Im Bett mit Brad Pitt
»Ich habe schon verstanden. Wir sind also
gleich weit wie vorhin, das wollt ihr doch sagen.«
Vanessa legt beruhigend ihre Hand auf meine Schulter. »Nicht
unbedingt. Wir sollten erst mal abwarten, was Kimberly morgen in dieser Show
erzählt.«
»Vanessa hat recht«, schnieft Susan. »Wenn sie behauptet, dass du
ihr die Geschichte erst hier in der WG gestohlen
hast, können wir ihre Aussage widerlegen.«
Mein Kopf ruckt hoch. »Ihr habt recht, davon hängt jetzt alles ab.
Aber das bedeutet auch, dass wir bis morgen früh nichts weiter tun können als
abwarten.« Ich blicke auf die Uhr. »Erst halb sechs«, murmle ich. »Wie soll ich
diese Ungewissheit bloß so lange aushalten?«
»Wie wär’s zum Beispiel damit?« Vanessa deutet zum Vorzimmer hin.
Ich drehe den Kopf. Emma schnauft gerade zur Tür herein. Sie
schleppt an zwei großen braunen Tüten, durch die sich deutlich die Konturen
mehrerer Flaschen abzeichnen.
Okay, das wäre eine Möglichkeit.
Verdammt, ist die gut.
Es ist wie bei einem Katastrophenbericht. Man will gar nicht
hinsehen, und doch kann man den Blick nicht abwenden. Mit der zusätzlichen
Erschwernis, dass diese Katastrophe im Moment gerade mir widerfährt.
Kimberly ist noch einen Tick blasser geschminkt als sonst, wodurch
sie umso zerbrechlicher wirkt, und sie hat eine Miene aufgesetzt, als würde sie
jeden Moment in Tränen ausbrechen. Während sie ganz in ihrer Opferrolle
aufgeht, gibt Jeff Wizzler neben ihr den coolen Topagenten, und diese doofe
Jessica Newman scheint den beiden auch noch alles abzunehmen, was sie ihr an
Lügen auftischen.
»Sagen Sie, Kimberly, wie haben Sie überhaupt bemerkt, dass diese
Lillifee Springwater Ihr Buch anbietet?« Sie haben
sich zu Beginn der Sendung gleich auf meinen aller
Wahrscheinlichkeit echten Namen geeinigt, und offen gestanden ist mir
das im Moment gar nicht so unrecht.
»Wissen Sie, Jessica, die ersten Tage habe ich es gar nicht
mitbekommen«, antwortet Kimberly. »Was auch daran lag, dass sie die Geschichte
ziemlich stark verändert hat …«
» Verschlechtert , nennen wir es ruhig beim
Namen«, baut sich Jeff- die-Mistratte -Wizzler gleich
energisch ein.
»Inwiefern verschlechtert?«, will Jessica wissen.
»Nun, sie hat so gut wie alle Sexszenen herausgestrichen, und dann
hat sie auch noch den Schluss zu einem Happy End umgestaltet«, betont er mit einer gehörigen Portion Verachtung in der Stimme.
»Unfassbar«, stimmt Jessica in seinen Tonfall ein, als hätten sie
mich gerade eines widerwärtigen Verbrechens überführt.
»Blöde Kuh«, befindet Vanessa.
Wir sitzen alle zusammen mit einem leichten Brummschädel von gestern
Abend vor dem Fernseher und verfolgen gespannt den Verlauf von Good Day LA mit .
»Ich habe sie von Anfang an nicht besonders gemocht, aber ich hätte
nie gedacht, dass Kimberly so etwas machen wür…tschieh!« Susan hat einen
hochroten Kopf, und ihr Fieber ist seit gestern Abend trotz der Medikamente
weiter angestiegen. Dennoch hat sie es sich nicht nehmen lassen, aufzustehen
und sich die Sendung mit uns anzusehen.
»Wenn die noch einmal meine Straße überläuft, sie ihr Wunder blau
kann erleben«, verkündet Emma mit grimmiger Miene in die Runde.
»Und Jeff, stimmt das, dass Miss Springwater die Erste war, die
Ihnen das Buch angeboten hat?«, setzt Jessica Newman ihr Interview fort.
»Ja, so war es«, nickt Jeff. »Sie war auf der Suche nach einem
Agenten, und da ich als eine der ersten Adressen in der Stadt bekannt bin, hat
sie natürlich gleich bei mir angeklingelt«, erzählt er großspurig.
»Das stimmt gar nicht«, empöre ich mich. »Der Kerl lügt, er hat mich angerufen!«
»Beruhige dich, Lilly, das wissen wir doch.« Vanessa tätschelt
beruhigend meinen Arm, aber ich kann ihr ansehen, dass auch sie sich gewaltig
über Jeff Wizzler ärgert.
»Und wie haben Sie als einer der führenden Experten in der
Filmbranche das Buch eingeschätzt, ich meine, die von Miss Springwater
abgeänderte Version?«, setzt Jessica nach.
»Nun, Jessica …«, Jeff legt die Fingerspitzen aneinander wie
ein weiser Guru, »… ich habe natürlich sofort erkannt, dass der Geschichte
die entscheidenden Szenen fehlen, aber mir war auch auf Anhieb klar, dass die
Grundsubstanz vielversprechend ist.«
»… damit meint Jeff die Teile, die diese Lilly nicht verändert hat«, betont Kimberly.
»Ja, genau, und deswegen blieb ich auch am Ball«, fährt Jeff fort.
»Ich war neugierig, ob es uns gelingen würde, diesen guten
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