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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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Spendern für vier verschiedene Krankheitserreger genau gleich sein?
    Das war nicht möglich.
    Das konnte nicht stimmen.
    Sie blätterte die Papiere nochmals durch. Sie hatte sich nicht verlesen. Fünf Spender hatten bei allen vier Tests exakt die gleichen Titer.
    Warum war das
TransTissue
nicht aufgefallen?
    Sie griff zum Telefon, um Melinda Crouse anzurufen. Dann legte sie den Apparat wieder hin. Besser, sie schaute sich bei
TransTissue
einmal persönlich um. Denn wenn sie sich schon fragte, was zur Hölle dort vor sich ging, würde Morris MacNeil sich das ohne Zweifel ebenfalls fragen. Ein Glück, dass ihm die Ergebnisse der Bluttests noch nicht vorlagen.
    Kate sah auf die Uhr. Es war 10:30 Uhr.
    »Ich habe ein paar Termine mit Mandanten«, sagte sie zu Liz. »Ich bin zur Mittagszeit zurück.«
    TransTissue
hatte seinen Sitz in einem neuen Gebäude in einem Industriegebiet von Dartmouth, der Nachbarstadt von Halifax. Kate fuhr über die Brücke, die beide Städte verband. Links glänzte das tiefblaue Wasser des Bedford Basin verheißungsvoll im Licht der Frühlingssonne. Kate fuhr auf den Highway und nahm die Ausfahrt zum Industriegebiet.
    Sicherlich gab es eine gute Erklärung für die Testergebnisse, aber Kate fiel keine ein. Während sie ihren Wagen durch die Straßen des Industriegebiets lenkte und nach dem Blue Ridge Crescent Ausschau hielt, nagte etwas an ihr.
    Sie war falsch abgebogen. Bisher war sie noch nie so tief in dieses Industriegebiet vorgedrungen. Der Blue Ridge Crescent lag ganz am hintersten Ende, wo der Kiefernwald begann. Kate bog in die Straße ein. Sie war lang und gewunden. Völlig leer. Eine gepflasterte Fahrspur inmitten von immergrünen Bäumen. Gerade als Kate sich fragte, ob sie die Adresse falsch notiert hatte, erblickte sie ein großes, vierstöckiges Gebäude mit rosafarben verspiegelten Fenstern. Sie fuhr darauf zu. Beim Näherkommen bemerkte sie dahinter ein weiteres rechteckiges Gebäude mit zwei hohen metallenen Schornsteinen. Grauer Rauch stieg aus ihnen in den blauen Himmel und verlor sich zwischen den Wipfeln der Kiefern.
    Kate stellte ihren Wagen auf dem Besucherparkplatz ab, nahm ihre Aktentasche und betrat das Foyer des Hauptgebäudes. Mit den makellos weißen Wänden und der blassblauen und grünen Einrichtung erinnerte es mehr an ein Krankenhaus als an ein Bürogebäude. An der Wand hingen gerahmte Poster, auf denen die Erzeugnisse von
TransTissue
dargestellt waren. Eins fiel Kate besonders ins Auge:
NextGeneration Bone Filler
. Dieses Produkt war bei der Knieoperation des Klägers verwendet worden. Obwohl sie sich inzwischen ausführlich über Knochenfüller informiert hatte, war sie nach wie vor baff, bei wie vielen medizinischen Eingriffen Leichengewebe zum Einsatz kam.
    Kate ging zum Schalter für die Eingangskontrolle. Der Wachmann beobachtete sie bereits. Als sie vor ihm stand, musterte er sie von oben bis unten. Für Charme würde er nicht empfänglich sein.
    »Ich möchte Melinda Crouse sprechen. Aus der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit.«
    Er nickte, suchte ihre Telefonnummer heraus und wählte. Kate wartete. Sie war froh, dass sie nicht im Voraus angerufen hatte. So hatte sie den Überraschungseffekt auf ihrer Seite.
    Der Wachmann telefonierte kurz und legte dann auf. »Ms Crouse kommt sofort.« Er reichte Kate ein Umhängeband mit einem Besucherausweis. »Bitte tragen Sie sich ein.«
    Zu Kates Enttäuschung hatte er für sie ein neues Blatt der Besucherliste aufgeschlagen. Sie hatte gehofft, die Liste überfliegen zu können, um herauszufinden, ob Morris MacNeil schon »vorbeigeschaut« hatte.
    »Hallo.« Hinter ihrem Rücken war die muntere Stimme von Melinda Crouse zu hören. Kate wandte sich um. Vor ihr stand eine junge Frau Mitte zwanzig, die sie freundlich, aber auch überrascht begrüßte.
    »Hallo Melinda.« Kate reichte ihr die Hand. Melindas Händedruck war schlaff. »Es tut mir leid, dass ich einfach so vorbeischaue, aber Ihre Unterlagen sind angekommen, und ich habe da ein paar Fragen.
    »Selbstverständlich, kein Problem«, sagte Melinda mit einem Lächeln, das so munter wirkte wie ihre Stimme. »Wir können uns dort drüben unterhalten.« Sie wies auf ein kleines Empfangszimmer neben dem Foyer.
    »Wunderbar.« Während Kate ihr folgte, betrachtete sie Melinda genauer. Sie trug ein marineblaues Kostüm von der Stange und spitze Schuhe mit Absätzen, die etwas abgelaufen waren. Ihr blondes Haar, das sie aus dem Gesicht gekämmt trug, hatte

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