« Er räusperte sich. »Nein, danke. Ich stehe lieber.«
Sie schien enttäuscht
Weitere Kostenlose Bücher