Im Bett mit Brad Pitt
sondern schüttelt gleich kräftig Barrys Hand, dann lässt sie sich
in den zweiten Besucherstuhl neben mir plumpsen. »Und, wie läuft’s?«, zwinkert
sie mir dann zu.
»Gut, glaube ich. Barry wollte mir gerade seine übliche
Vorgehensweise veranschaulichen …«
»Heißt das, er ist interessiert?«
»Mhm, sieht so aus.« Er ist sogar definitiv interessiert – nur
bin ich mir im Moment nicht mehr ganz sicher, woran .
»Super, Lilly!« Mit leuchtenden Augen wendet sie sich an Barry, der
jetzt irgendwie nicht mehr so gut gelaunt wirkt wie gerade eben noch. »Ich Sie
sagen, dass Buch von Lilly sehr phantastisch … und modern in die
Moment … schwul ja Riesenrenner … und Endless Love viel schwul, und viel Liebe, nix kann schiefgehen«, versichert sie ihm mit
eindringlicher Miene.
Barry guckt völlig verdattert drein, und sein Blick springt fragend
zwischen mir und Emma hin und her.
»Sag mal, wovon redest du überhaupt, Emma?«, fahre ich sie
überrascht an.
»Na, von deinem Buch, wovon denn sonst?«, gibt sie empört zurück.
»Aber in Endless Love geht es nicht um
Schwule!«
»Wie, nicht um Schwule?«, fragt Emma aufgewühlt. »Und was ist mit
Sam und Jesse? Sind die kein Paar, oder was?«
»Sam ist eine Frau !«
Emma starrt mich aus großen Augen an. »Oh«, sagt sie dann. Und
weiter: »Bei diesen verdammten englischen Namen kann das doch kein Mensch
wissen!«
»Hören Sie, Barry«, übernehme ich das Gespräch wieder. »Meine
Freundin hat da etwas missverstanden. Bei Endless Love handelt es sich in Wahrheit um eine klassische Liebesgeschichte, bei
der …«
»Schon gut, Lilly, wie gesagt, ich werde es mir bei Gelegenheit
ansehen.« Er schneidet mir erneut das Wort ab, dann zieht er ein Papier aus
einer Schublade. »Ich würde vorschlagen, dass wir als Erstes einen
Agenturvertrag machen, und wie es der Zufall will, hat ein Freund von mir ein
Strandhaus in Malibu. Falls Sie heute Abend also Zeit hätten, könnten wir dann
alles Weitere in Ruhe besprechen, nur wir beide. Wie finden Sie das?«
Ich erwidere verblüfft seinen Blick. Er hat mein Buch nicht einmal
aufgeblättert, und er will auch gar nicht hören, wovon es überhaupt handelt.
Stattdessen will er mich näher kennenlernen. In mein
Innerstes vordringen , wie er es vorhin genannt hat. Als mir bewusst
wird, was er damit gemeint hat, überkommt mich plötzlich ein Frösteln, und ich
muss mich zusammenreißen, damit meine Stimme nicht versagt.
»Gestatten Sie mir ein Frage, Barry?« Ich stehe auf und nähere mich
seinem Schreibtisch.
»Nur zu.«
Ich nehme mein Buch wieder von dem hohen Stapel und sehe mir die
Namen der anderen Autoren an, indem ich eines nach dem anderen nach unten lege.
Dachte ich mir doch, es sind lauter Frauennamen. Dieser schleimige Mistkerl!
»Diese ganzen Bücher da … haben Sie die überhaupt gelesen?«
Er beobachtet mich argwöhnisch und zuckt dann die Achseln.
»Selbstverständlich noch nicht alle …«
»… oder ging es Ihnen bei denen auch nur darum, die Autorin ins
Bett zu kriegen?«
Er läuft dunkelrot an, schafft es aber nicht, meinem Blick
standzuhalten. Stattdessen verzieht er sich wieder hinter seinen Schreibtisch.
»Diese Unverschämtheit muss ich mir nicht gefallen lassen«, zischt er mich
wütend an. »Sie kennen den Weg nach draußen, und vergessen Sie bloß Ihre
Freundin und Ihr dämliches Buch nicht!«
»Keine Sorge, das wäre auch viel zu schade für Sie. Komm, Emma, wir
gehen!«
»Du meine Güte, Lilly.« Für Emma war der letzte Wortwechsel zu
schnell, um alles zu verstehen. Sie wirkt ganz bedrückt. »Habe ich das jetzt
verbockt?«
»Nein, Emma, mach dir deswegen keine Sorgen. Wenn schon, dann hast
du mir eher die Augen geöffnet, was diesen feinen Herrn betrifft.«
»Übrigens, Miss Tanner …«, Barry Gracens Stimme erreicht mich
noch, ehe ich durch die Tür bin, »… da Sie gerade meine Professionalität
angezweifelt haben, will ich Ihnen noch eine kleine Prophezeiung mit auf den Weg
geben: Für so eine Schnulze werden Sie hier in Hollywood niemals einen
Produzenten finden, nicht in tausend Jahren, das verspreche ich Ihnen.«
Ich erwidere trotzig seinen Blick. »Wir werden ja sehen!« Dann
knalle ich die Tür hinter mir zu, dass die kleine Lucille fast von ihrem Sessel
fällt, und Emma und ich machen uns vom Acker.
»So, Miss Tanner, sie haben also eine Liebesgeschichte
geschrieben«, meint Barbara Bowen nachdenklich und wiegt dabei mein Buch in der
Hand.
Ich kann es
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