Im Bett mit Brad Pitt
Griff, glaub mir.«
Eine Stunde später haben wir jede zwei Gläser Rotwein intus, und
beim Sortieren der Fakten ist folgendes Zwischenergebnis zustande gekommen:
1) Ich habe weder eine Computerdatei noch eine Kopie von
meinem Buch.
2) Kimberly hat beides.
3) Mein eigener Agent glaubt mir nicht.
4) Kimberly dagegen glaubt er schon.
5) Kimberly wird morgen in einer Fernsehshow auftreten und dort der
ganzen Welt ihre Lügen auftischen.
6) Wir haben keine Ahnung, was wir dagegen tun könnten.
7) Der Rotwein ist alle.
8) Emma ist gerade losgefahren, um Nachschub zu holen.
»Das war’s dann wohl, Kimberly hat gewonnen«, sage ich
verbittert und nippe am letzten Rest in meinem Glas.
»Aber hast du das Manuskript nicht schon in Deutschland
irgendjemandem angeboten?« Vanessa gibt noch nicht auf.
»Ja, natürlich …«
»Dann müsste doch die eine oder andere Produktionsfirma noch ein
Manuskript von dir rumliegen haben. Du bräuchtest sie nur zu kontaktieren
und …«
»Nein, die sind alle zurückgekommen«, schüttle ich den Kopf.
»Wirklich alle?«
»Na ja, nicht alle, aber von denen, die sie aus Kostengründen nicht
retourniert haben, erhielt ich eine Nachricht, dass sie das Manuskript
ungelesen vernichtet haben. Die machen das aus rechtlichen Gründen so«, erkläre
ich.
»Aber deine Freunde und deine Familie wissen doch, dass du das Buch
geschrieben haaa…tschieh!«, springt auch Susan mir bei. Sie schnäuzt sich und
pumpt sich in jedes Nasenloch mehrere Portionen Schnupfenspray.
»Ja, aber die kennen die Geschichte größtenteils gar nicht richtig.
Wer liest schon ein Drehbuch, und wie du gerade gesagt hast, sind das meine
Leute, die wären also nicht besonders glaubwürdig vor einem amerikanischen
Gericht, kann ich mir vorstellen.«
»Okay, damit kommen wir anscheinend nicht weiter«, überlegt Vanessa.
»Aber du und Emma, ihr wart doch auch bei mehreren Drehbuchagenten, nicht
wahr?«
»Ja, wir haben einige abgeklappert.«
»Wann war das?«
»Warte mal …« Ich denke nach. »Das war an unserem dritten Tag
hier.«
»Hast du bei denen keine Manuskripte hinterlassen?«
»Nein, natürlich nicht«, antworte ich. »Als mich keiner unter
Vertrag nehmen wollte, habe ich sie natürlich wieder mitgenommen, damit mir
niemand meine Geschichte klauen kann. Rückblickend schon irgendwie witzig,
oder?«
»Aber von denen müsste sich doch jemand an dich erinnern, glaubst du
nicht?«
»O ja, ganz bestimmt sogar. Dieser Barry Gracen zum Beispiel, der
mich in ein Strandhaus abschleppen wollte, der hat sogar noch einmal angerufen,
als meine Brad-Pitt-Affäre in die Medien kam … oder Barbara Bowen, mit der
habe ich mich auch lange über mein Buch unterhalten«, krame ich in meiner
Erinnerung.
»Okay, das ist doch schon ein guter Ansatz, damit kannst du
argumentieren. Du hast mehrere Zeugen, die bestätigen können, dass du ihnen Endless Love angeboten hast, und zwar, bevor du Kimberly überhaupt kanntest, was ja nichts anderes beweist, als dass du es
gar nicht von ihr geklaut haben kannst, nicht wahr?«
»Ja, genau, so ist es.« Ich richte mich kerzengerade auf vor
Begeisterung.
»Nein, ist es nicht … hatschieh!« schnieft Susan neben mir.
»Wieso nicht? Wir sind doch erst eine Woche später in eure WG gekommen.«
»Vergesst nicht den Abend nach der Schauspielschule. Erinnert euch,
Kimberly und ich sind nachgekommen, und wir haben dann dieses Filmquiz
gespielt, bei dem du gewonnen hast.«
Sie hat recht. Mist. Das war an unserem zweiten Abend in Los
Angeles, und erst am Tag darauf machten wir uns auf die Agententour.
»Aber dann müsste ich die Geschichte schon an diesem Abend von ihr
geklaut haben, und das klingt doch wohl ziemlich unwahrscheinlich, nicht
wahr?«, wende ich ein.
»Zugegeben, aber theoretisch wäre es möglich … Hatschieh!«
»Außerdem bin an diesem Abend direkt von diesem Café mit Emma in
unser Hotel gefahren«, bringe ich als zusätzliches Argument.
»Emma zählt als Zeugin nicht viel, sie ist deine Freundin«, gibt
Vanessa zu bedenken. »Schlimmer noch, den Medien nach ist sie sogar deine
Liebhaberin.«
»Genau«, übernimmt Susan wieder. »Und wann Kimberly gegangen ist,
weiß ich ehrlich gesagt auch nicht mehr. Ich weiß nur, dass sie an diesem Abend
ziemlich spät nach Hause gekommen ist.«
»Das heißt, theoretisch könntet ihr euch
später noch getroffen haben …«, führt Vanessa ihre gemeinsamen
Überlegungen weiter.
»Hört auf!«, rufe ich aus.
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