Im Bett mit Brad Pitt
es
Regisseure sein, die gefühlvolle Geschichten umsetzen können.«
»Sag bloß, das Buch ist von dir?«
»Ja, ist es.«
»Wow.« Entweder ist er ein guter Schauspieler, oder er ist wirklich
beeindruckt. Ich fühle, wie ich vor Stolz aufblühe. »Okay, auf Catherine
Hardwicke kamst du wegen Twilight , nehme ich
an …«, fährt er fort.
»Genau, das ist doch im Grunde genommen auch eine Romanze …«
»Stimmt. Rob Reiner leuchtet mir auch ein wegen Harry
und Sally , Nora Ephron hat Schlaflos in Seattle gemacht …«, zählt er auf. »… aber wieso Howard und Cameron, die sind
doch nicht gerade berühmt für ihre Liebesgeschichten?«
»Das stimmt gar nicht«, widerspreche ich sofort. »Von Ron Howard ist
zum Beispiel A Beautiful Mind , und in Sakrileg gab es auch einige sehr geschmackvolle
Szenen …«
»Okay …« Er mustert mich nachdenklich. »Und wieso Cameron? Sag
jetzt nicht, dass dich Terminator zu Tränen gerührt
hat.«
»Nein, nicht Terminator . Aber beim Schluss
von Titanic , als Leonardo DiCaprio im Wasser hängt
und Kate Winslet zusehen muss, wie er ihr wegstirbt, da habe ich geheult wie
ein Schlosshund.«
Sein Blick ruht einen Moment lang auf mir. »Du kennst dich ziemlich
gut aus bei Filmen«, stellt er dann fest.
»Ja, ich bin ein echter Freak, schätze ich.«
»Die beste Voraussetzung, um in diesem Business eine Chance zu
haben. Aber bei Miss Bergheimer hast du auf Granit gebissen, nehme ich an?« Er
sticht einen Bissen von seinem Schokokuchen ab und schiebt ihn sich in den
Mund.
»Ja, die kam mir vor wie Zerberus, der Höllenhund.«
Jason lacht. »Ja, sie ist knallhart. Zu ihrer Verteidigung muss ich
aber sagen, dass sie auch schon einiges erlebt hat. Du würdest gar nicht
glauben, was für schräge Typen da oft mit den absurdesten Vorschlägen
daherkommen …«
»Du meinst, Typen wie ich?«, falle ich ihm ins Wort.
»Nein, versteh das nicht falsch. Du hast immerhin ein fertiges
Drehbuch …« Er unterbricht sich. »Wenn du möchtest, könnte ich ja mal
einen Blick hineinwerfen«, bietet er dann an.
»Du würdest es lesen?«, frage ich überrascht.
»Warum nicht?« Er zuckt mit den Achseln. »Ist zwar nicht mein
Metier, aber wenn ich zwischendurch Zeit finde … Worum geht es denn in der
Geschichte?«
Ich hasple aufgeregt herunter, worum es in meinem Buch geht.
Als ich fertig bin, nimmt Jason nachdenklich einen Schluck Kaffee.
»Die Geschichte erinnert mich an Love Story , nur mit
Happy End«, meint er dann.
»Ja, das Grundkonzept ist ähnlich«, räume ich ein. »Aber in Endless Love gibt es wesentlich mehr Dramatik. Vergiss
nicht, Jesse ist sogar bereit, sein Leben für Sam zu opfern.«
Jason nickt zustimmend. »Hast du’s schon bei Drehbuchagenten
versucht?«
»Ja, habe ich.« Ich berichte ihm von meinen Erfahrungen bis hin zu
meinem Gespräch mit Barbara Bowen.
»Womit sie leider auch recht haben dürfte«, meint Jason behutsam,
als ich fertig bin. »Niemand will heutzutage noch ein Happy End. Es muss
entweder gleich eine schräge Komödie sein oder richtig tragisch, damit die
Leute weinen können. Nimm das hier …« Er deutet auf den Gastraum. » Million Dollar Baby . Mit einem Happy End hätten die niemals
vier Oscars gewonnen, und Eastwood wusste das auch.«
»Aber das stimmt doch gar nicht«, widerspreche ich energisch. »Ihr
Filmemacher glaubt nur, dass die Leute das wollen,
weil ihr ihnen gar keine andere Wahl lasst. In Wirklichkeit gäbe es viele, die
sich einfach wieder einen richtig altmodischen Film wünschen«, behaupte ich.
»Woher willst du das wissen?«, fragt er überrascht.
»Ich weiß das, weil ich nebenbei in einer Videothek arbeite und viel
mit unseren Kunden rede«, entfährt es mir, und im selben Moment wird mir
bewusst, wie lächerlich das jetzt klingen muss. Wenn einer einem erfolgreichen
Hollywoodregisseur das Filmgeschäft erklären kann, dann doch wohl eine
Videothekenaushilfskraft, nicht wahr?
»Ich weiß, das klingt dumm«, schiebe ich etwas ruhiger nach. »Aber
es ist die Wahrheit. Den Produzenten fehlt einfach der Mut, um wieder etwas Neues
zu probieren. Stattdessen produzieren sie lieber tonnenweise Schrott mit
möglichst vielen Toten, weil sie damit sicheres Geld verdienen.«
»Womit wir jetzt bei meinen Filmen wären«,
schließt Jason, und plötzlich hat seine Stimme einen rauen Unterton.
»Damit meinte ich doch nicht dich«, sage ich erschrocken. »Ich
wollte nur allgemein …«
»In meinen Filmen gibt es aber viele
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