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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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gemeint.« Sie wandte sich wieder an Anna Keane. »Die Worte waren schlecht gewählt. Aber laut meiner Anwältin …« Sie warf Kate einen Blick zu, mit dem sie um Bestätigung bat. »… darf ich gar kein Einwilligungsformular unterzeichnen, mit dem ich Ihnen Sie-wissen-schon-was überlasse.« Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf Muriel.
    Kate nickte. »Das ist korrekt …«
    »Ich habe nie behauptet, dass Sie es könnten«, entgegnete Anna Keane.
    »Wie bitte?« Enid zuckte zusammen. »Aber sicher haben Sie das. Sie haben gesagt, ich könnte das Einwilligungsformular unterzeichnen, weil ich der rechtliche Betreuer meiner Schwester bin.«
    »Ich fürchte, da haben Sie mich missverstanden, Miss Richardson«, sagte Anna Keane in sanftem, geduldigem Tonfall. Mit besorgter Miene wandte sie sich an Kate. »Ich habe Miss Richardson nur erklärt, dass sie für sich selbst ein solches Formular unterzeichnen kann. Dass sie es auch für ihre Schwester tun könnte, habe ich nie behauptet.«
    »Das stimmt nicht!« Enid blickte sie zornig an. Zu Kate sagte sie: »Sie hat versucht, mich zu täuschen.«
    Anna Keane warf Kate abermals einen besorgten Blick zu. Vielsagend hob sie die Brauen. Was sie damit andeuten wollte, war für Kate wie für Enid offensichtlich: dass Enid an der gleichen Krankheit litt wie ihre Schwester.
    Kate war verblüfft. Sie hatte der Bestatterin mehr Feingefühl zugetraut. Sie erwiderte ihren Blick mit einem kühlen Stirnrunzeln. Trotzdem fragte sie sich wider Willen, ob Anna Keane womöglich recht hatte. Zeigten sich bei Enid die ersten Symptome von Demenz? Es gab doch eine erbliche Veranlagung für Alzheimer, oder nicht?
    Kate sah Enid von der Seite an. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Lippen ein dünner Strich. Sie sah nicht so aus, als würde sie an Demenz leiden … aber entwickelte sich das nicht schleichend?
    Dann schüttelte sie den Gedanken ab. Enids Verstand war so scharf wie ihrer. Wenn nicht noch schärfer.
    »Ich versichere Ihnen, dass ich in gutem Glauben gehandelt habe, Miss Richardson«, sagte Anna Keane. »Falls Sie mich missverstanden haben, tut mir das leid. Aber ich rate nie, wirklich nie jemandem, die sterblichen Überreste eines Angehörigen für wissenschaftliche Zwecke zu spenden. Das wäre unredlich.« Sie faltete die Hände vor der Brust. »Wenn Sie Ihr Geld zurückhaben möchten, erstatte ich es Ihnen gern.« Ihr Tonfall legte nahe, dass sie geradezu erleichtert sein würde, sie alle auf diese Art loszuwerden.
    Enid stand auf. »Ich habe Sie nicht missverstanden, Ms Keane«, sagte sie steif. »Aber anscheinend wollen Sie Ihr Betrugsmanöver nicht eingestehen.« Kate zuckte bei der Wortwahl innerlich zusammen. Die Bestattungsunternehmerin blickte Enid weiterhin besorgt und nachsichtig an.
    Enids Miene verfinsterte sich noch mehr. »Sie können mir den Scheck per Post schicken.« Sie griff nach ihrer Tasche. »Komm, Muriel, wir müssen gehen.«
    »Ja, Enie.« Muriel erhob sich und reichte Kate die Hand. »Es war mir ein Vergnügen.« Kate nahm ihre Hand und führte Muriel behutsam zur Tür.
    Dann warf sie einen Blick auf den Schreibtisch. »Möchten Sie das Buch behalten, Ms Keane?« Die Bestatterin hatte es gleich zur Seite gelegt.
    »Nein. Vielen Dank. Ich brauche es nicht.« Anna Keane lächelte ihr erneut zu. Was sie ausdrücken wollte, war klar: Nicht sie war diejenige, die sich geirrt hatte.
    Enid hakte sich bei Muriel unter, und die beiden Frauen marschierten zur Eingangstür.
    Kate ging zum Schreibtisch und griff nach dem Buch. Dabei spürte sie Anna Keanes Blick. Die Bestatterin hatte sie enttäuscht; ihr Verhalten den beiden alten Damen gegenüber war offen herablassend gewesen.
    Als könne sie Kates Verärgerung spüren, kam Anna Keane um den Tisch herum und legte ihr eine Hand auf den Arm. »Es tut mir so leid, dass es zu diesem Missverständnis gekommen ist. Ich fürchte, Miss Richardson hat selbst ihre Probleme.«
    Kate betrachtete sie prüfend. Ihre Miene war höflich, aber ihre Augen blickten müde. Ihre Stirn glänzte feucht. Die Luft im Gebäude war drückend. Das überraschend warme Wetter hatte heute viele Klimaanlagen überfordert.
    »So etwas kommt vor«, sagte Kate. Denkbar war es natürlich, dass Enid Anna Keane missverstanden hatte. Aber Kate glaubte es nicht. Enid hatte einen wachen Verstand. Anna Keanes Versicherungen hatten Kate nicht überzeugt.
    Sie entzog sich sanft ihrer Hand und ging zur Tür. »Auf Wiedersehen, Ms Keane. Ich hoffe, Sie

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