Im Bett mit
nicht, ähnlich wie ihre Herrin, schon immer hoch hinausgewollt? Konnte sie sich etwas Besseres wünschen, als die Vertraute der künftigen Kaiserin zu sein?
Mit unsicheren Schritten trat Otho näher, zog den Dolch aus den Falten seines Gewandes, zögerte noch, verzaubert von dem schmerzhaft vertrauten Anblick der schlafenden Schönen … Sein Fuß stieß an einen Pokal, der am Ende des Bettes lag und nun laut scheppernd über den Boden rollte. Poppaea, über deren durchsichtiges Nachtgewand Rosenblätter verstreut lagen, regte sich, hob traumversponnen die Augen – sah die Waffe blitzend über sich und schrie auf. Sogleich stürzte die Amme herbei – was für ein mächtiges Weib die doch war! – und entrang dem erschrockenen Attentäter den Dolch, rief nach den Wachen. Die kamen schlaftrunken hereingetappt, bereit, sich auf den Übeltäter zu werfen und ihn zu arretieren. Doch – Poppaea gebot Ruhe, nachdem sie sich schnell über die Person des Attentäters klar geworden war.
»Es ist nichts geschehen«, erklärte sie kurz und bündig. »Ich will nicht, dass der Kaiser damit behelligt werde!« Dies in einem Tonfall, als ob sie selbst schon das Diadem auf ihrem wolkig rötlichen Haar trüge. Dann, leise in Richtung des versteinert stehenden Otho: »Verschwinde, du Narr! Oder willst du in die Arena?« Der verhinderte Mörder fand endlich wieder zu sich selbst, nützte die Gelegenheit und entkam in der Dunkelheit, leichten Herzens. Sie wollte dich retten – vielleicht liebt sie dich doch noch, fuhr es ihm durch den Sinn.
Zu ihrem Unglück indes wurde die um ihren Liebsten besorgte Drusilla, im Vestibül hinter einer Säule lauschend, entdeckt. Die Wachen bemächtigten sich ihrer, und da sie sie für die Beinahe-Mörderin hielten, nahmen sie sie fest und schleppten sie anderntags vor den Kaiser.
An Neros Reaktion konnte kein Zweifel bestehen. Octavias Nichte als Mörderin vor seinem Gericht – was für ein Glücksfall! Doch erblasste er, als er erfuhr, in welcher Gefahr seine Angebetete sich befunden hatte. »Octavia, dieses Ungeheuer von einer Gattin, hat es befohlen«, schrie er in Richtung der Senatoren und anderen hohen Chargen, die gekommen waren, ihm ihre morgendliche Aufwartung zu machen. »Auf die Folter mit beiden!« Dies mit überschnappender Stimme. Die Folter freilich war nach Römischem Recht nur Sklaven vorbehalten, sie an freien Bürgern und gar der römischen Nobilitas zu üben, war strikt verboten. Doch was scherte das den entrüsteten Nero? »Ich will Geständnisse«, brüllte er in die Runde, »das Volk soll erkennen, wie verworfen seine angeblich tugendhafte Kaiserin und ihr Anhang ist! Mörderin einer unschuldigen Frau – wie abscheulich!« Die herbeigerufenen Schergen waren sofort dabei, sich Drusillas zu bemächtigen, die sich wimmernd in ihrem harten Zugriff wand.
In diesem Augenblick betrat Otho die Szene. Der Anblick des verängstigten Mädchens war zu viel für ihn. Er warf sich dem Kaiser zu Füßen. »Herr, lass sie gehen, sie ist unschuldig. Sie hat mir nur eins ihrer Kleider geliehen, für einen Scherz mit einem Freund, wie ich ihr gesagt habe. Sie ahnte nichts Böses! Ich – ich allein versuchte, Poppaea zu töten!« Nero stieß ihm den rot bestiefelten Fuß hart in die Seite. »Hinweg mit dir, du Wurm! Du wirst deine Untat noch bitter büßen!« Sogleich stürzten sich die Wachen auf ihn, zerrten ihn hoch und stießen ihn in Richtung des Ausgangs. Die Senatoren blickten betreten, verhielten sich aber schweigend. Bestimmt wäre es nicht geraten, den Zorn des Imperators noch mehr anzuheizen. Und den unglücklichen Otho gaben sie ohnehin schon verloren, auch wenn sie dies insgeheim bedauerlich fanden.
Zweifellos wäre es ihm übel ergangen, wenn nicht Poppaea, mit großem Aplomb und in eine goldfarbene Robe gehüllt, den Saal betreten und sich mit bittender Geste an Nero gewandt hätte. »Vergib ihm, oh Herr, und schick ihn nur in Verbannung! Dort kann er kein Unheil mehr anrichten. Ich möchte nicht, dass meinetwegen sein Blut fließt. Dieser Mann war schließlich einmal mein Gatte. Und dir war er ein erfolgreicher General. Bedenke, die Leidenschaft hat ihn verblendet!«
Ihre Stimme war leise und sanft, eine linde Brise, die durch den kalten Saal wehte.
Nero nagte an seiner Unterlippe. Poppaeas Auftritt kam entschieden zur Unzeit. Allzu gerne hätte er alle drei, den Mörder-General, die naive Göre und vor allem diese Megäre, seine Noch-Ehefrau Octavia, die den Plan
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