Im Bett mit
erwarte! Und du selbst hast eine Kaiserin an deiner Seite!« »Die Furien mögen sie beide ergreifen«, murmelte Nero mit grimmiger Miene, um dann, zu Poppaea gewandt, zu säuseln: »Sorge dich nicht, Allerschönste! Die Hindernisse werden bald aus dem Weg geräumt sein!«
Der stumme Lauscher unter dem Fenster hatte Mühe, zu verstehen, was oben in dem Gemach gesprochen wurde, so heftig pochte sein Puls.
»Vergiss den General, vergiss Octavia«, umschmeichelte Nero indes seine Angebetete. »Bin ich nicht der Imperator, dessen Wille Gesetz ist?« Für den Augenblick, in dem er es sagte, glaubte er es sogar. Erst später würde ihm aufgehen, dass es nicht so einfach sein würde mit der Beseitigung unliebsamer Hindernisse.
Der unglückliche Gatte fühlte sich in seinem tiefsten Wesen verstört. Am liebsten hätte er sein Schwert gezogen und die beiden Ehebrecher durchbohrt. Poppaeas perlmuttfarbene Brüste – überströmt vom Blut ihres Liebhabers und ihrem eigenen – was für ein Anblick! Aber: Der Liebhaber war der Kaiser persönlich, und ihm hatte er Treue geschworen. Und die Frau – was wäre die Welt für ihn, Otho, wenn Poppaea darin nicht mehr vorkam?
»Ich muss gehen, dir den Thron zu bereiten«, sagte indes Nero und warf sich den Mantel – natürlich tyrrhenischer Purpur! – über die Schulter. Ungeduld schwang in der Stimme des Liebestrunkenen, morgen schon würde er Poppaea zu seiner Gattin machen. Die umschlang ihn mit bebenden Armen, presste ihren glühenden Leib gegen den seinen. »Wirst du wiederkommen, Geliebter?«, fragte sie mit Herzklopfen in der Stimme. Ihre Lippen leuchteten ihm rot und sehr einladend entgegen, doch der Kuss, mit dem sie ihm ihren Mund gleich wieder entzog, war nur ein vages Versprechen. Ach, die Bübin kannte sich mit den Ritualen der Männerverführung nur allzu genau aus, und sie wusste ihre Mittel auf das Raffinierteste einzusetzen! »Ich komme wieder«, sprach unterdessen der Liebhaber mit der starken Stimme des Kaisers. Es klang unverbrüchlich wie ein heiliger Schwur, und Poppaea hauchte ihm, Abschied nehmend, eine letzte zärtliche Kusshand zu.
Otho stürzte, die Augen von aufquellenden Tränen blind und ein ersticktes Schluchzen in der Kehle, in die Dunkelheit und landete, nachdem er mehrere Gassen blindlings dahingestürmt war, in einer nicht eben wohl beleumundeten Schenke. Dort traf er Senecas Neffen, den Dichter Lucanus. Der hatte mit Nero, dem Möchtegern-Poeten, so manchen Wettkampf um den Lorbeer eines Dichterfürsten ausgetragen, aber, gewitzt wie er war, den Kaiser immer gewinnen lassen. Schließlich war dessen Wohlwollen eher karrierefördernd als seine Eifersucht.
Dass Roms kunstverständige Mäzene hinter dem Rücken des kaiserlichen Dilettanten spöttische Bemerkungen tauschten, war eine andere Sache und sprach für den guten Geschmack von Männern wie Petronius, den »arbiter elegantiarum«, wie er genannt wurde. Kürzlich hatte sein neuester Roman,
Satyricon
, eine gewagte Persiflage auf Neros Rom, unter den Literaturkennern Furore gemacht. Erst nachdem der unglückliche Otho in der von Rauch und scharfen Gerüchen erfüllten Schankstube einen Krug roten Falerner hinuntergestürzt hatte, war er imstande, dem Dichter sein Elend anzuvertrauen.
»Der Kaiser nimmt mir meine Frau weg, Nero will sie in seinem Bett haben«, quengelte er. Dass der ehebrecherische Impuls vermutlich von ihr, seiner Frau, ausgegangen war, behielt er lieber für sich. Besser, die Schuld dem anderen, dem Eindringling, zuzuschreiben.
Lucanus war von dieser Neuigkeit nicht eben beeindruckt. »Nun, dann nimm dir eine andere! Rom ist schließlich voll von hinreißenden Frauen, die froh wären, einen wie dich ins Bett zu bekommen. Drusilla zum Beispiel, die Nichte der Kaiserin! Hast du noch nicht bemerkt, dass die entzückende Kleine Augen nur für dich hat? Und dann, ihr sanftes Erröten, wenn sie zufällig deinen Weg kreuzt! Wenn du meinen Rat willst, nimm Drusilla zur Frau und überlass Poppaea dem Nero, wenn er sie schon unbedingt haben will.«
Otho schnaubte verächtlich. »Wer will schon ein halbes Kind wie Drusilla? Ich möchte Poppaea nicht aufgeben«, knurrte er grimmig. »Bedenke, sie kann dein Untergang werden«, warnte ihn Lucanus und vertiefte sich achselzuckend in den Genuss würziger, in Weinlaub gebackener Würstchen, indes Otho scheel vor sich hin starrte und ab und zu einen tiefen Zug aus dem immer wieder neu gefüllten Weinkrug tat.
Anderen Morgens war Nero
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