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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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bog sie in die Einfahrt der Richardson-Schwestern ein.
    »Möchten Sie noch auf einen Tee mit hereinkommen?«, fragte Enid und hielt Muriel die Autotür auf.
    »Könnten wir den Tee vielleicht am Wochenende trinken? Ich muss jetzt wirklich gleich nach Hause.« Kate sehnte sich nach einer Dusche. Sie wollte unter dem warmen Wasserstrahl stehen und nach diesem langen Tag alles von sich abspülen: den Schweiß, das grässliche Gespräch mit John Lyons, die unangenehme Begegnung mit Anna Keane.
    »Natürlich, meine Liebe.« Enid berührte Kate am Arm. »Danke, dass Sie mitgekommen sind.« Sie zog Muriel sanft ins Haus. »Komm schon, Mil. Es ist Zeit fürs Abendessen.«
    Kate sah zu, wie die beiden im Haus verschwanden. Die Veranda mochte etwas windschief sein, aber ringsum blühten Frühlingsblumen in kräftigen Farben. Das war vermutlich Muriels Werk.
    Sie fuhr drei Grundstücke weiter bis zu ihrem eigenen Haus. Der Kontrast zu dem der Richardsons sprang ihr förmlich ins Auge. Hier gab es keine Frühlingsblumen, die dem langweiligen Olivgrün der Fassade etwas aufgeholfen hätten. Sie sollte das Haus wirklich neu streichen lassen. Das musste sie sich allerdings erst einmal leisten können.
    Dann bemerkte sie den schwarz schimmernden Kastenwagen des Hundeausführers. Er parkte am Straßenrand. Seufzend strich sie sich das Haar aus der Stirn. Ihr war jetzt wirklich nicht nach einer Begegnung mit Finn. Sie wollte duschen und es sich anschließend mit einem Glas Wein und einer Zeitschrift gemütlich machen. Und herausfinden, weshalb sie sich ständig zum Narren halten ließ.
    Während sie die Haustür aufschloss, verzog sie den Mund. Sie war wütend auf sich selbst. Wütend, weil sie sich von John Lyons’ großartigen Versprechungen hatte einlullen lassen – hätte sie es nicht besser wissen müssen? Und weil sie sich so in Anna Keane getäuscht hatte.

35
    Kate öffnete die Haustür. Sofort kam Alaska aus der Küche gerannt, mit hängender Zunge, und beschnüffelte feucht ihre Hand. Kate tätschelte ihn und blickte durch die offene Tür in die Küche. Es war vollkommen still.
    Sie trat ein. »Finn, sind Sie da?«
    Jemand pfiff schrill. Kate zuckte zusammen.
Himmel.
Sie fuhr ja schon beim kleinsten Anlass aus der Haut. Sie musste sich endlich einmal entspannen. Finn hatte sie noch nicht bemerkt. Er stand vor dem Verschlag und spähte hinein. Er trug eine ausgewaschene Jeans und ein T-Shirt, das etwas hochgerutscht war, sodass man seine kräftigen Bauchmuskeln sah. Das Pfeifen ging jetzt in eine fröhliche Version von »California Dreamin’« über.
    »Hallo Finn«, sagte Kate laut.
    »Oh, hallo.« Er wandte sich um, eine Farbdose in jeder Hand. Um das eine Handgelenk trug er noch immer den Lederriemen; es betonte die Muskeln und Sehnen an seinem Unterarm.
    Kate warf einen Blick in die Vorratskammer. Mopp und Besen lehnten brav an der Wand. Eimer und Kehrschaufel waren zur Seite geräumt worden. »Sie waren ja fleißig.«
    Vermutlich hätte sie dankbar sein sollen, dass Finn ihr half, die Unordnung zu beseitigen, die Muriel hinterlassen hatte. Stattdessen krampfte sich ihr Magen zusammen. Als sie Finn vor einer Woche ihren Hausschlüssel gegeben hatte, war ihr gar nicht in den Sinn gekommen, dass er ihr Haus betreten könnte. Aber natürlich tat er das. Er musste schließlich Alaska holen, die Leine suchen, sich bei der Rückkehr vergewissern, dass der Hund alles hatte, was er brauchte. Trotzdem … Betrat er wirklich nur die Küche, wenn er Alaska abholen kam?
    Oder machte er auch mal einen Abstecher nach oben? Warf er einen Blick in ihr Medizinschränkchen, ihren Aktenschrank, die Schubladen mit Unterwäsche?
    Stopp. Das hier ist Finn, nicht irgend so ein Psychopath.
    Doch ihr Unbehagen blieb. Sie beobachtete ihn unauffällig. Er wirkte so lässig wie immer. Wie sollte dieser Typ ein Widerling sein? Andererseits: Wie sollte ihr eigener Mentor sie so reinlegen können? Wie sollte Anna Keane fähig sein, nichts ahnende ältere Damen zu belügen?
    Hatte Finn sie ebenfalls belogen? Als er behauptet hatte, sie wäre ihm bei Lisas Beerdigung nicht aufgefallen? Und wenn ja, weshalb?
    »Alaska war sehr durstig, als wir zurückkamen – wegen der Hitze. Ich wollte nur schnell seinen Wassernapf auffüllen, da habe ich das ganze Zeug hier gesehen …« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf das Durcheinander. »So konnte ich ihn nicht allein lassen.« Er sagte es leichthin, doch sein Blick war vorwurfsvoll.
    »Ich war in Eile.«

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