Im Blutkreis - Roman
öffnen. Dann schreibt er, dass er sich immer schlechter fühlt. Ich denke, dass der Schlüssel vergiftet war. Die Mörder müssen das Schloss so manipuliert haben, dass jedes Mal, wenn Elias versuchte, es mit Gewalt zu öffnen, das Gift in seinen Körper eindrang.«
»Sie haben…«
»Ja, Nathan, sie haben ihn gekriegt, so wie sie auch Sie kriegen werden. Je weiter ich in diese Geschichte eindringe, desto stärker habe ich das Gefühl, dass sein und Ihr Schicksal miteinander verbunden sind. Nachdem die Mörder zunächst versucht hatten, Sie zu töten, versuchen sie jetzt, Sie in eine Falle zu locken.«
»Ich verstehe Ihre Befürchtungen, aber Sie irren sich, Ashley, diesmal bin ich ihnen eine Nasenlänge voraus.«
»Sie verstehen nicht. Erkennen Sie denn nicht, wie sehr diese Geschichte an Ihre eigene erinnert? Von einem bestimmten Punkt der Nachforschungen an ist jeder Hinweis, den Elias entdeckt hat, absichtlich auf seinen Weg gelegt worden. Wie Sie ist er dem Tod entgangen, wie Sie hat er den Weg des Bösen zurückverfolgt, aber am Ende haben sie ihn gekriegt. Bald wird es Sie treffen.«
Nathan ignorierte Woods’ Schlussfolgerung und fragte: »Ist das alles, was Sie über das Manuskript sagen können?«
»Nein, ich habe etwas noch viel Erschreckenderes gefunden. Und darüber wollte ich eigentlich mit Ihnen sprechen.«
»Was?«
»Als ich es unter einer Digitalkamera analysierte, die die verschiedenen Farbspektren erkennt, habe ich eine unsichtbare Schrift entdeckt, ein Palimpsest, eine neue Passage in Form eines mystischen Dialogs, der sich unter dem Text der letzten Seiten verbarg. Etwas absolut Verrücktes … Hören Sie.«
Nathan hörte das Rascheln von Seiten, die umgeblättert wurden, und dann erneut Woods’ Stimme:
» ›Wer bist du, o Verdammter! Ich habe auf meinem Weg niemals jemanden gesehen, der merkwürdiger aussah als du, strahlender, kommst du aus der Welt der Dschinns, der Menschen oder der Toten?‹
›Ich bin der Diener meines Herrn, der mir Macht über die Afrit gegeben hat.‹
›Was ist das für eine Macht?‹
›Die, über Leben und Tod der Feinde des Allerhöchsten Gottes zu entscheiden.‹
›Hast du mich den Lebenden entrissen, du, der du die Erde mit deinen Zähnen unterwühlst, der du im Schoß der Welt lebst? Du, der du den schlafenden Seelen den Tod gibst, indem du ihre Zunge in dich aufnimmst?‹
›O Sohn Adams, ich habe von Gott diese Macht!‹
›Wo ist dein Schutz?‹
›Auf dem Qalfatîr, der den Namen von Jesus, Sohn des Allerhöchsten Gottes, trägt, durch meine Eigenschaft und durch meinen Namen.‹
›Wie lautet dein Name?‹
›O Sohn Adams! Ich habe vierundzwanzig Namen, für dich bin ich Gafhaïl.‹
›Warum kommst du zu mir, während ich doch sterbe?‹
›Fürchte nichts mehr, ich werde dich nicht noch mehr quälen, ich bin gekommen, um dich zu befreien, trink diesen Becher.‹
›Was willst du von mir?‹
›Durch die Wahrheit Gottes, der das Mysterium und das Geheimnis kennt, habe ich dich erwählt, ich werde in dein Fleisch schlüpfen, Sohn Adams, ich werde deine Seele sein, du wirst mein Gesicht sein, du wirst der Arm sein, der das Schwert hält. Du wirst aus deiner Asche wiedergeboren werden, wir werden eins sein, und gemeinsam werden wir durch die Finsternis schreiten …‹«
»Das ist völlig verrückt … Das ist, als kehrte er ins Leben zurück«, sagte Nathan leise.
»Ja, als schlüpfte jemand, ein höherer Geist, in seinen Körper …«
»Gafhaïl …«
»Das ist vermutlich der koptische Name für den Erzengel Gabriel …«
»Das deckt sich mit der Legende von Darwisch. Elias ist einer der Ihren geworden … Er ist ein Engel geworden …«
»Was bedeuten würde, dass dieses Manuskript ihnen gehört.«
»Vermutlich, aber all das ist vor drei Jahrhunderten geschehen. Wir verschwenden unsere Zeit, ich muss wissen, wo sich die Mörder verstecken, dieser Text wird uns nicht mehr weiterhelfen.«
»Sie irren sich, Nathan.«
»Was meinen Sie damit?«
»Ich habe genauso reagiert wie Sie, aber als ich nachdachte, begriff ich, dass er uns möglicherweise nicht all seine Geheimnisse preisgegeben hat.«
»All seine Geheimnisse?«
»Wir haben der Schrift vertraut, während weitere Antworten sich anderswo verbargen, auf dem Objekt selbst.«
»Ich verstehe nicht, das müssen Sie mir erklären!«
»Ich habe eine Reihe von Proben von dem Velin genommen und sie anschließend unter dem Mikroskop analysiert. Ich habe eine
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