Im Bett mit Brad Pitt
Tote und reichlich Blut, und
sie spielen gutes Geld ein.« Ich kann spüren, wie er plötzlich auf Distanz
geht.
»Ich weiß, Jason, und du hast ja recht.« Ich fasse mir an die Stirn.
»Wie komme ich überhaupt dazu, jemanden wie dich zu kritisieren? Ein naives
Lieschen, das meint, mit einer kitschigen Liebesromanze die Filmwelt auf den
Kopf stellen zu können. Das war wohl reichlich dumm von mir.«
»Nein, Lilly, so hart darfst du nicht zu dir sein«, lenkt er ein.
»Aber Fakt ist, dass Filme eine Menge Geld kosten, und da lässt sich niemand
gern auf Experimente ein.«
Es ist unheimlich nett von ihm, das zu sagen – und dennoch ist
die Stimmung jetzt völlig hinüber.
»Mein Angebot steht übrigens noch: Ich sehe mir dein Buch gerne an«,
meint er, aber es klingt, als fühlte er sich verpflichtet, das zu sagen.
»Trotzdem solltest du noch einmal darüber nachdenken, ob du das Ende nicht
besser umschreiben solltest.«
»Nein, Jason, dann wäre es nicht mehr meine Geschichte, verstehst du?« Ich schüttle traurig den Kopf. »Und ich glaube auch
nicht, dass es Sinn hätte, wenn du es liest, weil ich glaube, dass solche
Geschichten einfach nicht dein Ding sind.«
»Vielleicht schätzt du mich auch nur falsch ein«, gibt er zu
bedenken.
»Tue ich das? Dann beantworte mir eine Frage: Worum geht es in
deinem nächsten Projekt? Oder besser: Wie viele Tote dürfen es denn diesmal
sein?«
Er sieht mich schweigend an, ohne zu antworten.
»Siehst du, Jason, das meinte ich. Ich glaube, dass unsere
Vorstellungen von einem guten Film einfach zu unterschiedlich sind«, sage ich
mit belegter Stimme. Dann stehe ich auf und raffe meine Tasche an mich. »Ich
muss jetzt wirklich los, meine Freundin wartet sicher schon. Und danke für den
Kaffee.«
»Gern geschehen.« Er steht auf, und irgendwie wissen wir jetzt beide
nicht, was wir tun sollen.
»Vielleicht sehen wir uns ja wieder in der Schauspielschule«, murmle
ich. Als ich die Tür öffne, ertappe ich mich bei der Hoffnung, dass er mich
zurückruft.
Aber nichts kommt. Natürlich nicht.
Was möglicherweise auch daran liegen könnte, dass Regisseure es
nicht mögen, wenn man ihre Filme gleich beim ersten Date als Schrott
bezeichnet.
10
Glaubt man den Gerüchten, dann wimmelt es in Hollywood nur
so von Promis. Ist man aber selber dort, merkt man schnell, dass Gerüchte oft
eben nur Gerüchte sind.
Wir schreiben Tag sieben unseres Aufenthalts, und da wir bisher außer
Jason Griffin niemand Prominenten getroffen haben (abgesehen von meiner
Begegnung mit George Clooney, die Emma mir übrigens immer noch nicht abnimmt),
sind wir heute definitiv und ganz gezielt auf Promijagd.
Am Vormittag hatten wir Schauspielschule, wo wir die berühmte
Totenkopfszene aus Hamlet nachspielten. Mangels
Totenkopf musste jeweils einer von uns als Schädel herhalten, und als ich Emmas
Kinnlade hielt und ihr pathetisch »Sein oder Nichtsein, das ist hier die
Frage …« entgegenschrie, hat sie vor Lachen ihren Kaugummi verschluckt,
aber ansonsten war Genevieve mit unseren Fortschritten sehr zufrieden. Als
Vanessa dann mitbekam, dass wir ein paar Promiläden aufsuchen wollten, hat sie
sich uns angeschlossen, was praktisch ist, weil sie sich hier besser auskennt
und so unsere Fremdenführerin spielen kann.
»Wohin wollt ihr als Nächstes?«, fragt sie nun. Wir hocken zu dritt
auf der Vorderbank unseres roten Riesenwagens und rollen den Sunset Boulevard
entlang.
Ich studiere eine Liste mit In-Lokalen, die sie mitgebracht hat.
»Auf jeden Fall nichts, wo es was zu essen gibt«, stelle ich klar. »Ich platze
gleich.«
Das ist keine Übertreibung, denn wir haben mittlerweile schon drei
Lokale hinter uns. Als erste Station hielten wir an der Saddle
Ranch , das ist ein Riesenschuppen im original Westernlook, wo wir uns
auf Vanessas Empfehlung hin Buffalo Chicken Sandwiches mit Bier reinzogen.
Sosehr wir aber Ausschau hielten, Promis konnten wir keine entdecken, dafür
aber einen elektrischen Bullen. Emma gab dann keine Ruhe, bis wir uns alle
nacheinander auf dieses Ungetüm hockten. Vanessa hielt sich mit einundzwanzig
Sekunden bereits ziemlich gut, aber als Emma sich dann über eine Minute im
Sattel halten konnte, war das Publikum völlig aus dem Häuschen. Ich wollte dann
natürlich noch eins draufsetzen, hatte aber ausgesprochenes Pech, und natürlich
wollte mir hinterher niemand glauben, dass etwas am Sattel kaputtgegangen war
und ich nur deswegen auf der anderen Seite gleich wieder
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