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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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den Fahrstuhlknopf und sprang förmlich durch die Tür, sobald sie sich öffnete. Der Fahrstuhl trug ihn zur Mitarbeiteretage hinauf. Randalls Puls beschleunigte sich immer mehr. Er rannte durch den Gang zu ihrem Büro. Auf der Etage herrschte Stille. Verdammt, wo waren die Leute denn alle? Hatten sie nichts zu tun?
    Er fand es empörend, dass seine Mitarbeiter am Freitagabend einfach nach Haus gingen. Der Geruch von angebranntem Kaffee stieg ihm in die Nase. Irgendjemand hatte die Kaffeemaschine in der Pausenecke vergessen.
    Sein Herz hämmerte noch schneller. Wenn Kate hier gewesen wäre, hätte sie das Gerät ausgeschaltet. Der Gestank war so durchdringend und ekelhaft, man konnte ihn gar nicht ignorieren.
    Er stürmte in Kates Büro.
    Ihm wurde flau. Ihr Schreibtisch wirkte unberührt, die Akten lagen in ordentlichen Stapeln für Montag bereit. Nirgendwo eine Jacke oder eine Aktentasche.
    Was zum Teufel war mit ihr passiert?
    Plötzlich hatte er ein Bild vor Augen, wie sie blutend dalag, die glatte Haut wächsern weiß.
    Mit dem Bild kam Angst. Schmerz.
    Und ihm wurde etwas klar.
    Er könnte es nicht ertragen, wenn ihr etwas zustieße.
    Er atmete tief durch. Er musste Ruhe bewahren. Er musste überlegen, was auf dem Parkdeck passiert sein konnte. Aus irgendeinem Grund war sie in panischer Angst davongerannt. Da war er sicher.
    Er fröstelte.
    War sie John begegnet?
    Randall versuchte, sich in Johns Lage hineinzuversetzen. Der Mann war verzweifelt. Das hatte man förmlich riechen können. Und Randall hatte diese Verzweiflung ausgenutzt, sie noch geschürt, indem er John immer mehr in die Enge trieb. Er hatte John vor dem Krisentreffen der Partner aus dem Gleichgewicht bringen wollen.
    War er dabei zu weit gegangen?
    Eigentlich hatte er das nicht angenommen. Aber er hatte auch nicht damit gerechnet, dass John auf dem Parkdeck Kate begegnen könnte. Er hatte John um 17:15 Uhr angerufen und war davon ausgegangen, dass er umgehend in die Kanzlei kommen würde. Als er nach fünfundvierzig Minuten immer noch nicht da war, war Randall endgültig wütend geworden. Er hatte nicht mehr warten wollen. Sondern endlich Antworten haben wollen. Sofort. Also hatte er Kate angerufen. Sie hätte ihn über
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ins Bild setzen können. Dass sie sich zunächst weigerte, in die Kanzlei zu kommen, hatte seine Wut noch verstärkt. Und dann war John erschienen. Zu dem Zeitpunkt war er bereits völlig außer sich gewesen über die Sauerei, die sein Scheißpartner angerichtet hatte und die er viel zu spät bemerkt hatte. Er hatte überhaupt nicht mehr daran gedacht, dass er Kate angewiesen hatte, sofort herzukommen.
    Was war er für ein Idiot. Er hatte geglaubt, Kate wolle ihm nur zeigen, was sie von ihm hielt. Er hatte eins und eins nicht zusammengezählt. John dagegen musste die Situation erfasst haben. Er musste erkannt haben, dass Kate ihn bloßstellen konnte.
    Damit hatte er allen Grund, die kleine Ms Lange zum Schweigen zu bringen.

52
    Freitag, 18. Mai, 19:27 Uhr
    Als sie aufwachte, hatte der Schmerz etwas nachgelassen. Aber sonst ging es ihr schlechter. Sie fühlte sich schlaff. Ihre Glieder waren schwer, als würden Gewichte auf ihnen lasten. Und sie fror. Sie spürte kaltes Metall unter sich.
    Sie zitterte. Ihre Brüste bebten.
    Sie war nackt.
    Mühsam hob sie die Lider. Gleißend helles Licht fiel ihr in die Augen, und augenblicklich schoss stechender Schmerz durch ihren Kopf. Sie kniff die Augen zu.
    Ein widerwärtiger Geruch drang ihr in die Nase.
    Es war der Geruch von Tod und Verwesung.
    Sie wusste wieder, wo sie war.
    In Anna Keanes kleinem Gruselkabinett. Sie lag auf dem Einbalsamierungstisch. Sie versuchte die Hände zu bewegen, aber ihre Handgelenke waren mit einem Plastikschlauch gefesselt. Ihre Beine auch. Panik stieg in ihr auf.
    »Craig?«, fragte eine Frau. Es war Anna Keane.
    Kates Herz begann schneller zu schlagen. Craig. Das konnte nur Craig Peters sein. Der Geschäftsführer von
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Der Mann, der den Bericht über das Zerlegen von Vangie Wrights/Mary Littlers Leiche unterzeichnet hatte.
    Sie hörte undeutlich jemanden sprechen. Dann sagte Anna Keane: »Warum kommen Sie nicht in einer halben Stunde wieder?«
    Stille.
    Jemand stolperte. Ein Mensch schlug schwer irgendwo auf. Dann ein dumpfes Ächzen. Kate musste sehen, was da vor sich ging. Sie drehte den Kopf von der Lichtquelle weg und zwang sich, erneut die Augen zu öffnen.
    Zwei verschwommene Gestalten bewegten sich ruckartig in ihr

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