Im Blut vereint
jetzt?«
»Ich kümmere mich um Kate. Sie um Craig.«
»Himmel, John, er ist ein Serienmörder!«
»Anna, Sie müssen Ruhe bewahren.«
»Wie soll ich da Ruhe bewahren? Er ist vollkommen durchgedreht. Wir könnten als Nächstes dran sein!«
Sie hatte recht. Sie mussten das Problem endlich aus der Welt schaffen. »Hören Sie zu. Locken Sie ihn in den Einbalsamierungsraum im Obergeschoss, und geben Sie ihm eine Spritze. Dann stecken Sie ihn ins Krematorium und verbrennen ihn.« Er lehnte sich zurück. »So einfach ist das.«
Sie seufzte. »Okay. Aber Sie sind dann besser auch hier. Der Mann ist wahnsinnig.«
»In Ordnung. Sagen Sie ihm, er soll um 20:00 Uhr vorbeikommen.«
47
Freitag, 18. Mai, 16:45 Uhr
Der Nebel näherte sich der Meerenge. Vom äußeren Hafen her wogte er immer dichter heran und nahm dem Wasser jeden Glanz. In wenigen Minuten würde er auch die Brücke von Halifax nach Dartmouth einhüllen.
Kate schaltete die Scheinwerfer ein und nahm die Ausfahrt zur Windmill Road. Es war eine Straße mit kleinen, aber hübschen Einfamilienhäusern und Mietshäusern mit relativ billigen Wohnungen. Hier wohnten Arbeiter, alleinerziehende Mütter und alte Leute, die mit einer niedrigen Rente auskommen mussten. Es war ein bescheidenes Wohnviertel, aber kein armes. Dennoch stieg die Zahl der Gewaltverbrechen auf alarmierende Weise. Wenn in Dartmouth ein Mord oder ein Überfall geschah, dann lag der Tatort meist hier im Norden der Stadt.
Vangie Wrights Schwester Claudine wohnte in einem Mietshaus, hinter dem das Gelände steil zum Wasser abfiel. Passenderweise hieß das Gebäude
Blue Water Apartments
. Der wenig einfallsreiche Name wurde allerdings durch die Aussicht wettgemacht.
Kate parkte ihren Wagen und betrat das Foyer. Sie sah nach, welchen Sicherheitscode sie notiert hatte, gab die Nummer ein und wartete darauf, dass Claudine sie einließ.
Es war reines Glück, dass sie Vangies Schwester überhaupt gefunden hatte. Nachdem sie gestern Abend im letzten Moment aus dem Bestattungsinstitut geflüchtet war, hatte sie gleich Shonda angerufen. Ihre größte Befürchtung war gewesen, dass die drogensüchtige junge Frau zu high sein könnte, um ihr weiterzuhelfen. Doch Shonda hatte gar nicht erst abgenommen.
In der Nacht hatte Kate vor Aufregung kaum geschlafen. Immer wieder fragte sie sich, wie Craig Peters und Anna Keane reagieren würden, wenn sie merkten, dass jemand mit erfundenen Angaben eine Bestellung bei ihnen aufgegeben hatte. Die Uhr hatte in dem Moment angefangen zu ticken, als ihr Lieferdienst niemanden antraf.
Jetzt hoffte Kate inständig, Anna Keane würde nicht auch noch bemerken, dass jemand an den Unterlagen von
BioMediSol
war.
In dem Fall würde die Uhr nämlich doppelt so schnell ticken.
Den Vormittag verbrachte Kate in der Bibliothek der Kanzlei und tat so, als ginge sie ganz normal ihrer Arbeit nach. In der Mittagspause reichte ihre Assistentin ihr einen rosafarbenen Zettel, auf dem Randalls Name stand. Er habe morgens gleich als Allererstes angerufen, sagte Liz.
Danach saß Kate an ihrem Schreibtisch und starrte auf ihr Telefon. Hatte Randall etwa herausgefunden, dass sie bei
Keane’s
eingebrochen war? Wenn ja, dann konnte er es nur von Anna Keane erfahren haben – was bedeuten würde, dass er mit John Lyons unter einer Decke steckte.
Angesichts der Animositäten zwischen den beiden schien das Kate eher unwahrscheinlich. Andererseits konnten sie anfangs Partner gewesen sein …
Sie schüttelte den Kopf. Sie hatte keinerlei Beweise dafür, dass Randall mit
BioMediSol
oder
TransTissue
zu tun hatte. Dennoch wagte sie nicht, ihn zurückzurufen. Sie traute ihm nach wie vor nicht. Und er schien immer zu merken, wenn sie etwas verbergen wollte.
Im Laufe des Tages versuchte Kate noch mehrere Male, Shonda anzurufen. Immer wieder kam die gleiche Ansage: »Dieser Teilnehmer ist nicht erreichbar.« Kates Sorge wuchs.
Um 16:39 Uhr ging Shonda endlich ans Telefon. Sie wirkte misstrauisch und sagte nicht viel. Aber sie erzählte Kate, dass Vangie eine Schwester namens Claudine hatte. Soweit Shonda wusste, wohnte sie in Dartmouth.
Um belastendes Material gegen
BioMediSol
in die Hände zu bekommen, hatte Kate große Gefahren auf sich nehmen müssen. Es erschien ihr fast wie ein Scherz, dass sie Claudines Nummer ganz einfach im Telefonbuch fand.
Freitag, 18. Mai, 17:10 Uhr
John Lyons saß im Auto und blickte zu Kates Haus auf der anderen Straßenseite hinüber. Eine nette Wohngegend, aber
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