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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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würde sie nie mehr aufhören. Marian wusste das. Deshalb hatte sie ihr die Nachricht geschickt. Sie wollte, dass Hope Lisas Zimmer betrat; sie wollte, dass Hope Lisas Sachen anfasste; sie wollte, dass es ihr leidtat, leidtat, leidtat.
    Nein. Ich werde stark bleiben.
    Sie verzog den Mund, als sie die Spieldose aus dem Regal nahm. Sie hatte Marian nie erzählt, dass Lisa das Geschenk kaum beachtet hatte. Als Kind hatte sie sich nichts aus Ballettröckchen und -schühchen gemacht. Marian wusste das nicht, denn damals hatte sie sich keine Mühe gegeben, ihre Enkelin besser kennenzulernen. Also war sie genauso schuld an allem wie Hope.
    Natürlich kannst du die Spieldose haben, Marian. Lisa hat nie daran gehangen. So wenig wie an dir.
    Hope kehrte zur Tür zurück. Ihre Hände zitterten. Die Spieldose entglitt ihr und schlug mit unharmonischem Klimpern auf dem Parkettboden auf. Hope brach der Schweiß aus.
    Sie musste sich hinlegen.
    Doch wenn sie sich hier im Zimmer hinlegte, würde sie nie wieder aufstehen.
    Sie griff nach der Spieldose. Der Deckel öffnete sich, und etwas flatterte zu Boden.
    Nein. Nein.
Lisa hatte die Dose nie verwendet. Sie hatte ihr nichts bedeutet.
    Wie kam dann das Foto da hinein?
    Hope hob es auf. Es traf sie tief. Sie wusste genau, wie es in die Spieldose geraten war.
    Lisa hatte es hineingelegt. Also musste die Dose ihr doch etwas bedeutet haben, denn das Foto hatte Eselsohren und war vom vielen liebevollen Anfassen zerknittert. Die Schrift auf der Rückseite war sogar verschwommen, weil Wasser darauf getropft war. Und auch wenn Hope es noch so gern abgestritten hätte, sie wusste, dass das Tränenspuren waren.
    Da kamen ihr selbst die Tränen. Große, heiße, zornige Tränen.
    Sie liefen ihr übers Gesicht und tropften auf das Foto der achtjährigen Lisa, so schwer, dass sich das abgegriffene Fotopapier unter ihnen bog. Hope wischte es an ihrem Pullover ab.
    Dann schaute sie es noch einmal an. Sie konnte sich nicht erinnern, wann das Foto entstanden war. Es sah aus, als wäre es vor einem Ferienhaus aufgenommen worden. Lisa saß auf einer Rasenfläche und umarmte einen großen, strubbeligen Hund. Ihr rundes Gesicht strahlte vor Freude.
    Hope hatte völlig vergessen, dass Lisa einmal so ausgesehen hatte – so sehr hatte sie sich an ihre resignierte, mutlose Miene der letzten Zeit gewöhnt.
    Sie las, was in kindlicher Handschrift auf der Rückseite stand.
    Ich und Rufus.
Ein großes Herz umrahmte die Worte.
    Die Tränen hatten Rufus’ Namen verwischt, aber das machte nichts. Hope erinnerte sich nun. Sie erinnerte sich an Rufus. Sie erinnerte sich, wie Lisa von ihm erzählt hatte. Immer wieder, bis Hope ihr schließlich verboten hatte, den Namen noch einmal in den Mund zu nehmen. So sehr war sie es leid gewesen, Lisa tagein, tagaus von diesem verdammten Hund reden zu hören, sie um einen eigenen Hund betteln zu hören.
    Hope klappte die Spieldose zu. Das verfängliche Foto steckte sie in ihre Hosentasche. Sie würde es zerreißen, es zerknüllen, jeglichen Beweis dafür vernichten, was für eine Mutter sie gewesen war.
    Sie hatte ihre eigenen Ambitionen über die Bedürfnisse ihrer Tochter gestellt. Von den Bedürfnissen ihres Ehemanns ganz zu schweigen.
    Nun war ihre Tochter nicht mehr da. Ihr Ehemann hatte sie schon vor langer Zeit verlassen.
    Damit blieb ihr nur noch ihr Beruf. Ihre Hoffnungen. Und diese Hoffnungen waren derzeit sehr groß. Der Supreme Court lag zum Greifen nahe. Solange sie sich nicht von Marian und ihren hinterhältigen Manövern in den Sumpf ziehen ließ.
    Hatte sie für ihre Arbeit nicht alles aufgegeben? Sogar die Hoffnung auf Erlösung?
    Lisa war tot. Und Hope würde ihre Fehler mit ins Grab nehmen. Nur sie selbst würde ahnen, welch tiefe Wunden sie in ihr hinterlassen hatten.
    Sie verließ den Raum und schloss leise die Tür hinter sich. Montag würde sie die Putzfrau bitten, Lisas Zimmer leer zu räumen.

27
    Mittwoch, 9. Mai, 10:07 Uhr
    »Wir haben da ein Problem«, sagte John Lyons. »Aber es ist lösbar.«
    Er saß am Kopfende des Konferenztischs, vor ihm lag eine aufgeschlagene Aktenmappe. Kate setzte sich auf den Stuhl rechts von ihm. Es war 10:07 Uhr, und John Lyons hatte sie in einen der kleineren Besprechungsräume auf der Etage der Partner bestellt.
    Kates Herz begann zu hämmern. Hatte er sie etwa hergerufen, um über den Fall MacAdam zu sprechen? Verstohlen blickte sie auf die Dokumente vor ihm auf dem Tisch und atmete erleichtert auf. Eins davon war

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