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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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gefallen?«
    Katie nickte begeistert.
    Tess griff nach dem Tiegel mit gelber Farbe und reichte ihn Katie. »Tauch den Pinsel ein.«
    Katie fasste mit zitternden Fingern nach dem Pinsel. Mit konzentriert gerunzelter Stirn tauchte sie die Borsten in den Tiegel und zog den Pinsel vorsichtig heraus. Sonnengelbe Farbe hing in dicken Tropfen an der Pinselspitze.
    »Was jetzt?«
    Tess zeigte mit dem Kopf auf den Vorhang. »Spritz die Farbe einfach drauf.«
    Katie blieb der Mund offen. »Einfach so?«
    »Genau.«
    Katies Augen wurden groß. »Aber das gibt ein großes Durcheinander.«
    Tess grinste. »Ja.«
    »Daddy mag kein Durcheinander.«
    »Siehst du hier irgendwo deinen Daddy?«
    Nervös sah Katie sich im Hof um. »Nein.«
    Katie atmete tief durch und rückte näher an den Vorhang heran. Sie kniff die Augen zu und machte eine Bewegung aus dem Handgelenk heraus. Gelbe Farbe spritzte in alle Richtungen und sprenkelte Vorhang, Baum und Gras.
    »Ach ...!« Ein gelber Spritzer hatte Savannahs Stern getroffen.
    Katie riss die Augen auf, als sie sah, was sie angerichtet hatte. Ihre Unterlippe zitterte. »Es tut mir Leid, Vannah. Ich wollte eben ...«
    Savannah unterbrach sie lächelnd. »Es ist schön, Katie. So wie die Milchstraße.«
    »Ja?« Katie starrte den gelb gesprenkelten Vorhang an. »Es sieht wirklich aus wie Regen, Mama!« Sie lächelte schüchtern.
    Tess spürte eine Aufwallung von Stolz und Liebe, so heftig, dass ihre Knie weich wurden. Nie im Leben war sie auf jemanden stolzer gewesen als in diesem Moment auf Savannah. Sie nickte. »Ja, wirklich, Liebes.«
    Als sie fertig waren, verschmolz die Sonne mit dem zinnfarbenen See. Auf Katies Vorhang explodierten gelbe Flecken und rote Handabdrücke. Savannahs Schöpfung war eine perfekte Milchstraße mit Hunderten winziger gelber Punkte, einer Mondsichel und großen, roten Sternen.
    »Das letzte Mal!«, kicherte Katie und versprühte wieder aus dem Handgelenk Farbe auf die Leinwand.
    Just in diesem Moment kam Jack um die Ecke und ging über den Hof. Gelbe Farbe flog durch die Luft und platschte ihm auf Gesicht und Hemd.
    Er blieb wie angewurzelt stehen.
    Einen Augenblick lang herrschte benommenes Erstaunen, dann fing Tess an zu lachen.
    »Du hältst das wohl für lustig?«, sagte er fassungslos und wischte sich einen großen Tropfen aus dem Auge. Als die Farbe dabei wie eine Kriegsbemalung über seinen Backenknochen verteilt wurde, presste er zornig die Lippen zusammen.
    Tess schoss an den Mädchen vorüber und fasste mit gelben Fingern warnend und fest nach seinem Arm. »Jack Rafferty, wenn du jetzt die Kinder anbrüllst, werde ich ...«
    »... wirst du was?«
    »Dir einen Schwinger in den Magen verpassen.«
    Er riss erstaunt die Augen auf und tat dann das Allerletzte, was Tess erwartete: Er lachte. Ein volles Baritonlachen, das ihr ordentlich einheizte.
    Ihr Griff lockerte sich und wurde zur freundschaftlichen Berührung. »Möchtest du sehen, was wir gemacht haben?«
    Er nickte. Gemeinsam gingen sie zu den Mädchen und knieten sich ins Gras. Und Tess kam gar nicht auf den Gedanken, seinen Arm loszulassen.
    Er streckte die Hand aus und berührte den roten Stern.
    Savannah drehte sich mit großen aufgeregten Augen zu ihm um, während sie ihre Hände nervös im Schoß hielt. »Gefällt es dir?«
    Er wandte sich seiner älteren Tochter zu. »Perfekt.«
    Savannahs Augen glänzten. »Da... danke, Daddy«
    »Und meines, Daddy?«, flüsterte Katie.
    Jack studierte ihr Werk ganz ernst, dann blickte er lächelnd auf. »Es ist wundervoll.«
    Katie sah aus, als hätte sie das kostbarste Geschenk der Welt erhalten.
    Jack stand auf. »Und jetzt macht ihr hier Ordnung.«
    Tess erhob sich neben ihm. Beiläufig stellte sie sich auf die Zehenspitzen und strich ihm eine von Farbe verklebte Strähne aus den Augen. Ihre Blicke trafen sich. Sie spürte ein Flattern in der Herzgegend, ihr Atem ging schneller. An den Kuss, die wundersam zarte Berührung ihrer Lippen und Zungen, durfte sie gar nicht denken.
    Ein langsames, verführerisches Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen. Was sie nun empfand, hatte nichts mit Familie, mit Kindern oder Gemeinsamkeit zu tun. Es war das selbstsüchtige Verlangen, diesen Mann zu berühren, ihn festzuhalten, ihn zu küssen und sein volles Lachen zu hören.
    Er packte ihr Handgelenk und sah sie ernst an. »Weißt du, was du mir antust?«
    Die Worte kamen so leise und so verzweifelt, dass Tess sie wie einen Schlag empfand.
    Was hat sie dir angetan hätte

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