Im Bett mit Brad Pitt
drauflos: »Oprah, nachdem Obama abgesagt hat … eine
fleischfressende Pflanze, die die Fliege verfehlt hat … überhaupt eine
Fliegenklatsche … eine Behinderte, die bitte, bitte sagt und trotzdem kein
Eis kriegt …«
Ich wiederhole alles noch mal von vorn, und erneut raten sie wüst
durcheinander, dann merke ich, wie ihnen die Ideen ausgehen, und auch bei mir
ist langsam die Luft draußen. Enttäuscht breche ich ab und lasse die Schultern
hängen.
»Was war es denn nun?«, fragt Greg voller Ungeduld.
Ich erwidere erschöpft seinen Blick. »Es war eine Vagina«, sage ich
hohl.
»Eine Vagina ?« Alle glotzen mich an, und
aus Griffins Ecke kommt ein Laut, den ich nicht deuten kann.
»Ja. Und zwar Marilyn Monroes, um genau zu sein.«
»Und was sollten diese seltsamen Bewegungen?«, bohrt Janet nach.
»Die erste war ihre Freude, wenn John F. Kennedy vorbeikam …«,
versuche ich eine Erklärung, »… wo wir den doch gerade vorher hatten.«
»Und die zweite?«
»Das war nach dem Attentat in Dallas, da muss sie doch ganz traurig
gewesen sein …«, murmle ich, und gleichzeitig beginnt mein Gesicht zu
brennen vor lauter Scham.
Ich wage gar nicht, die anderen anzusehen, und für einige Sekunden
ist es mucksmäuschenstill im Raum.
Dann auf einmal höre ich: »Das war genial!«
Mein Kopf ruckt ungläubig hoch. Das ist von Greg gekommen. Er sieht
mich bewundernd an, dann hebt er langsam seine Hände und beginnt zu
applaudieren. Die anderen stehen einen Moment lang wie vom Donner gerührt, dann
schütteln sie ihre Erstarrung ab und beginnen ebenfalls zu klatschen, und sogar
Genevieve macht auf einmal mit.
Ich kann es gar nicht fassen. Es hat ihnen gefallen.
Vielleicht habe ich ja tatsächlich das Zeug zu einer Schauspielerin,
vielleicht ist das sogar meine wahre Berufung oder meine zweite neben dem
Drehbuchschreiben … Wie praktisch, schießt es mir durch den Kopf, dann
könnte ich ja gleich selbst die Hauptrolle in meiner Geschichte spielen …
Doch dann unterbricht ein ganz und gar unpassender Ton meine
wundervollen Gedanken. Was war das? Das kam doch aus Griffins Ecke. Ich drehe
den Kopf zu ihm, und schlagartig erstarre ich vor Empörung.
Ich fasse es nicht. Er lacht . Dieser
Mistkerl lacht mich aus!
Das darf doch wohl nicht wahr sein. Was bildet sich dieser
Brutalo-Action-Möchtegern-Regisseur überhaupt ein?
Wütend springe ich auf und gehe auf ihn zu, und sofort bemüht er
sich um ein ernstes Gesicht.
»Was?«, schreie ich ihn an. »Ich habe Marilyn Monroes Vagina
dargestellt, na und? Die anderen fanden es gut!«
Er hebt abwehrend die Hände und ringt sichtlich um Fassung. »Ja, ja,
schon gut, Lilly … so heißen Sie doch? – Ich wollte Ihnen auch nicht
zu nahe treten, und Sie haben das wirklich ganz toll gemacht. Es ist
nur …« Jetzt kämpft er schon wieder gegen einen Lachkrampf an. Langsam
geht mir der Kerl echt auf die Nerven.
»Was denn?«, fauche ich noch einmal.
»… das Attentat auf Kennedy geschah 1963…«
»Ja, und?«
»… und da war Marilyn schon über ein Jahr tot.«
6
Als ob mich Jason Griffins Meinung interessieren würde!
Überhaupt, was geht mich amerikanische Geschichte an? Die
Sterbedaten von irgendwelchen Präsidenten und Filmsternchen, wer will die schon
wissen? Ich jedenfalls bestimmt nicht.
Weil ich nämlich Wichtigeres zu tun habe. Viel Wichtigeres sogar.
Einen Topagenten für mein Drehbuch zu finden, zum Beispiel, und
irgendeine Stimme flüstert mir zu, dass heute ein ganz besonders guter Tag ist,
um so ein Genie zu finden.
Die Sonne hat uns schon früh geweckt, und mein Ärger über Griffin
ist mittlerweile komplett verflogen. Gestern hat er sich gleich mit einer
fadenscheinigen Entschuldigung aus dem Staub gemacht, als er sah, wie wütend
ich war, und wir anderen sind dann noch in ein gemütliches Pub an der Ecke
gegangen. Wir haben Bier getrunken, und dann habe ich so lange über Griffins
Filme gelästert, bis wir schließlich alle darauf anstießen, dass Griffin nicht
nur ein schlechter Regisseur, sondern der schlechteste überhaupt ist.
Das hat richtig gutgetan. Wenn man mit jemandem ein Problem hat,
gibt es nichts Besseres, als hinter seinem Rücken über ihn zu lästern. Dabei
kann man Dampf ablassen und muss sich dennoch keinem Streit stellen,
praktischer geht’s doch gar nicht.
Später sind dann noch ein paar andere Leute zu uns gestoßen, und wir
haben dann so eine Art Filmquiz gespielt, bei dem jemand einen Filmtitel
nannte,
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