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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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Kate fühlte sich wie eine Mutter, die man bei einer Nachlässigkeit ertappt hatte.
Ob sich Richterin Carson auch so fühlt?,
schoss es ihr durch den Kopf. Der Gedanke überraschte sie, aber sie schob ihn beiseite. Sie wollte nicht mehr an Lisa MacAdam oder ihre Mutter denken. Der Fall war abgeschlossen. Jedenfalls für sie.
    Sie hob eine Farbdose vom Boden auf und lächelte verlegen. »Sie haben recht. Daran hätte ich denken müssen. Ich habe halt noch nicht viel Erfahrung.«
    Finn schaute sich um, und sein Blick fiel auf das zertrümmerte Regal. »Sie haben wohl Karate geübt?«
    Sie musste lachen, doch darin klang deutlich hörbar auch Unbehagen mit. »Nein, das waren meine Nachbarn.«
    »Ganz schön wild drauf.«
    Die Vorstellung, wie Enid und Muriel als Karatekämpferinnen das Regal zu Kleinholz schlugen, entlockte Kate ein Lächeln. »Sie haben als Kinder hier gespielt. Inzwischen sind sie ziemlich alt. Na, jedenfalls wollten sie mir zeigen …« Sie stockte. Eigentlich hatte sie niemandem von dem Geheimgang erzählen wollen. Schon gar nicht Finn.
    »Das da, meinen Sie?« Er betrat den Verschlag.
    »Ja.« Sie nickte. Seit die Tür nicht mehr von Farbdosen verdeckt wurde, fiel sie sofort ins Auge.
    Finn zog daran. Sie schwang weit auf.
    »Cool.« Er steckte den Kopf durch die Öffnung. »Sieh einer an, da ist eine Treppe!«
    Er wandte sich zu Kate um. Seine Augen funkelten vor Aufregung wie die eines kleinen Jungen. »Waren Sie schon oben?«
    »Nein.« Sie spähte durch die Öffnung. Abgestandene, muffige Luft kam ihr entgegen und dazu ein fauliger Geruch – sicher lag da drin mindestens eine tote Maus. Es war dunkel. Beklemmend. In dem schwachen Licht konnte sie gerade noch die ersten drei Stufen erkennen. »Ich glaube, ich will da auch nicht hoch. Die Treppe führt nur zum Wäscheschrank.«
    »Ach, kommen Sie, Kate.«
    Aber ihr fehlte für so etwas heute die Kraft. Außerdem war sie schlecht gelaunt. »Nein.« Mit Nachdruck fügte sie hinzu: »Ich werde es zunageln.«
    Er warf noch einen letzten sehnsüchtigen Blick auf den Durchgang. »Wollen Sie es sich wirklich nicht noch mal überlegen?«
    Man sah ihm an, dass er gleich nachgeben würde. Kate entspannte sich etwas. »Nein.«
    »Dann helfe ich Ihnen beim Zunageln.«
    »Finn, das ist wirklich nicht nötig. Ich schaffe das schon.« Sie wollte allein sein. »Außerdem habe ich gar keine Nägel da.«
    Er lächelte. »Eine Sekunde. Ich habe welche im Wagen.«
    Wenig später kehrte er mit einer Schachtel Nägel, einem Hammer und einer Handsäge zurück. Auf dem Hammer waren Farbspritzer, er war offenbar schon oft benutzt worden. Die Säge hingegen glänzte wie neu gekauft.
    Finn legte das Werkzeug sorgsam ab und löste ein langes Brett aus dem zerbrochenen Regal.
    »Wollen Sie das verwenden?« Kate betrachtete es skeptisch.
    »Das passt doch gut, ich muss nur die Kanten begradigen.« Er legte das Brett an den Rand der Arbeitsfläche und nahm die Säge zur Hand. »Ist die nicht hübsch? Ich habe sie gerade erst gekauft.«
    »Sehr hübsch«, murmelte Kate. Schließlich wollte sie seine Begeisterung nicht dämpfen.
Männer und Werkzeug.
Sie dachte sehnsüchtig an das Glas Wein. Die Zeitschrift. Die warme Dusche.
    Vorsichtig sägte Finn die Bruchkanten gerade; dabei summte er leise »California Dreamin’« vor sich hin. »So.« Er trug das Brett zum Verschlag. »Jetzt brauche ich Ihre Hilfe.«
    Sie stöhnte leise. »In Ordnung.« Widerwillig folgte sie ihm in den engen Verschlag.
    Finn reichte ihr das Brett. Es war ziemlich schwer. »Gut, also, Sie halten das jetzt vor die Tür, und ich nagele es fest.«
    Sie beugte sich vor und hielt das Brett mit einer Hand an die Tür.
    Er stand jetzt hinter ihr. »Nein, Sie müssen sich dagegenstemmen. So.« Er kniete sich vor der Tür auf den Boden und drückte das Brett mit ausgebreiteten Armen dagegen.
    Dann stand er wieder auf. »Alles klar?«
    »Ja.«
Ja, Sir
, hätte sie fast gemurmelt. Für ihn war das einfach – er trug keinen Rock. Sie kniete sich hin und hielt das Brett so, wie er es gezeigt hatte.
Himmel, ist das anstrengend. Ich sollte mal wieder mit dem Muskeltraining anfangen.
Sie hatte eine Wange gegen das Brett gepresst und die Arme ausgebreitet, jede Hand an einem Ende des Bretts.
    Er trat zurück. Sie hörte ihn tief ein- und ausatmen.
    Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er die Säge zur Hand nahm.
    Er fummelte am Sägeblatt herum. Und summte nicht mehr.
    Er wandte sich um. Und in der Stille fiel Kate

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