Im Blut vereint
verdiente er kein Mitleid.
Dr. Mazerski hatte sich unter seinem Blick nicht bewegt. Er starrte weiterhin auf einen Punkt an der Wand ein paar Zentimeter rechts neben der Uhr. Ethan bewegte seine Hand langsam vor den Augen des Neurochirurgen hin und her. Der Mann blinzelte.
Ethan versuchte es noch einmal. Die gleiche Reaktion. Ethan fluchte leise. In diesem Zustand würde ihnen der Arzt keine Fragen beantworten können. Er spürte erneut den Ärger und die Enttäuschung, die er schon seit zwei Wochen mit sich herumtrug.
»Wir haben Besuch.« Lamond sprach leise, eine Reaktion auf die Atmosphäre im Krankenzimmer. Man fühlte sich wie auf der Schwelle zum Tod.
»Detectives.« Eine kräftig gebaute, breitschultrige Frau in Chirurgenkleidung stand im Eingang. Mit strengem Blick musterte sie erst Lamond, der in Türnähe geblieben war, und dann Ethan, der sich über Dr. Mazerski gebeugt hatte. Sie ging an Lamond vorbei und postierte sich neben dem Bett.
Ethan sah auf ihr Namensschild. »Dr. Lachlan, ich bin Detective Ethan Drake, Kriminalpolizei.«
Sie warf einen kurzen Blick auf Dr. Mazerskis starres Gesicht und schaute dann Ethan fragend an. »Weshalb sind Sie hier?«
»Wir haben ein paar Fragen an Dr. Mazerski.«
»Weshalb?« Ihr Blick war herausfordernd. Sie machte den Eindruck einer Kämpfernatur, einer Frau, die es gewohnt war, ihre Ziele zu erreichen, und die jeden niederwalzen würde, der sich ihr dabei in den Weg stellte. Angesichts ihrer Größe und Schnelligkeit nahm er an, dass sie in ihrer Jugend Sport getrieben hatte, wahrscheinlich Basketball. Sie war so groß wie er. Ihr hellbraunes Haar trug sie in einem Pferdeschwanz, und ein paar Strähnen umrahmten ihr glattes Gesicht mit dem markanten Kinn. Das Haar war das einzig Weiche an ihr. Dennoch strahlte sie Mitgefühl aus, wenn sie den Patienten vor sich anschaute.
»Dr. Lachlan, wir glauben, dass Dr. Mazerski in ein Verbrechen verwickelt ist.«
»Was?« Sie schnaubte. »Da liegen Sie falsch, Detective.«
»Das glaube ich nicht.« Mit einer Kopfbewegung deutete Ethan auf den Mann, der immer noch so regungslos dalag. »Was für Medikamente bekommt er? Sie müssen sie absetzen, damit wir ihn befragen können.«
Sie warf den Kopf zurück, und ein leichtes Lächeln spielte um ihre Lippen. »Ärztliche Schweigepflicht Detective«, sagte sie tadelnd. »Ohne die Erlaubnis seiner Frau darf ich Ihnen nichts sagen.« Sie schaute auf die Uhr. »Sie kommt vermutlich heute Abend wieder her.«
Ethan verschränkte die Arme vor der Brust. Dr. Clare hatte zunächst ganz verhindern wollen, dass sie ihren Mann besuchten. Besonders als sie erfahren hatte, dass es um Mord ging. Es war eine surreale Unterhaltung gewesen, in knappen und direkten Sätzen, über das Gebrüll des hungrigen Babys hinweg. Dr. Clares Brüste hatten begonnen, ein wenig Milch abzusondern; Ethan hatte höflich den Blick abgewandt; und die Erkenntnis, dass ihr Körper einfach die Regie übernahm, hatte sie dazu gebracht, nachzugeben. Sie hatte Ethan direkt in die Augen gesehen, voller Hoffnungslosigkeit. »Von ihm werden Sie keine Antworten bekommen. Er hat CJK , in fortgeschrittenem Stadium.«
Ethan konnte nicht abwarten, bis sie es trotz der Kinder schaffte, im Krankenhaus vorbeizuschauen. »Hören Sie, Dr. Lachlan, die Sache ist dringend.«
Sie blickte ihn prüfend an. Vermutlich spürte sie seine Entschlossenheit, denn schließlich sagte sie: »Ich rufe seine Frau an. Vielleicht ist sie einverstanden, dass ich Ihnen Auskunft gebe. Danach muss ich weg. Ich wollte nur zwischendurch kurz nach Mike sehen.« Raschen Schrittes verließ sie das Zimmer.
Lamond postierte sich wieder an der Tür und behielt den Gang im Auge.
Dr. Mazerski gab ein lautes Grunzen von sich. Dann setzte er sich plötzlich im Bett auf.
Ethan war alarmiert. »Lamond«, sagte er leise.
Lamond wandte sich um und fuhr zusammen. Dr. Mazerski blickte starr geradeaus. Er klammerte sich mit beiden Händen an die Bettdecke und bewegte den Mund.
Dann wurde er wieder von Krämpfen geschüttelt.
Ethan konnte ihn gerade noch festhalten, bevor er aus dem Bett fiel. Er drückte Dr. Mazerski vorsichtig in die Kissen zurück. Der Mann zuckte und zuckte.
»Scheiße. Lamond, holen Sie einen Arzt!«
»Hände weg!« Dr. Lachlan kam ins Zimmer und lief zum Bett.
Ethan ließ Dr. Mazerski los. Er keuchte, als hätte er einen Marathonlauf hinter sich.
»Wenn man ihn anfasst, bekommt er Krampfanfälle«, sagte Dr. Lachlan etwas
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