Im Blut vereint
sorgfältig gefärbte Strähnchen.
Der Empfangsraum sah aus wie eines dieser Zimmer in Krankenhäusern, in denen Familienangehörige ungestört trauern oder beten konnten. Es gab mehrere bequeme, mit blassgrünem Baumwollsamt bezogene Sessel und einen Beistelltisch in Eiche. In einer Ecke stand ein Wasserspender.
Kate setzte sich in einen der Sessel und nahm die Papiere aus der Aktentasche.
Melinda saß ihr gegenüber. »Haben Sie alles erhalten, was Sie benötigen?«, fragte sie.
Kate lächelte. »Ja, vielen Dank. Ich wollte mit Ihnen ein paar Dinge durchgehen. Zunächst einmal: An dem Tag, an dem der Füller des Klägers gefertigt wurde, wurden insgesamt nur sechs Chargen des Gewebefüllers
NextGeneration
hergestellt?«
Melinda nickte. »Ja. Und über die Chargennummern für den Kniefüller haben wir die Spender ausfindig gemacht, deren Unterlagen ich Ihnen geschickt habe.«
Kate nahm eins der Dokumente zur Hand. »Ist es denkbar, dass die Spenderzertifikate von
TransTissue
ausgefüllt wurden und nicht von
BioMediSol
?«
Melinda schüttelte den Kopf. »Nein. Das Formular muss der Lieferant ausfüllen.«
»Wer prüft die Formulare?«
Melinda richtete sich auf. Sie wirkte jetzt etwas unsicher. »Äh … sie gehen an die Prüfabteilung. Die Leute dort überprüfen alles und schicken das Material dann in die Herstellung.« Sie zupfte ihren Rock zurecht. »Das steht auch in den Richtlinien, die ich Ihnen geschickt habe.«
»Wunderbar.« Aus dem Augenwinkel bemerkte Kate jemanden im Foyer. Ein braunhaariger Mann mit sehr breiten Schultern unter dem Jackett verschwand eben um eine Ecke.
»Ist dort die Abteilung, wo das Gewebe weiterverarbeitet wird?«, fragte Kate und deutete in die Richtung, in die der Mann verschwunden war.
Melinda nickte. »Ja.«
»Das interessiert mich schon lange. Meinen Sie, Sie könnten mich mal herumführen?«
Melinda lächelte und stand auf. Sie schien erleichtert, dass sie keine Fragen mehr beantworten sollte. »Natürlich, gern!«
Kate steckte die Papiere wieder in ihre Tasche und folgte der jungen PR -Dame. Sie gingen am Wachmann vorbei und bogen um die Ecke. Melinda zog ihren Sicherheitsausweis durch den Sensor und öffnete eine Flügeltür aus weißem Metall.
Kate folgte ihr. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss. Über ihr summten deutlich hörbar die Neonlampen.
»In den Bereich, wo
NextGen
hergestellt wird, können wir nicht rein, denn dafür bräuchten Sie Schutzkleidung und so«, sagte Melinda. »Aber ich kann Ihnen zeigen, wie die Produkte hergestellt werden, die nur aus Knochen bestehen.«
»In Ordnung.« Kate war enttäuscht. Sie wollte mit eigenen Augen sehen, wie der Knochenfüller gefertigt wurde, und herausfinden, ob es ein schwaches Glied in der Kette gab, an dem Morris ansetzen konnte. »Darf ich mir den Bereich vielleicht ein anderes Mal ansehen?«
»Äh … Dazu brauchen Sie die Genehmigung des Geschäftsführers. Der Zutritt zu dem Bereich ist strikt reglementiert.« Melinda lächelte entschuldigend.
Kate runzelte die Stirn. »Weshalb?«
»Wegen der Hygienevorschriften. Sie wissen schon, alles muss keimfrei gehalten werden und so weiter.« Melinda blieb vor einem großen Fenster stehen, durch das man in einen Raum blickte, der wie ein Labor ausgestattet war. »Hier ist der FADAL .«
»Der was?« Kate blickte sie fragend an. Es hatte wie »Vödahl« geklungen.
Melinda lächelte und deutete auf eine etwa zweieinhalb Meter hohe quaderförmige Maschine, in deren Mitte sich ein langer Tisch aus Stahl befand. Über dem Tisch war ein großer Bohrer montiert. »Der FADAL wird von den Labortechnikern über CAD -Software programmiert, das liefert sehr präzise Schnitte.«
Während Melinda dies erklärte, legte eine Frau in weißem Laborkittel und Schutzmaske einen Knochen auf den Stahltisch. Dabei achtete sie nicht darauf, dass Kate und Melinda ihr durch die Glasscheibe zusahen. Nachdem sie ein paar Knöpfe an der Maschine gedrückt hatte, zog sie den Bohrer nach unten. Feiner weißer Staub wirbelte auf. Als er sich verzog, sah Kate, dass die Maschine den Knochen in gleichmäßige Stifte geschnitten hatte.
»Der Knochen ist sicher vorher auf Krankheiten untersucht worden?«, fragte Kate.
Melinda nickte. »Ja. Dazu testen wir die Blutprobe, die mit dem Gewebe eingesandt wird. Sobald ein negativer Befund vorliegt, wird der Knochen vom Gewebe befreit und dann zur Weiterverarbeitung hierher geschickt.«
»Wofür braucht man solche Knochenstifte?«
»Diese hier
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