Im Bett mit Brad Pitt
dunkelbraun gebrannt ist und das weißeste
Lächeln hat, das ich jemals gesehen habe.
»Ah, Lilly Tanner, sehr erfreut! Ich bin Barry Gracen.« Er spricht
meinen Namen aus, als sei ich bereits eine berühmte Persönlichkeit,
gleichzeitig ergreift er meine Hand und führt mich in sein Büro. Meine Stimmung
hebt sich augenblicklich. Meine Augen erfassen einen riesigen Schreibtisch,
zwei Besuchersessel davor und einen breiten Ledersessel dahinter, dazu ein paar
Aktenschränke und ein rotes Sofa in der Ecke.
»Setzen Sie sich doch! Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
»Danke, nein … oder vielleicht doch ein Glas Wasser, wenn es
keine Umstände macht?« Ich nehme zögerlich in einem Besucherstuhl Platz.
»Lucille, Schätzchen, ein Wasser und einen Kaffee, bitte!«, ruft
Barry ins Vorzimmer hinaus, dann vollführt er eine elegante Drehung und
schwingt sich lässig vor mir auf den Schreibtisch.
»Also, Mr. Gracen …«, beginne ich.
»Barry!«, unterbricht er mich sofort mit einem Augenzwinkern.
»Okay, Barry … also vielen Dank, dass
Sie mich so ganz ohne Termin empfangen. Ein Agent wie Sie hat sicher genug um
die Ohren …«
»Völlig richtig«, nickt er mit staatstragender Miene. »Aber als
Profi muss man auch in der Lage sein, rasch zu handeln, wenn sich eine günstige
Gelegenheit bietet, und dementsprechend seine Prioritäten setzen.«
»Sie halten mein Drehbuch für eine günstige Gelegenheit?«, entfährt
es mir überrascht. »Aber Sie kennen es doch noch gar nicht!«
»Nein«, antwortet er und muss dabei seinen Blick von meinen Beinen
losreißen. »Aber ich kenne Sie , oder besser gesagt,
ich bin dabei, Sie kennenzulernen. Sie sind Engländerin?«
»Oh, nein, mein Vater ist Engländer. Ich bin aus Deutschland.«
»Eine Deutsche mit englischem Background also. Das klingt äußerst
interessant.« Er schenkt mir einen intensiven Blick. »Wissen Sie, Lilly, durch
meine langjährige Erfahrung als Agent kann ich schon am Wesen eines Autors
erkennen, ob seine Bücher etwas taugen oder nicht, und bei Ihnen hatte ich auf
Anhieb ein gutes Gefühl.«
»Ehrlich?« Mir wird ganz schwindelig vor Glück. Ich wusste es! Es
war absolut richtig, mein Drehbuch in Englisch zu schreiben, weil der einzige
Ort der Welt, an dem man es entsprechend umsetzen kann, Hollywood ist. Und
jetzt sitze ich hier vor diesem Vollprofi, und er hat ein gutes Gefühl!
Doch Vorsicht. Meine Persönlichkeit ist jetzt gefragt. Ich muss ihm
beweisen, dass ich eine starke und intelligente Frau bin, aber auch sensibel
genug, um große Gefühle in einer Geschichte zu verpacken, die das Publikum
mitreißen und bewegen kann. In eine Geschichte, die das Zeug zu einem echten
Blockbuster hat.
»Ich meine, Sie haben völlig recht«, bemühe ich mich um einen
abgeklärten und zugleich warmherzigen Tonfall. »Mein Buch reflektiert
tatsächlich in hohem Maße meine Weltanschauung und natürlich auch meine persönlichen
Empfindungen …«
»Ihr Buch, genau!« Es klingt, als würde ihm gerade wieder einfallen,
worüber wir hier eigentlich reden. »Kann ich mal sehen?«
»Sicher.« Ich überreiche es ihm, und dabei überkommt mich ein ganz
merkwürdiges Kribbeln.
Ein Drehbuchagent aus Hollywood nimmt mein Buch entgegen!
»Endless love« , liest er mit hochgezogener
Augenbraue. » Eine Liebesgeschichte?«
»Ja, es
geht um ein junges Paar, bei dem …«, beginne ich eifrig.
»Ich werde es mir später in Ruhe ansehen«, unterbricht Barry mich
und wirft das Buch dabei achtlos auf einen ziemlich hohen Stapel. Also, wenn er
sich die noch alle ansehen will, dann hat er aber viel zu lesen in nächster
Zeit. Andererseits, mein Buch liegt ganz oben, und als Profi verfügt er sicher
über eine ganz enorme Lesegeschwindigkeit …
»Wichtig ist vorerst, dass wir beide uns besser kennenlernen«,
erklärt Barry mit samtweicher Stimme, und sein Blick wandert dabei über meine
Hüften. »Ich muss versuchen, Ihr Wesen in seiner Gesamtheit zu erfassen, ich
muss in Ihr Innerstes vordringen und …«
Laute Stimmen aus dem Vorzimmer unterbrechen seine dramatische
Ansprache, und gleich darauf kommt Lucille durch die Tür. Sie balanciert ein
Wasserglas und eine Tasse Kaffee auf einem Tablett, und in ihrem Windschatten
betritt Emma den Raum.
»Da ist noch eine … Dame«, erklärt Lucille und verdreht dabei
die Augen. »Sie sagt, sie sei Schauspielerin und gehöre zu ihr.«
»Hi, ich bin Emma, und Sie Barry sein müssen.« Emma fackelt nicht
lange herum,
Weitere Kostenlose Bücher