Im Blut vereint
dass in diesem Brief Richterin Carsons Berufung an den Supreme Court bestätigt wurde.
Bestimmt war sie nicht die erste Trinkerin, die dort Richter wurde.
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Dienstag, 15. Mai, 10:00 Uhr
Kate betrachtete den Stapel Mappen auf ihrem Schreibtisch. Er war fast einen Meter hoch. Melinda Crouse hatte Wort gehalten. Hier hatte Kate die angeforderten Richtlinien für das Testen und Verarbeiten von Gewebe.
Was sie am meisten interessierte, steckte jedoch in einem dünnen Umschlag, der oben auf dem Stapel lag. Sie griff danach und zog einen Satz Berichte heraus. Auf einem Post-it-Zettel, der am obersten Blatt befestigt war, stand in geschwungenen Buchstaben:
Anbei wie angefordert die Spenderzertifikate und die Ergebnisse der Bluttests für B . G. und D . R., M . C.
Es waren zwölf Dokumente von je zwei Seiten. Die erste Seite war jeweils das Zertifikat über die Eignung des Spenders. Im Briefkopf stand der Name
BioMediSol
. Von der Firma hatte Kate noch nie gehört, obwohl das Unternehmen eine Postfachadresse in Halifax hatte. Den Angaben ihres Mandanten zufolge musste es sich bei
BioMediSol
um einen Gewebehändler handeln, ein Unternehmen, das Spendern Gewebe entnahm und es an
TransTissue
lieferte, wo es weiterverarbeitet wurde. Zu jeder Gewebespende gehörten ein Zertifikat über die Eignung des Spenders und eine Blutprobe.
Die Feststellung der Spendereignung war der erste Schritt in dem Prüfverfahren, durch das festgestellt wurde, ob man das Gewebe für biomedizinische Zwecke nutzen durfte. In dem Zertifikat waren der Gesundheitszustand des Spenders und die Todesursache dokumentiert. Spender, die an einer chronischen Krankheit litten oder an Krebs oder einer Infektionskrankheit gestorben waren, galten als ungeeignet.
Kate überflog das erste Zertifikat. Der Name des Spenders war geschwärzt, aber die restlichen Informationen waren lesbar: Geschlecht, Alter, frühere Krankheiten, Risikofaktoren, Todesursache und -datum.
Sie prüfte jedes der zwölf Zertifikate genau. So weit, so gut. Die Spender hatten alle Eignungskriterien von
BioMediSol
mit Bravour erfüllt. Keiner von ihnen war zu alt, sie alle waren ziemlich gesund gewesen, keiner war an Krankheiten gestorben, die das Gewebe unbrauchbar gemacht hätten.
Damit war die Möglichkeit ausgeschlossen, dass
BioMediSol
für Brad Gallivants Hepatitis C verantwortlich war. Die Firma hatte ihren Teil der Qualitätskontrolle erfüllt.
Kate blätterte zur zweiten Seite der Berichte. Hier fanden sich die Ergebnisse der Blutuntersuchungen, die
TransTissue
selbst durchgeführt hatte. Ihr firmeneigenes Labor prüfte jede Blutprobe, die mit dem Gewebe geliefert wurde, auf Hepatitis B, Hepatitis C, HIV und Syphilis. Der Test maß die Antikörper oder Antigene für diese Erreger im Blut. Das Ergebnis wurde als reiner Zahlenwert festgehalten, den man in der Fachsprache als Titer bezeichnete. Für HIV bedeutete ein Titer über 1,0 ein positives Ergebnis. Wenn also der Titer eines Spenders beispielsweise 0,23 betrug, war der Betreffende HIV -negativ. Damit eine Gewebecharge für die Weiterverarbeitung infrage kam, musste der Titer des Spenders für jeden der vier Krankheitserreger innerhalb des Toleranzbereichs liegen.
Kate prüfte die Testergebnisse des ersten Spenders. Keiner der Titer lag außerhalb des Toleranzbereichs. Tatsächlich lagen alle Titer deutlich unter dem Normalwert. Das beruhigte Kate, und sie ging zum nächsten Bericht über. Und zum nächsten. Alles in Ordnung.
Der HIV -Titer des fünften Spenders ließ sie aufmerken. Er lag bei 0,53 – höher als bei den vorigen vier Spendern. Deren Titer lagen um 0,10. Aber er war immer noch im Toleranzbereich. Sie blätterte weiter zu Spender Nummer sechs. Wieder ein niedriger HIV -Titer. Beim siebten Spender das Gleiche.
Als sie die Ergebnisse für den achten Spender vor sich hatte, stutzte sie. Der HIV -Titer lag bei 0,53. Wie beim fünften Spender.
Sie prüfte die Werte des neunten Spenders. Auch bei ihm lag der HIV -Titer bei 0,53. Verwirrt blätterte sie die verbleibenden drei Testergebnisse durch. Der HIV -Titer dieser Spender lag ebenfalls bei 0,53.
Wie war es möglich, dass alle exakt den gleichen Titer hatten, bis auf die zweite Stelle hinter dem Komma genau?
Mit klopfendem Herzen überprüfte sie die Hepatitis-B-Titer bei diesen fünf Spendern. Sie stimmten überein. Ebenso die Hepatitis-C-Titer und die Titer für Syphilis.
Ungläubig starrte sie auf die Unterlagen.
Wie konnten die Titer von fünf
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