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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Fuerstauer
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würden.

Penelope und das Bett des Odysseus
    Der Dichter – Homer? – war blind, und an die Gegenstände der Außenwelt konnte er sich nur ertastend heranwagen. Vielleicht blühte deshalb seine Fantasie so überreich, war sein inneres Auge so voll von Bildern und Farben. Zehn Jahre Krieg und Brände und blutige Abenteuer breitete er vor seinem Publikum aus, und weitere zehn Jahre, diesmal auf stürmischer See, im Kampf mit Ungeheuern und in den Armen lustbegieriger Frauen, von denen keiner wusste, waren es Irdische oder doch fremde Zaubergeschöpfe. Und dazwischen nichts Beharrendes, kein Ruhepunkt, der zum Verweilen einlud. Der Dichter muss selbst gespürt haben, dass es so nicht weitergehen konnte mit seiner Geschichte. Da war zu viel Unruhe darin, nichts, woran sich der Zuhörer festhalten konnte inmitten all der eruptiven Ereignisse.
    Ein Bett musste her, freilich kein gewöhnliches, vielmehr ein ganz besonderes, das Beharrung und Stabilität verkörperte, und es sollte des Helden ureigenste Schöpfung sein. Der Held war Odysseus, damals noch ein junger Bursche. Eben dabei, sich auf seiner Insel Ithaka seine eigene Welt zu erbauen, trieb es ihn aber zugleich hinaus ins Ferne, zu unerwarteten Abenteuern und unbekannten Gefahren. »Such dir eine Frau und übernimm hier das Ruder«, wird ihn sein alternder Vater Laertes des Öfteren ungeduldig ermahnt haben, wenn sich der Junge allzu heftig in seine Träume verstrickte. »Das will ich tun, Vater«, antwortete der Sohn dann wohl. »Aber erst will ich meiner Zukünftigen ein Bett errichten, wie es die Welt noch nicht gesehen hat.« Und er begann, den Kopf voller Ideen und mit unerwarteter Ausdauer, mit seiner Arbeit. Ein Bett »für die Ewigkeit« sollte es werden, beständig und auch Beständigkeit fordernd, ein Symbol und noch mehr ein Prüfstein für die eheliche Treue. Der Dichter konnte am Ende nicht genug Worte finden, es zu beschreiben; Jahrzehnte später sollte es die Identität seines Erbauers und seine viel bezweifelte Heimkehr bezeugen, denn nur der Mann selbst und die Gattin kannten dessen Geheimnis.
    Keiner hatte dem jungen Odysseus beim Bettenbau geholfen, das würde er sich verbeten haben. Tag um Tag werkte er allein mit Beil und Hobel, Schweiß rann ihm über Brust und Schultern, und seine Muskeln schwollen unter den kräftigen Hieben, mit denen er den erdverankerten alten Olivenbaum hinter dem Palasthof zum tragenden Bettpfosten zurechtschnitt und glättete.
    »Was ist es, woran der Junge so eifrig arbeitet?«, wird sich wohl der eine oder andere gefragt haben, war doch Odysseus eher bekannt als einer, der seine Ziele mehr mit dem Kopf als mit Muskelkraft zu erreichen verstand, und noch nie hatte man bei ihm solchen Eifer gesehen. Nur während der heißesten Mittagsstunden ruhte er sich aus im grausilbernen Schatten des Baumes; denn dessen Krone kappte er erst, als er rundum die Mauern aufgeführt hatte, die den Bettraum umschließen sollten. Während all dieser Arbeit wird er sich wohl die Gattin vorgestellt haben, die dieses Bett mit ihm teilen würde. Nein, nicht die »Schönste der Schönen« sollte es sein, wiewohl auch er, wie die übrigen Fürstensöhne weitum, nicht ungern um Aphrodites goldgelockten Liebling Helena geworben hätte. Doch daraus wäre natürlich nichts geworden. Frauen wie Helena waren anspruchsvoll, was den Luxus des Lebens betrifft, und der kluge Odysseus beschloss, nicht die Schönste, nein, die Tugendhafteste unter den Frauen sollte die seine werden, beständig wie das Bett, das er mit eigenen Händen für sie schuf.
    Als nun das Schlafgemach samt unverrückbarem Bett endlich fertiggestellt war, zog er aus, um seine Erwählte heimzuholen. Und Penelope, die Tochter des Spartanerkönigs Ikarios und einer wasserlüsternen Najade, wird das Bett in Besitz genommen haben mit dem stolzen Bewusstsein des Einmaligen, des für sie Geschaffenen. Freilich war Odysseus nicht eben das, was man in ihren Kreisen als »beste Partie« zu bezeichnen pflegte. Dazu war seine Inselherrschaft zu gering, seine Erscheinung zu wenig spektakulär. Kurzbeinig sei er und obendrein rothaarig, und Ithaka eine Ziegeninsel, spottete der mächtige, aber tölpelhafte Festlandkönig Menelaos. Mit beidem hatte er nicht so unrecht. Denn Odysseus war ein Mann von wenig Macht und kaum ansehnlicher Größe. Die Insel – sein Reich – nicht viel mehr als eine Ansammlung von Gehöften, Fischerdörfern, Olivenhainen und ab und zu einem Weinberg; dazu die

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