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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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Hausecke neben der Einfahrt war eine kleine 4 an der Wand befestigt. Darunter war ein Pfeil, der zum Hinterhof zeigte.
    Kate steckte den Ausdruck in die Handtasche und ging zur Einfahrt. Sie war schmal, vermutlich ursprünglich für Kutschen angelegt, aber gerade breit genug, um mit einem Auto hindurchfahren zu können. Hinter dem Haus gelangte Kate auf einen kleinen asphaltierten Parkplatz. Er war leer.
    Hier auf der Rückseite hatte das Haus im ersten Stock drei Balkons. Sie waren mit typischem Studentenkram vollgestellt: Bierdosen, Grills, billige Plastikmöbel. Bei einem Balkon hing eine ramponierte Flagge von Nova Scotia von der Brüstung.
    Am hinteren Ende des Gebäudes entdeckte Kate eine unscheinbare Tür. Sie lag im Schatten des Balkons mit der Flagge. Kate ging darauf zu. Ein kleines Schild mit der Nummer 4 zeigte an, dass es sich um die gesuchte Wohnung handelte.
    Kate holte tief Atem und ging im Kopf noch einmal ihre Geschichte durch. Sich als Reporterin auszugeben, die an einer Dokumentation arbeitete, war fadenscheinig und wenig originell, aber etwas Besseres war ihr auf der siebenminütigen Fahrt von der Lower Water Street zur Church Street nicht eingefallen. Sie hatte ein flaues Gefühl bei der Sache. Wenn die Anwaltskammer hiervon erfuhr, konnte sie einpacken.
    Denk dran, weshalb du es tust
, sagte sie sich. Falls
TransTissue
oder ihr Zulieferer tatsächlich kontaminiertes Gewebe verwendeten, konnten noch viel mehr Menschen zu Schaden kommen.
    Sie klopfte an die Tür.
    Alles blieb still.
    Sie klopfte nochmals, diesmal etwas lauter.
    Keine Antwort.
    An dem kleinen Fenster neben der Tür war der Vorhang geschlossen. Man konnte nicht erkennen, ob jemand zu Hause war.
    Kate trat einen Schritt zurück und schaute zu den anderen Wohnungen hinauf. Dort schien ebenfalls niemand da zu sein. Für ein Gebäude, in dem Studenten wohnten, war es seltsam ruhig.
    Als wären alle geflohen.
    Kate bekam eine Gänsehaut. Sie wandte sich um und eilte über den Parkplatz davon.
    Mach dich nicht lächerlich. Es ist Vormittag. Die Leute sind bei der Arbeit oder an der Uni. Deshalb stehen hier keine Autos. Deshalb ist niemand da.
    Als sie die Straße erreichte, verlangsamte sie ihre Schritte. Ein Auto fuhr vorbei; der Fahrer sang offenbar ein Lied aus dem Radio mit. Eine Katze huschte über die Veranda vor dem Hauseingang und verschwand in der Dunkelheit unter der Treppe.
    Kate stieg ins Auto und ließ den Motor an. Am Steuer ihres eigenen Wagens fühlte sie sich gleich wohler. Sie fuhr die South Street entlang zum alten Bahnhof und parkte am Straßenrand.
    Den Leuten von
BioMediSol
nachzulaufen brachte sie anscheinend nicht weiter.
    Also musste sie sie dazu bringen,
ihr
nachzulaufen.
    Zehn Minuten lang saß sie da und dachte nach. Dann griff sie zum Handy und rief die Auskunft an. Wenige Minuten später hatte sie für den nächsten Abend zwei Konferenzräume im
Marley Hotel
gebucht. Als man sie nach dem Namen eines Ansprechpartners gefragt hatte, war sie ein wenig ins Stottern gekommen und hatte gerade noch rechtzeitig den Namen des orthopädischen Chirurgen herausgebracht, den Brad Gallivant im Fall
TransTissue
ebenfalls verklagt hatte.
Das wird der Anwaltskammer gefallen – ich benutze den Namen eines Mitbeklagten, um einen Betrug zu vertuschen.
    Obwohl sie wusste, dass es riskant war, ließ sie die Buchung über ihre Kreditkarte laufen. Sie konnte nur hoffen, dass niemand von
BioMediSol
nachfragen würde.
    Dann wählte sie die Telefonnummer, die im Registereintrag von
BioMediSol
aufgeführt war.
    Zu dumm, dass sie ein solcher Angsthase war und nicht vor Craig Peters’ Wohnungstür stehen geblieben war. Dann hätte sie jetzt vielleicht drinnen das Telefon läuten gehört.
    Jemand nahm ab. Kates Anspannung wuchs.
    »
BioMediSol,
guten Morgen«, sagte eine Frauenstimme.
    Kate räusperte sich. »Hallo. Ich bin vom
Surgical Teaching Institute

    »Ja?« Die Frau zögerte. »Es tut mir leid, Ihre Einrichtung ist mir nicht bekannt.«
    Also hatte
BioMediSol
einen Türhüter.
    »Wir sind ein mobiler Fortbildungsdienst unter der Schirmherrschaft des
College of Physicians and Surgeons
«, sagte Kate unverfroren. Sie war froh, dass sie bei der Vorbereitung der Verteidigung von
TransTissue
so gründlich recherchiert hatte. Mit etwas Glück würde es ihr gelingen, überzeugend zu lügen. »Wir bieten an wechselnden Standorten Kurse für sämtliche großen Unikliniken in Nordamerika an.«
    »Das
College of Physicians and

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