Im Blut vereint

verwendet man für Wirbelkörperverblockungen im Lendenbereich.«
    Auf Kates fragenden Blick fügte sie hinzu: »Das ist ein häufiger Eingriff an der Wirbelsäule. Wir fertigen auch Stifte für Operationen am vorderen Kreuzband an. Sie sorgen dafür, dass das Gewebe gut mit dem Knochen verwächst.«
    Die Labortechnikerin legte die Dübel in einen Behälter.
    »Was passiert mit den fertigen Knochenstiften?«, fragte Kate.
    Melinda lächelte stolz. »Alle unsere Produkte gehen danach in unsere Reinigungsanlage.«
    »Und wie funktioniert die?«
    »Das muss man sich wie eine große Waschmaschine vorstellen. Die Anlage reinigt den Knochen äußerst gründlich, und danach ist er keimfrei. Manche Produkte werden anschließend gefriergetrocknet. Dann sind sie versandfertig.« Sie warf Kate einen Blick zu. »Wir etikettieren jedes Produkt mit der Chargennummer. So lässt es sich dem oder den Spendern zuordnen.«
    »Beseitigt die Anlage auch HI - oder Hepatitis-Viren?«
    Melinda nickte. »Ich glaube schon. Aber das ist eigentlich gar kein Thema, weil wir ja bereits Bluttests durchführen, bevor wir das Gewebe weiterverarbeiten. Und der Gewebehändler überprüft schon vor der Entnahme von Gewebe, dass die Spender nicht krank waren.« Sie lächelte fröhlich. »So, damit wären wir am Ende der Führung angelangt. Haben Sie noch weitere Fragen?« Sie wandte sich ab und ging in Richtung Foyer.
    Kate hörte hinter sich Schritte. Sie sah sich um. Es war der Mann mit den breiten Schultern.
    »Nur eine Frage noch«, sagte sie zu Melinda. »Aber vielleicht sollten wir uns im Empfangsraum unterhalten …«
    »Wenn ich kurz stören darf …«, unterbrach der Mann.
    Er kam auf Kate zu und schaute sie dabei aus braunen Augen forschend an. Melinda wurde verlegen. »Oh, Mr Duggan, ich hatte Sie gar nicht bemerkt …«
    Kate erwiderte den Blick des Geschäftsführers. Er wirkte recht jung, wie Mitte vierzig, und hatte das Aussehen eines Footballspielers, der sich gut gehalten hatte.
    »Das macht doch nichts, Melinda.« Er lächelte ihr flüchtig zu.
    Kate reichte ihm die Hand. »Mr Duggan, ich bin Kate Lange.«
    Sein Händedruck war fest und warm. »Ms Lange, ich habe schon viel von Ihnen gehört.« Er lächelte. Seine Zähne waren ebenmäßig und weiß. »Und zwar nur das Allerbeste. Wie es heißt, helfen Sie John dabei, eine wasserdichte Verteidigung für uns vorzubereiten.«
    Kate lächelte. »Ich tue mein Bestes. Dazu würde ich übrigens gern die Anlage besichtigen, in der die Knochenfüller hergestellt werden.«
    Duggan nickte. »Wir werden schauen, was sich einrichten lässt. Und was war das für eine Frage, die Sie Melinda noch stellen wollten? Vielleicht kann ich sie beantworten.«
    »Ich habe die Spenderunterlagen für den Knochenfüller erhalten, der beim Kläger verwendet wurde. Fünf der Spender haben bei den Bluttests exakt die gleichen Werte. Die gleichen Titer. Ich frage mich, wie das sein kann.«
    Er konnte seinen Schreck nicht verbergen, obwohl er es versuchte. »Exakt die gleichen?«
    »Ja. Halten Sie es für möglich, dass
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Ihnen zu den fünf Spendern die gleiche Blutprobe geschickt hat?«
    Melinda schnappte nach Luft. Bob Duggan blickte sie irritiert an und wandte sich dann an Kate. »Ich werde dem nachgehen. Das ist extrem ungewöhnlich. Ich versichere Ihnen, der Leiter unserer Prüfabteilung sieht sich die Ergebnisse der Bluttests genau an, bevor das Gewebe weiterverarbeitet wird. Vielleicht sind irgendwelche Unterlagen durcheinandergeraten …«
    »Hoffentlich.« Sie sah ihm fest in die Augen. »Ein Fehler könnte sehr unangenehme Konsequenzen für
TransTissue
haben. Von den Patienten, die das Allotransplantat erhalten, ganz zu schweigen.«
    So oberlehrerhaft hatte sie es nicht ausdrücken wollen, aber seit sie beobachtet hatte, wie entgeistert er war, machte sie sich die größten Sorgen um die Verteidigung von
TransTissue
.
    Bob Duggan runzelte die Stirn. »Das ist mir sehr wohl bewusst, Ms Lange.« Er begleitete sie zum Haupteingang. »Bitte schicken Sie die Unterlagen noch heute per Kurier zurück.« Er hielt ihr die Tür auf. »Wegen der Besichtigung der
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Anlage wird sich bald jemand bei Ihnen melden.«
    »Vielen Dank.« Sie verließ das Gebäude, in Gedanken immer noch bei Bob Duggans Reaktion auf ihre Entdeckung. Er war genauso entsetzt gewesen wie sie.
    Verdammt
.
    Hoffentlich würde Bob Duggan beim Durchsehen der Unterlagen eine einleuchtende Erklärung für die identischen Ergebnisse