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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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zur Tür und öffneten sie leise.
    Ihr Vater stand vor dem Feuer. Im gelbroten Feuerschein sah man, wie seine Hände zitterten. Davon abgesehen war er reglos wie ein Stein. Seine heftigen Atemzüge durchschnitten die Dunkelheit.
    Ihre Mutter ging zur Hintertür. »Sollte ich in zehn Minuten nicht zurück sein, rufst du 911 an.«
    »Was?«, schrie Daddy
    Mama schenkte ihm keine Beachtung und ging hinaus. Es folgte eine Minute lang schweres Atmen in der Stille, dann drehte Daddy sich um und fing an, auf und ab zu gehen. Seine laut hallenden Schritte und raschen Atemzüge füllten den Raum aus und klangen irgendwie bedrohlich.
    »Verdammt«, zischte er in die Dunkelheit. »Verdammt ... du.« Er drehte sich rasch zur Wand um, holte aus und rammte seine Faust ins Holz.
    Savannah zuckte zusammen. Katie verschmolz fast mit ihrer Schwester und gab leise klagende Angstlaute von sich. Savannah schlang die Arme um sich. Das Verlangen, zu ihm zu gehen, ihn zu berühren und ihm zu sagen, dass sie ihn lieb hatte, brannte in ihrem Herzen. Zögernd trat sie einen Schritt vor und erstarrte sogleich. Er würde ihren Trost nicht wollen. Er wollte ihn nie.
    »Du sollst verdammt sein«, brüllte er wieder.
    Savannah kämpfte gegen brennende Tränen an. Im flackernden Feuerschein sah sie den Blutfleck an der Wand, ein Anblick, bei dem ihr übel wurde.
    Tu dir nichts an, Daddy, flehte sie insgeheim. Sie ist es nicht wert.
    Leise zogen Savannah und Katie sich in ihr Zimmer zurück und schlössen die Tür. Sie krochen zusammen ins Bett, schmiegten sich aneinander und spendeten einander Kraft. Zwischen ihnen fiel kein Wort. Es gab nichts zu sagen. Es dauerte lange, bis sie nicht mehr an ihren Daddy dachten, noch länger aber, bis sie in unruhigen Schlummer verfielen.
     
    Am nächsten Morgen wurde Tess von einem gurgelnden, miauenden Geräusch geweckt. Blinzelnd setzte sie sich langsam auf.
    »Ich komme ja schon, Caleb«, sagte sie. Sie schob die Decke zurück, tastete sich zum Kinderbett und hob ihn hoch.
    »Guten Morgen, Caleb«, flüsterte sie einschmeichelnd und starrte in sein rosiges, unglaublich süßes Gesichtchen.
    Er sah blinzelnd zu ihr auf und fing zu schreien an. Tess bekam es mit der Angst zu tun. Plötzlich sah er nicht mehr so süß aus. Er sah vielmehr ... beängstigend aus.
    Auf einmal traf die Größe ihrer Verantwortung Tess wie ein Schlag. Sie war jetzt Mutter. Eine Mami. Dazu gehörte mehr, als niedliche Kindersachen auszusuchen, Märchen vorzulesen und daunenweiche Wangen zu liebkosen. Viel mehr.
    Eine vage, nicht greifbare Angst nagte an ihrem Selbstvertrauen, als sie wieder ins Bett und unter die Decke kroch. Sie schluckte schwer. Nichts in ihrem einsamen, isolierten Leben hatte sie darauf vorbereitet, dieses Baby zu pflegen. Sie war Doktor der Mikrobiologie und keine Kinderfrau. Sie wusste nicht, wie man ein Baby beruhigt, und hatte keine Zeit, es zu lernen. Calebs Leben war ihre Verantwortung. Jetzt.
    Verdammt, warum war er nicht mit einem Lehrbuch zur Welt gekommen ...
    Ängstlich strich Tess die samtweiche Seite seines Gesichts mit Fingern, die plötzlich zitterten und kalt waren. »Pst, Baby, pst ...« In hypnotisierender, beruhigender Monotonie kamen ihr die Worte über die Lippen.
    Nur ließ Caleb sich nicht hypnotisieren oder beruhigen. Sein Geschrei steigerte sich zu ohrenbetäubender Lautstärke, sein Gesichtchen nahm eine unansehnliche Röte an.
    Sie spürte ein Ziehen in ihren Brüsten, ihr Nachthemd war plötzlich ganz feucht. Sie knöpfte es auf. Das nasse Material glitt auseinander und enthüllte ihre nackten Brüste.
    Tess schrie entsetzt auf.
    Erschrocken von ihrem Ausbruch sog Caleb die Luft ein und starrte einen Herzschlag lang zu ihr auf. Dann presste er die verquollenen Lider zusammen und stieß einen Heulton aus, der Tess in den Ohren gellte.
    Die Tür flog auf und schlug laut gegen die Wand. Jack stürmte herein. »Was ist los?«, keuchte er.
    Zu erschrocken, um sich zu schämen, deutete Tess angeekelt auf ihre Brust. Das können unmöglich meine Brüste sein, wollte sie sagen. Das konnten niemandes Brüste sein.
    Jack starrte ihre zwei geradezu rekordverdächtigen Milchdrüsen an. »Möchtest du bandagiert werden?«
    »Bandagiert?«
    »Du weißt schon ... damit die Milch versiegt.«
    »Milch .:. ach, natürlich.« Tess kam sich wie eine Idiotin vor, weil sie vergessen hatte, dass eine Wöchnerin Milch hatte.
    »Ich hole Savannah«, sagte er und drehte sich zur Tür um. »Nein! Ich möchte nicht

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