Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
Vom Netzwerk:
schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Wissen Sie, ob er zu Lisa Kontakt hatte?«
    Als Lisas Name fiel, wurde sie blass. Diese eiskalte Fassade war noch brüchiger, als er vermutet hatte. Was mochte daran nagen? Der Alkohol?
    Oder Schuldgefühle?
    Schuldgefühle konnten sich selbst ins kälteste Herz einschleichen und auch den Abgebrühtesten unmerklich schwächen, sodass irgendwann die eine richtige Frage genügte, um ihn zusammenbrechen zu lassen. Unwiderruflich.
    »Nicht, dass ich wüsste.« Ihre Stimme klang fest.
    »Hat er Sie jemals bedroht?«
    »Ja.«
    Ethan griff nach seinem Notizblock. »Wann war das?«
    »Am Tag seiner Verurteilung. Er dachte, ich hätte mich nicht energisch genug für ihn eingesetzt. Er sagte, er würde es mir nach der Entlassung heimzahlen.«
    Ethan sah ihr prüfend ins Gesicht. Sie erwiderte den Blick. Hart, aggressiv, aber nicht ausweichend. Verdammt, er glaubte ihr. »Hat er das irgendwie präzisiert?«
    Sie lachte wieder schroff. »Nein. Aber er hatte eine Menge Zeit, um etwas auszuhecken.«
    Ethan beugte sich vor. »Sie kannten ihn. Denken Sie, er wäre in der Lage, diese Verbrechen zu begehen?«
    Sie wandte den Blick ab. Ethan bemerkte, dass sie zur Whiskeykaraffe schaute. Dann sah sie ihn wieder an. Sie wusste, dass ihm die Richtung ihres Blicks nicht entgangen war. Sie setzte sich auf. »Das weiß ich nicht«, sagte sie knapp. »Er war nicht gerade klug. Seine Freundin hat er in einem Wutanfall ermordet.« Sie schnipste mit den Fingern. »Es war ein klassisches Verbrechen aus Leidenschaft. Aber manchen Tätern fällt das Morden nach dem ersten Mal sehr viel leichter. Arnold hat schon einmal eine Leiche zerstückelt. Und er hatte fünfzehn Jahre Zeit, um Pläne zu schmieden. Ich denke, er könnte die Morde begangen haben.«
    Sie sprach sachlich, als würde sie vor einem Richter die Beweislage erörtern. Ethan beobachtete sie genau. Wieder wies nichts darauf hin, dass sie ihm etwas vorspielte. Ihre Körpersprache erweckte den Eindruck von Offenheit.
    Wider Willen begann Ethan an seinem Verdacht gegen Carson zu zweifeln.
    »Haben Sie irgendeine Idee, wo er sich aufhalten könnte? Er wurde vor über einem Jahr entlassen. Bei seinem Bewährungshelfer hat er sich seit drei Monaten nicht mehr gemeldet.«
    »Das passt ja.« Sie verzog den Mund. »Nein. Ich habe keine Ahnung. Ich glaube, er hatte Verwandte an der Südküste, aber wer weiß? Das war vor fünfzehn Jahren.« Sie zuckte die Schultern. Ihre Bluse klaffte ein wenig auf. Ethan blickte ihr unverwandt ins Gesicht.
    Sie stand in einer fließenden Bewegung vom Sofa auf. »Entschuldigen Sie, aber ich muss jetzt arbeiten.«
    Ethan erhob sich. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich noch etwas umschaue, bevor ich gehe?«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Im Laufe des Gesprächs war die Feindseligkeit aus ihrer Miene gewichen, doch nun wurde ihr Blick wieder hart. »In meiner Wohnung haben schon genug Polizisten herumgeschnüffelt. Sehen Sie sich die Berichte an, Detective. Da steht alles. Inklusive Haarproben, Fingerabdrücken, Fotos.«
    Das wusste er natürlich. Aber einen Bericht zu lesen war nicht das Gleiche, wie sich noch einmal mit unverbrauchtem Blick in Lisas Zimmer umzuschauen, jetzt, nach zwei weiteren Morden. »In Ordnung.«
    Sie ging zur Tür. Er nahm den langen Weg um das Sofa herum, sodass er an ihrem Computertisch vorbeikam. Dabei betrachtete er die Aktenstapel und entdeckte das Whiskeyglas.
    Also hatte sie wirklich vor seiner Ankunft getrunken.
    Auf dem Weg zur Tür warf er noch einen letzten Blick auf den Schreibtisch. Ein Brief fiel ihm auf.
    Justizministerium, Die Regierung von Kanada
stand im Briefkopf. Er konnte gerade noch
Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu dürfen
lesen, dann unterbrach ihn Richterin Carson.
    »Ich habe Sie gebeten zu gehen, Detective.«
    Er drehte sich gelassen zu ihr um. »Selbstverständlich, Euer Ehren. Oder sollte ich »Madam Justice« sagen?«
    Sie wurde rot.
    Das erlebst du nicht noch einmal.
    »Werden Sie nicht unverschämt.«
    Er steckte den Notizblock ein. »Ich rufe Sie an, wenn ich Mr Arnold ausfindig gemacht habe. Bitte lassen Sie es mich sofort wissen, wenn Sie ihn sehen oder von ihm hören.«
    »Keine Sorge, Detective. Ich bin nicht dumm.«
    »Keine Sorge, Euer Ehren.« Er ahmte ungerührt ihren Tonfall nach. »Das würde auch niemand von Ihnen vermuten.«
    Er schloss die Tür hinter sich und verließ das Haus. Auch wenn er nicht alles hatte lesen können, war er sicher,

Weitere Kostenlose Bücher