Im Blut vereint
am Haus musste einiges gemacht werden. Wer immer es kaufte, würde ordentlich Geld hineinstecken müssen.
Alle paar Minuten sah er Kates Hund. Der weiße Husky stellte sich vor dem Wohnzimmerfenster auf die Hinterpfoten und blickte ihn direkt an. Als wüsste er, dass John auf seinen Schützling wartete.
Warum hatte sie sich nicht mit dem Vergleich im Fall
TransTissue
abgefunden und nach vorn geschaut? Sie hatte doch Potenzial. Sie hätte bei LMB durchaus Karriere machen können.
Aber jetzt nicht mehr.
Er blickte auf die Uhr am Armaturenbrett. 17:10. Wo blieb sie nur so lange? Sie hatte schon vor einer halben Stunde das Büro verlassen.
Wenn er hier noch länger am Straßenrand parkte, wurde womöglich jemand misstrauisch. Ausnahmsweise einmal bereute er es, ein solches Luxusauto zu fahren.
Sein Handy klingelte. Er schrak zusammen. Himmel. Er war verdammt nervös.
Wahrscheinlich war das seine Frau, Lorraine. Sie wollte wohl wissen, ob sie heute Abend noch ins Kasino gehen würden.
Er musste sich ganz normal verhalten. Und sich ein Alibi verschaffen. Er klappte das Handy auf. »Hallo.«
»Lyons.«
Sein Herz setzte einen Schlag aus. »Barrett.«
»Wir müssen uns unterhalten. Sofort. Wie schnell können Sie im Büro sein?«
Auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen. Verdammt. Barretts Tonfall hatte ihm verraten, dass das Spiel aus war. Die Leute von
CreditAngels
mussten sich bei ihm gemeldet haben. Damit hatten sie zwar gedroht, aber er hätte nicht gedacht, dass sie es auch wahrmachen würden. Nach der Anzahlung neulich hatte er geglaubt, sie würden erst einmal Ruhe geben.
Er wollte nicht den Eindruck erwecken, dass er sich von Barrett herumkommandieren ließ. Andererseits musste er diesen Brandherd löschen. Und zwar schnell.
Bevor alles zusammenbrach.
Aber wenn Kate sich nun mit Barrett in Verbindung setzte, bevor John sich mit ihr befassen konnte?
Er dachte kurz nach. Eine Zeit lang würde er noch auf Kate warten. Sie musste jetzt auf dem Heimweg sein. Danach würde er zu Barrett fahren.
»Ich komme so schnell wie möglich.«
Freitag, 18. Mai, 17:10 Uhr
Der Schließmechanismus summte, und Kate trat durch die Sicherheitstür ins Treppenhaus der
Blue Water Apartments
. Ein winziger Fahrstuhl trug sie in den ersten Stock. Der verlockende Duft von gebratenem Speck stieg ihr in die Nase. Irgendwo weinte ein Baby.
Als sie an der Wohnungstür mit der Nummer 214 klopfte, wurde sofort geöffnet. Vor ihr stand eine kleine Frau, deren Haut die Farbe von Cantuccini hatte. In der Wohnung hörte man einen Fernseher laufen.
»Sind Sie Ms Wright?«, fragte Kate.
»Ja.« Sie wirkte misstrauisch, auf eine Art, die Kate allmählich bekannt vorkam. Kate musste an ein Rehkitz denken: zierlich gebaut und fluchtbereit.
»Ich bin Kate Lange.« Sie lächelte und reichte Claudine Wright die Hand. »Danke, dass ich vorbeikommen …«
»Wer ist das, Mama?« Ein zartes kleines Mädchen schaute hinter Claudines Beinen hervor. Es trug das Haar zu vielen kleinen Zöpfen geflochten und blickte Kate aus neugierigen braunen Augen an. Kate war nicht besonders gut darin, das Alter von Kindern zu schätzen, aber dieses Mädchen hielt sie für ungefähr sechs.
»Hallo. Ich bin Kate«, sagte sie zu dem kleinen Mädchen.
»Ich bin Tania.«
»Tania, geh und pass auf deinen Bruder auf«, sagte Claudine. »Ich muss kurz mit dieser Dame sprechen.« Kate fragte sich, wie ein so kleines Kind auf jemanden aufpassen sollte.
»Muss ich wirklich?«, fragte Tania. »Er nervt.«
Claudine blickte sie warnend an. »Tu, was ich dir sage.«
Tania wandte sich widerwillig ab, warf Kate aber über die Schulter noch einen letzten Blick zu. Kate lächelte sie mitfühlend an. Sie erinnerte sich nur zu gut daran, wie es war, ständig auf die jüngere Schwester aufpassen zu müssen.
Claudine hielt die Tür auf. »Kommen Sie rein.«
Kate betrat die Wohnung. Sie war ziemlich klein und mit billigen Möbeln ausgestattet, aber sauber und hell. Tania kletterte auf einer alten Couch mit Velourslederbezug herum und flüsterte einem Jungen etwas ins Ohr. Der Junge schien doppelt so groß wie sie. Im Fernseher lief ein Zeichentrickfilm, aber die beiden sahen nicht hin.
Claudine warf ihnen einen strengen Blick zu und wandte sich dann an Kate. »Wir können uns da drüben unterhalten.« Sie deutete auf einen Tisch gleich neben der Küchenzeile. »Kaffee?«
Kate lächelte. »Ja, bitte.«
Claudine goss zwei Tassen voll, stellte sie zusammen mit einem
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