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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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und um die Hausecke. Nun erst sah er seine Frau über sich auf dem Hang.
    Der Anblick ließ ihn wie angewurzelt innehalten.
    Sie trug seine alte Arbeitshose und eines seiner neuen blauen Hemden. Die Ärmel waren bis zu den Ellbogen aufgerollt, der Hemdzipfel hing ihr bis zu den Oberschenkeln. Eine Harke hoch über den Kopf schwingend, hieb sie mit aller Kraft auf das Erdreich ein. Fette braune Erdklümpchen spritzten auf, sprenkelten ihr Haar und fielen ins hohe Gras hinter ihr.
    Sie warf die Harke weg, bückte sich und grub mit bloßen Händen in der Erde. Ihr Hemd rutschte hinauf und enthüllte die Rundungen ihres Hinterteils.
    Jack blieb die Luft weg. Der alte, verwaschene Hosenstoff schmiegte sich verlockend an ihren Körper und überließ nichts der Phantasie.
    Seine Kehle wurde trocken. Verlangen regte sich in ihm. Die Andeutung eines Luftzuges drückte den Stoff an ihre wohlgeformten Waden und Schenkel. Ohne Vorwarnung fiel ihm ein, was er seit Jahren zu vergessen suchte. Die Vollkommenheit ihres Körpers, die Weichheit ihrer Haut, das Gefühl ihres Körpers unter ihm ...
    Ganz plötzlich fiel sie hinterrücks um. Sie rutschte mit dem Hinterteil voran über die schwarze Erde und landete mit einem Aufschrei zu seinen Füßen.
    Sie spuckte Erde und strich sich das Haar aus den Augen, ehe sie sich auf die Knie aufrichtete. Kriechend drehte sie sich um und sah ihn. Sofort lächelte sie. »Puh, es ist das zweite Mal, dass ich das mache. Diese Steigung ist teuflisch.«
    Jack starrte sie schockiert an, als sie Schmutz von ihrem Hemd streifte und den Kopf schüttelte. Erdklümpchen prallten gegen seine Brust. Er musterte sie von Kopf bis Fuß. Dabei fiel ihm das dicke Seil auf, das sie als Gürtel um die schmale Taille trug. »Warum zum Teufel trägst du meine Sonntagskluft?«
    Sie besaß so viel Anstand, erschrocken zu tun. »Das sind deine guten Sachen?«
    Er nickte.
    »Tut mir Leid. Aber in meiner Folterkleidung konnte ich nicht im Garten arbeiten. Ich wäre jedes Mal in Ohnmacht gefallen, wenn ich die Harke gehoben hätte.«
    Plötzlich ging ihm ein Licht auf. Sie machte Gartenarbeit. Er warf einen Blick auf die frisch umgegrabene Erde. »Was zum Teufel...«
    »Ich lege einen Gemüsegarten an. Radieschen, Kartoffeln, Salat und Erbsen habe ich bereits. Eben wollte ich mit dem Mais anfangen.«
    »Du machst Gartenarbeit?«
    Sie sah ihn merkwürdig an. »Lass mich raten: Ich arbeite also auch nicht im Garten?«
    »Du sagtest immer, das sei unter deiner Würde.«
    Sie blickte auf das frisch umgegrabene Erdreich. »Vielleicht meinte ich es buchstäblich.«
    Er verkniff sich eben noch rechtzeitig ein Lächeln. »Gehört dies zur >neuen und besseren Lissa?«
    »Ja, ich denke schon.« Sie lächelte. »Ich wollte ein paar wilde Heckenrosen ausgraben und an der Veranda einsetzen. Hilfst du mir?«
    Er wollte sie nicht anschauen, doch er konnte nicht anders. Sie starrte ihn mit großen, besorgten Augen an. Spritzer von feuchtem Erdreich sprenkelten ihre blasse, makellose Haut und hingen an einem Mundwinkel. Ihr loses, mondhelles Haar hing ihr über die Schulter und schwang sanft gegen die weiche Wölbung ihrer Hüfte.
    »Ist das alles wirklich?« Seine Worte kamen im Flüsterton, ein Gedanke, der unbeabsichtigt laut ausgesprochen wurde.
    Sie bewegte sich auf ihn zu und lächelte so weich und schmeichelnd, dass seine Knie weich wurden. Und plötzlich hatte er Angst vor ihrer Antwort. »Sag nichts«, flüsterte er barsch. »Bitte ...«
    Ihr Blick hielt ihn fest. »Für mich ist es wirklich, Jack.«
    Er zuckte zusammen. War es denn möglich?
    Verschwende keinen Gedanken daran. Auch nicht eine gottverdammte Minute.
    Doch es war zu spät. Er hatte den Gedanken bereits gedacht. Und er war verloren. »Du erinnerst dich wirklich nicht, wie wir waren ... vorher?«
    »Nein.«
    »Gott helfe uns«, stöhnte er.
    Sie berührte ihn zart und liebkosend. »Nur wenn wir uns selbst helfen, Jack.«
    Er starrte sie entsetzt an. Die alte Amarylis wäre nie auf eine solche Bemerkung verfallen. Niemals. Nicht einmal um ihn zu verletzen. Es bedurfte dazu einer Zuwendung, die sie längst aufgegeben hatten. Eine Zuwendung, die am Tag seiner Rückkehr aus dem Spital ihr Ende gefunden hatte.
    Er wich vor ihr zurück und drehte sich um und rannte blindlings davon.
    »Jack!«
    Ihre Stimme folgte ihm, spornte ihn an, schneller zu laufen.
    Er konnte nicht anders, verdammt, aber diesmal glaubte er ihr. Völlig.
    Etwas Bedrohlicheres konnte er sich nicht

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