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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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sich auf dem Rand des Sofas nieder, um Jacks Profil zu studieren. Sogar im Schlaf sah er müde und abgespannt aus. Dunkle Bartstoppeln ließen seine Haut noch heller aussehen. Graublaue Schatten lagen auf seinen Wangen und tönten die Partie unter den Augen. Er sah aus wie jemand, der jahrelang nicht mehr gut geschlafen hatte.
    Und jetzt wollte sie ihn wecken. Bedauern nagte an Tess. Sie überdachte ihren Plan.
    Man konnte den Kirchgang ja auf nächste Woche verschieben. Vielleicht...
    Plötzlich stieß Caleb ein markerschütterndes Gebrüll aus. Tess fuhr herum und legte den Finger an die Lippen.
    Jack fuhr mit einem Schrei auf. Seine angezogenen Knie rammten sich in Tess' Kehrseite. Sie rutschte vom Bett und landete mit einem Plumps auf dem Boden.
    Sie blickte hinauf. Er hinunter. Nach einer Sekunde verwirrter Stille brach Tess in Gelächter aus. Hinter ihr fingen die Mädchen zu kichern an, Caleb atmete bebend und erstaunt ein und verstummte.
    Der verstörte Blick schwand aus Jacks Augen. Seine stocksteife Haltung lockerte sich. »Tut mir Leid.«
    Sie lächelte. »Noch nicht, aber es wird dir Leid tun.«
    »Wie ist das gemeint?« »Ich habe das Frühstück gemacht.«
    »Nein, besten Dank, da nage ich lieber am Tischbein«, gab er stöhnend von sich.
    »Leder wäre nahe liegender. Versuchs mit deinem Schuh.«
    Sein Mund bebte in einem raschen, unterdrückten Lächeln. Er schob die Wolldecke zurück, schwang die Beine auf den Boden und stand auf, wobei er die Arme so hoch über den Kopf reckte, dass sein rotes Unterzeug um die Brust spannte.
    Tess stand auf. »Zieh dich an. Wir kommen zu spät in die Kirche.«
    Er erstarrte mitten in der Streckbewegung und sah sie an. »Ich gehe nicht in die Kirche.«
    Sie schmunzelte. »Doch.«
    »Nein.«
    Sie legte die Hand auf den warmen Baumwollstoff seines Ärmels. Körperwärme drang durch das dünne Gewebe und wärmte ihre Fingerspitzen. Als sie den Kopf hob und in seine verschlafenen Augen blickte, sah sie winzige weiße Linien kreuz und quer auf seinen geröteten Wangen. »Bitte ...«
    Er schluckte schwer. Tess spürte, wie seine Armmuskeln sich anspannten. »Na schön.« Das Wort glitt mit einem leisen Seufzer über seine Lippen.
    Sie lächelte strahlend. »Es wird dir nicht Leid tun.«
    Er schnaubte. »Irrtum. Ich bereue es jetzt schon.«

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    16
    Der Hufschlag der langsam dahintrottenden Pferde erklang in gleichförmig dumpfem Rhythmus auf der Straße. Über ihnen zwitscherten fröhlich die Vögel. Das durchdringende Läuten der Schulglocke schwang durch die Luft.
    Vor dem Zaun zügelte Jack das Gespann. Er schob seinen Stetson tief in die Stirn, ehe er vom Wagen sprang und die Zügel um die oberste Querlatte der Umzäunung schlang.
    Savannah und Katie beeilten sich hinunterzuklettern und warteten auf ihre Mutter. Tess war bekümmert, da die freudige Erregung der Kinder stoischem Schweigen gewichen war.
    Sie wollte nach Caleb greifen, Jacks Stimme aber ließ sie innehalten.
    »Gib mir den Apfelwein, ja, Lissa?«, bat er.
    Tess warf ihm über die Schulter einen Blick zu, wobei sie ihre Brauen in einer stillen Frage hochzog. Sie wartete geduldig auf seine Erklärung.
    »Ich ... ich dache, ich trinke hier draußen einen Schluck, während ich warte«, sagte er und lockerte seinen Kragen, der ihm plötzlich zu eng geworden schien.
    »Und worauf willst du warten?«
    »Bis du aus der Kirche kommst.«
    »Ach.« Tess nahm Caleb hoch und stieg ohne Jacks Hilfe vom Wagen.
    Jack lächelte. »Ich wusste ja, dass du Verständnis haben würdest. Ich möchte nicht...«
    »Zur Hölle ... natürlich möchtest du nicht«, unterbrach Tess ihn mit entschlossenem Lächeln. In der benommenen Stille, die nun folgte, drehte sie sich zu den Mädchen um. »Geht schon hinein. Ich habe mit eurem Vater etwas zu besprechen.«
    Savannah bewegte sich schützend auf ihren Vater zu. »Aber ...«
    »Keine Angst, ich tu ihm nichts. Und jetzt lauft los.«
    »Aber ...«
    »Jetzt«, wiederholte Tess mit Festigkeit.
    Die Mädchen fassten einander an den Händen und rannten quer über den Schulhof und die Holzstufen hinauf. Ohne einen Blick zurück verschwanden sie in der provisorischen Kirche.
    Sie merken genau, wenn ein handfester Streit droht. Lächelnd stellte Tess Calebs Körbchen ab und trat ganz dicht vor Jack.
    Er wollte ausweichen, wurde aber vom Zaun daran gehindert. Ein gejagter, wachsamer Blick ließ seine Augen ganz schmal werden. »Was willst du?«
    »Ich will, dass du mit mir in diese

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