Im Blut vereint

ruhiger.
    Ethan atmete tief durch. »Haben Sie mit Dr. Clare gesprochen?«
    »Ja. Sie ist einverstanden, dass ich mit Ihnen rede.«
    Ethan sah Dr. Lachlan prüfend an. Der Wunsch, ihren Kollegen zu beschützen, stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. »Ich möchte ihn lieber selbst befragen. Sie müssen die Medikamente absetzen, durch die er in diesen Zustand gerät. Nur für ein paar Stunden.«
    »Er bekommt keine Medikamente«, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme. »Das sind die Auswirkungen der Krankheit.«
    Ethan blickte ungläubig auf den Neurochirurgen, der nun wieder starr dalag. »Sie machen wohl Witze. Was ist CJK überhaupt?«
    »Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. Das ist eine degenerative Gehirnerkrankung. Unheilbar. Verursacht durch Prionen …«
    »Wodurch?« Ethan versuchte, sich an den Biologieunterricht in der Highschool zu erinnern. Vergeblich. Damals hatte er sich mehr für Mädchen interessiert als für Frösche.
    »Das ist ein bestimmtes Protein, das von den Gehirnzellen erzeugt wird. Bei CJK -Patienten verändert es sich irgendwie. Wie das passiert, weiß man nicht.«
    Lamond stieß einen leisen Pfiff aus. »Wie hat er sich das denn eingefangen?«
    Dr. Lachlan verschränkte die Arme. »Manchmal tritt die Krankheit spontan auf. Oder sie wird vererbt. In seltenen Fällen kann man sich auch damit anstecken.«
    »Wie bei HIV , meinen Sie?«
    Dr. Lachlan schüttelte den Kopf. »Nein. CJK ist nicht sexuell übertragbar, und bei der klassischen Variante sind auch keine Fälle bekannt, in denen die Krankheit durch Blut übertragen wurde. Wie sie sonst weitergegeben wird, weiß man allerdings nicht«, ergänzte sie. »Dann gibt es noch eine neue Variante, die – soweit man weiß – durch BSE -verseuchtes Fleisch verursacht wird und auch durch Blut übertragen werden kann.«
    »Und welche Variante hat Dr. Mazerski?«, fragte Ethan.
    »Schwer zu sagen. Es könnte die sporadisch auftretende Form sein, oder er könnte sich infiziert haben, als er einen seiner Patienten operiert hat.«
    »Dann hat er also die klassische Variante?«, fragte Lamond.
    »Wahrscheinlich.«
    »Aber er hat sich an einem Patienten angesteckt?« Ethan schaute auf den regungslosen Mann.
    »Das glaube ich nicht. Meine persönliche Theorie ist, dass er sich an Hirnhautgewebe angesteckt hat – an einem Transplantat, mit dem wir die Gewebeschichten rings ums Gehirn repariert haben.« Sie schüttelte den Kopf. »Die meisten Neurochirurgen benutzen keine Hirnhaut von Leichen mehr. Aber Mike fand, dass sie sich besser verarbeiten lässt. Also hatte er immer einen kleinen Vorrat.«
    »Und der war mit CJK infiziert?«
    »Das nehme ich jedenfalls an. Wahrscheinlich war es die klassische Variante, aber solange wir den Spender nicht ausfindig gemacht haben, ist es auch denkbar, dass die Hirnhaut von jemand stammt, der sich über BSE -verseuchtes Rindfleisch angesteckt hatte.«
    Ethan blickte in Dr. Lachlans grimmiges Gesicht. In Gedanken ging er die Fakten noch einmal durch, auf der Suche nach Widersprüchen. »Wird das Zeug denn nicht geprüft?«
    Dr. Lachlans Miene verhärtete sich. »Theoretisch schon. Diese verdammten Gewebehändler behaupten, ihre Testmethoden wären auf allerneustem Stand. Ich glaube ihnen aber kein Wort.«
    »Also kann man CJK schon bekommen, wenn man nur mit dem infizierten Gewebe in Kontakt kommt?«
    Dr. Lachlan schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin ziemlich sicher, wie Mike sich angesteckt hat. Vor ungefähr achtzehn Monaten hat er eine Kraniotomie durchgeführt. Als er das Hirnhautimplantat zurechtgeschnitten hat, ist er mit dem Skalpell abgerutscht. Er hat sich selbst in den Finger geschnitten. Wenn diese Hirnhaut damals infiziert war, dann muss die Klinge des Skalpells voll mit CJK -Prionen gewesen sein.« Sie blickte auf den Kranken im Bett. »Und jetzt liegt er hier.«
    »Was ist mit dem Patienten, dem die Hirnhaut implantiert wurde? Hat er jetzt auch CJK ?«
    »Das wissen wir noch nicht. Wir sind gerade dabei, die Frau ausfindig zu machen. Und den Gewebehändler auch.«
    Ethan sah Dr. Mazerski ins Gesicht. Es erinnerte ihn an eine Maske. Was für eine Scheiße. Trotzdem, an einer Tatsache kam er nicht vorbei: Achtzehn Monate zwischen Infektion und den ersten Symptomen, das war eine lange Zeit. Bevor man Dr. Mazerski am Freitag krankgeschrieben hatte, konnte er jede Menge junger Frauen umgebracht haben. »Ist Dr. Mazerski manchmal bei klarem Bewusstsein?«
    Dr. Lachlan schüttelte den Kopf. »Nein. Die Krankheit