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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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Hepatitis C wohl nicht bei der Operation geholt. Aber die Ursache könnte in seinem Lebensstil liegen. Drogenkonsum zum Beispiel ist ein klarer Risikofaktor.«
    »Gut, bringen wir also diese Ermittlung auf den Weg.« John legte die Fingerspitzen aneinander. »Dann finden wir ja heraus, ob unser Mr Gallivant es zu wild treibt.«
    Mit gerunzelter Stirn überflog Kate die Unterlagen zu dem Fall aus den USA , den Morris MacNeil so großspurig erwähnt hatte. Diesmal hatte dieser Aufschneider sie ausgestochen. Es war beschämend. Eine Kanzlei wie LMB wollte in juristischen Dingen immer gut dastehen. Warum war ihr dieses Gerichtsverfahren entgangen? John hatte zwar nicht danach gefragt, doch die Frage hatte im Besprechungsraum nur zu offensichtlich in der Luft gelegen.
    Kate hatte beim Fall
TransTissue
eine Menge zu beweisen. Gegenüber John, der Kanzlei, ihren Kollegen und sich selbst. Und gegenüber Randall. Das hatte er sie deutlich wissen lassen. Sie konnte es sich nicht erlauben, sich von Marian MacAdams Gewissensbissen oder den Gespenstern ihrer eigenen Jugend ablenken zu lassen. Schließlich hatte sie bewusst einen Job in einer Kanzlei wie LMB angestrebt, um zeigen zu können, dass sie etwas taugte. Um sich Respekt zu erwerben. Nicht Mitleid oder Verachtung. Aber genau das würde sie sich einhandeln, wenn sie zum Ende der Probezeit entlassen wurde. »Sie hat’s nicht gepackt«, würden die Kollegen dann flüstern. »Sie war nicht gut genug.«
    Und es war nicht nur so, dass sie endlich mit einem Experten wie John Lyons eine Zivilklage bearbeiten durfte, sondern dieser spezielle Fall war auch noch der Traum eines jeden Anwalts. Er war aufregend, er erschloss juristisches Neuland. Sie würde an einem Präzedenzfall mitwirken. Wie viele Anwälte konnten das von sich behaupten? Danach wäre ihr Ruf gefestigt, und der Platz im Briefkopf von LMB wäre ihr sicher.
    Sie durfte das nicht vermasseln.
    Sie las die Urteilsbegründung aus den USA zweimal durch. Zum Glück war dieser Fall nur deshalb im Sinne des Klägers entschieden worden, weil die beklagte Firma bei der Verarbeitung des Gewebes nachlässig gewesen war. Die Firma hatte das verwendete Gewebe nicht ausreichend untersucht. Insbesondere waren keine Virentests durchgeführt worden. So war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis irgendein übler Krankheitserreger in ihren Produkten auftauchte.
    Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Als Nächstes musste sie
TransTissues
Richtlinien für die Gewebeverarbeitung einsehen und den Betrieb besichtigen.
Vor
dem Anwalt der Gegenseite.
    Wenn
TransTissue
das Gewebe korrekt verarbeitete – und Kate hoffte inständig, dass das der Fall war –, führte das gleich zur nächsten Frage: Wie stand es mit den Zulieferern von
TransTissue
? Das Unternehmen bezog sein Material von Gewebehändlern. Was waren das für Leute? Sie hatte noch nie von Firmen gehört, die auf Gewebeentnahme spezialisiert waren.
    Sorgen bereitete Kate vor allem die Tatsache, dass die Vorschriften für Gewebespenden brandneu waren – und nicht eben streng. Für die Überwachung der Verarbeitungsprozesse waren weitgehend die Firmen selbst zuständig. Auch dafür, mögliche Pannen zu melden – zum Beispiel die Übertragung einer Viruskrankheit durch ein Gewebeprodukt –, waren die Hersteller und Zulieferer verantwortlich. Und falls ein solcher schädlicher Effekt eintrat und gemeldet wurde, waren es wiederum die Firmen selbst, die von den Behörden damit beauftragt wurden, die Ursache zu ermitteln und zu berichten.
    Das war der wunde Punkt ihres Mandanten. Morris MacNeil hatte ihn bereits entdeckt. Nun würde er nicht mehr lockerlassen.
    Kate griff nach dem Telefon und wählte die Nummer, die John ihr gegeben hatte.
    »Melinda Crouse«, meldete sich eine Frau mit munterer Stimme.
    »Melinda, hier ist Kate Lange von LMB . John Lyons hat mich gebeten, Sie anzurufen. Es geht um ein paar Auskünfte.«
    »Natürlich. Ich habe schon mit Ihrem Anruf gerechnet. Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie gut gelaunt.
    »Ich brauche die Richtlinien für Ihre Herstellungsprozesse.«
    Melinda Crouse schwieg einen Moment. »Brauchen Sie alle?« Das klang nicht mehr ganz so fröhlich.
    »Ja.«
    »In Ordnung. Wird gemacht. Ich kopiere sie und schicke sie Ihnen morgen per Kurier.«
    »Wunderbar.« Kate legte Dankbarkeit in ihre Stimme. »Und dann noch etwas …«
    »Ja?« Jetzt wirkte Melinda Crouse längst nicht mehr so zuvorkommend.
    »Ich brauche die Begleitdokumente zu

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