Im Blut vereint
um sie geschart. Sobald Ethan und Lamond sich dazugesellten, räusperte Ferguson sich.
Alle verstummten. Das übliche Geplänkel fiel aus: Zu viele Tage mit zu vielen Strapazen und Enttäuschungen lagen hinter ihnen.
»Unser Mörder hat endlich einen Fehler gemacht«, sagte Ferguson. Ihre Augen funkelten. »An der Leiche von Opfer Nummer drei hat das Labor etwas entdeckt.«
»Sperma?«, fragte Lamond.
Ferguson schüttelte den Kopf. »Einbalsamierungsflüssigkeit.«
51
Freitag, 18. Mai, 19:24 Uhr
Er betrat den Einbalsamierungsraum. Der vertraute Geruch umfing ihn. Ein lockender Geruch. Es war, als käme er nach Hause. Dies
war
sein Zuhause.
Er durchquerte den Raum. Die Fahrstuhltür stand offen.
Das war ein gutes Zeichen. Er drückte auf den Knopf, und während er wartete, warf er einen Blick auf die Uhr: 19:24. Er war früh dran.
Aber er konnte nicht länger warten.
Erregung ergriff ihn.
Anna hatte ihn herbeigerufen, weil sie einen »Extra-Fall« hatte. In ihrer Stimme hatte etwas gelegen, das er bei ihr noch nie bemerkt hatte – Besorgnis, Angst, sogar Verzweiflung. Das wollte er wieder hören. Wenn er zupackte.
Er komme gern, hatte er gesagt.
Der Fahrstuhl hielt. Gleich hinter der Aufzugtür würde sie sein. Seine Muskeln spannten sich. Helle Flecken wirbelten durch sein Gesichtsfeld. Die Tür öffnete sich. Seine Beine wollten sich nicht bewegen.
Oh Mann.
Er hatte keine Ahnung, was da ständig mit ihm passierte, aber jetzt ging das auf keinen Fall. Nicht, wenn der Drang so stark war. Er bot alle Kraft auf und stolperte vorwärts.
Anna drehte sich um.
Seine Muskeln entspannten sich plötzlich. Der Drang schwemmte alles andere fort.
Ihre Blicke trafen sich. Auf Anna Keanes Gesicht erschien der Ausdruck, den er herbeigesehnt hatte.
Angst.
Sie wich zurück. »Craig? Sie kommen ja früh.«
Freitag, 18. Mai, 19:27 Uhr
Randall trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. Sein Blick ging durchs Fenster ins Freie. Auf der einen Seite der Hafen von Halifax, auf der anderen die Zitadelle. Es waren die beiden wichtigsten Bastionen der Stadt: im Hafen die Marine, auf der Festung die Armee. Eine sehr passende Aussicht.
Er dachte an John Lyons. Wie beharrlich er darauf bestanden hatte, das Büro mit dem besseren Hafenblick zu bekommen. Wie ein Zweijähriger, der einen Lutscher wollte. Er hatte gar nicht gemerkt, dass Randall an dem Büro nichts lag.
War er jetzt ebenso blind und begriff nicht, dass Randall ihn durchschaut hatte? Nicht einen Augenblick hatte er sich von Johns Erklärung täuschen lassen, er habe LMB nur bei dem Kredit von
CreditAngels
betrogen. John hatte noch mehr Leichen im Keller. Und sie warteten nur darauf, einen Totentanz zu veranstalten und sämtliche Partner mit hineinzuziehen.
Er blickte wieder auf die Uhr. 19:27.
Er presste die Lippen zusammen. Sie kam nicht.
Er würde nicht mehr länger warten. Der Vertrauensvorschuss war aufgebraucht. Was immer sie vorhin so aus der Fassung gebracht haben mochte, es war keine Entschuldigung dafür, dass sie einfach wegblieb. Sie würde Montag früh einiges zu erklären haben.
Er marschierte zum Fahrstuhl und drückte auf P2. Das Parkdeck war fast leer. Er ging zu seinem Jaguar E-Type hinüber. Beim Anblick des glänzend grün lackierten Wagens hob sich seine Stimmung. Himmel, was fuhr er dieses Auto gern.
Trotz seiner Verärgerung spielte ein leichtes Lächeln um seine Lippen.
Dann bemerkte er einen anderen Wagen, drei Parkplätze weiter. Das Lächeln verschwand.
Das sah ganz nach Kates Auto aus.
Er spähte durch das Fenster auf der Fahrerseite. Das Auto war leer. Er betrachtete das Wageninnere genauer. Die Rückbank war mit weißen Hundehaaren bedeckt.
Damit stand es fest. Es war ihr Auto.
Er holte sein Mobiltelefon hervor und wählte ihre Nummer.
Ein Telefon klingelte. Irgendwo in der Nähe.
Randall bekam eine Gänsehaut.
Er eilte die Rampe entlang. Sein Herz hämmerte laut. Kate war also doch hergekommen.
Aber wo steckte sie?
Das Klingeln kam aus größerer Nähe.
Randall verlangsamte seine Schritte und suchte mit dem Blick die Parkplätze ab.
Da lag etwas Silbernes, Glänzendes auf dem Betonboden. Er lief hin. Das Klingeln klang gespenstisch, fast bedrohlich.
Er hob das Handy auf und eilte zum Fahrstuhl.
Kate war auf dem Parkdeck gewesen.
Was war danach passiert? War sie vielleicht in ihrem Büro und ging noch einmal die Akte
TransTissue
durch? Hatte sie das Handy fallen lassen und es nicht bemerkt?
Er drückte auf
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