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Im Banne des schwarzen Schwertes

Im Banne des schwarzen Schwertes

Titel: Im Banne des schwarzen Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Zauberer bückte sich und zog Sturmbringer aus Elrics geschwächter Hand. Er verzog spöttisch das Gesicht. »Ich habe deinen löblichen Kampf mit meinem Boten verfolgt, Lord Elric. Als mir klar wurde, daß du dir auf irgendeinem Wege Hilfe verschafft hattest, beschwor ich schnell einen neuen Zauber herab und brachte dich hierher. Jetzt habe ich dein Schwert und deine Kraft. Ohne die Waffe bist du ein Niemand, das ist mir bekannt. Du bist in meiner Gewalt, Elric von Melnibone.«
    Keuchend zog Elric die Luft in seine Lungen. Sein Körper schmerzte an zahlreichen Stellen. Er versuchte zu lächeln, konnte es aber nicht. Es lag nicht in seiner Natur zu lächeln, wenn er besiegt worden war. »Gib mir mein Schwert zurück.«
    Theleb K'aarna setzte ein selbstzufriedenes Lächeln auf. Er kicherte leise. »Wer spricht da nun von Rache, Elric?«
    »Gib mir mein Schwert!« Elric versuchte aufzustehen, war aber zu schwach dazu. Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen, bis er den triumphierenden Zauberer kaum noch ausmachen konnte.
    »Und was für einen Handel bietest du mir?« fragte Theleb K'aarna. »Dir geht es nicht besonders gut, Lord Elric, und Kranke stellen keine Forderungen. Sie bitten.«
    Elric erbebte in ohnmächtigem Zorn. Er preßte die Lippen zusammen. Er würde nicht bitten - und auch nicht schachern. Schweigend und düster starrte er den Zauberer an.
    »Erstens«, sagte Theleb K'aarna lächelnd, »werde ich dies wohl wegschließen.« Er wog Sturmbringer in der Hand und wandte sich einem Schrank hinter sich zu. Unter seiner Robe zog er einen Schlüssel hervor, mit dem er den Schrank aufschloß. Er stellte das Runenschwert hinein und verschloß darauf sorgfältig die Tür. »Dann zeige ich unseren ach so männlichen Helden seiner ehemaligen Geliebten - der Schwester des Mannes, den er vor vier Jahren - verraten hat.«
    Elric schwieg.
    »Danach«, fuhr Theleb K'aarna fort, »soll mein Herr Nikorn den Mörder kennenlernen, der sich einbildete, er könne erreichen, was anderen nicht gelungen ist.« Er lächelte. »Was für ein Tag!« rief er leise lachend. »Was für ein Tag! So angefüllt, so reich an Freuden!«
    Theleb K'aarna schnalzte begeistert mit der Zunge und griff nach einer Handglocke, die er betätigte. Hinter Elric ging eine Tür auf, und zwei große Wüstenkrieger traten ein. Sie blickten Elric an, dann Theleb K'aarna. Sie waren offensichtlich erstaunt.
    »Keine Fragen«, sagte Theleb K'aarna energisch. »Bringt diesen Abschaum in das Gemach der Königin Yishana.«
    Elric schäumte, als die beiden ihn zwischen sich hochhoben. Die Männer waren dunkelhäutig, bärtig, und ihre Augen saßen tief unter buschigen Brauen. Sie trugen die schweren, von Wolle gesäumten Metallkappen ihres Volkes, und ihre Rüstungen bestanden nicht aus Eisen, sondern aus dickem, lederbezogenem Holz. Durch einen langen Korridor zerrten sie Elrics geschwächten Körper, und einer von ihnen klopfte schließlich energisch an eine Tür.
    Elric erkannte Yishanas Stimme, die ›Herein‹ rief. Hinter den Wüstenkriegern und ihrer Last folgte der zungenschnalzende, herumtänzelnde Zauberer. »Ein Geschenk für dich, Yishana!« rief er.
    Die Wüstenkrieger traten ein. Elric konnte Yishana nicht sehen, doch er hörte, wie ihr der Atem stockte. »Auf die Couch!« befahl der Zauberer. Elric wurde auf nachgiebigem Material niedergelegt. Völlig erschöpft lag er auf der Couch und starrte zu einem hellen, lüsternen Deckengemälde empor.
    Yishana beugte sich über ihn. Elric roch ihr erotisches Parfüm. Er sagte heiser: »Ein unerwartetes Wiedersehen, Königin.« In Yishanas Augen stand einen Augenblick lang Besorgnis, dann verhärtete sich ihr Blick, und sie lachte zynisch.
    »Oh - mein Held ist endlich zu mir zurückgekehrt! Mir wäre allerdings lieber, er wäre aus eigenem Antrieb gekommen und hätte nicht wie ein kleiner Hund am Genick hergezerrt werden müssen. Dem Wolf sind sämtliche Zähne gezogen, und es gibt niemanden mehr, der mich des Nachts überfällt.« Auf ihrem bemalten Gesicht stand Widerwillen, ehe sie sich abwandte. »Bring ihn fort, Theleb K'aarna. Du hast bewiesen, was du beweisen wolltest.« Der Zauberer nickte.
    »Und jetzt«, sagte er, »zu Nikorn - ich glaube, er erwartet uns inzwischen.«

4
    Nikorn war kein junger Mann. Er hatte die Fünfzig weit überschritten, sich jedoch die Jugend bewahrt. Sein Gesicht war das eines Bauern, mit festen Knochen, doch nicht fleischig. Sein Blick war scharf auf Elric gerichtet, den

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