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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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Menge interessanter Dinge gefunden, Salzkristalle, Staub, Schimmel … Und bei meinen weiteren Untersuchungen bin ich auf eine große Anzahl von Blütenstaubpartikeln gestoßen, eines sehr seltenen Blütenstaubs.«
    »Was für einen?«
    »Die Adenium. Eine Blume … eine Wüstenblume. Damit dieser Blütenstaub auf das Manuskript gelangen konnte, muss es sich in einer Region befunden haben, wo diese Blume wächst.
Die meisten Partikel waren vollkommen ausgetrocknet und rissig, was bedeutet, dass sie sehr alt sind. Andere dagegen waren frisch, als wären sie erst vor kurzem auf das Manuskript gelangt.«
    »Und das bedeutet?«
    »Dass das Manuskript sich sehr lange am selben Ort befunden hat, Jahrhunderte vielleicht, und dass es erst kürzlich von dort fortgebracht worden ist.«
    »Wo?«, fragte Nathan begierig.
    »Theoretisch wächst die Adenium von Saudi-Arabien bis Südafrika, aber hier haben wir es mit einer ganz bestimmten Unterart zu tun, der Adenium caillaudis , die nur in einer ganz bestimmten Region der Erde wächst … Sie ist heimisch an den Ufern des Nils, im Süden der nubischen Wüste.«
    »In Nubien …«
    »Ja, diese Zone erstreckt sich ganz genau im Norden von Khartum, im Sudan … Hallo? Hallo, Nathan? Sind Sie noch dran … ?«
    50
    Eine schwarze, gerade Straße, gesäumt von der Wüste, die bunten Schleier der Frauen, die in der Nacht zitterten, das Rauschen eines Radios, aus dem orientalische Klänge drangen … Nathan saß in dem Bus, der gen Süden brauste, der verbrannten Erde des ehemaligen Nubien entgegen.
    Während der Tag sich über der Stadt neigte und die kraftvollen Gesänge der Muezzins sich einstimmig in den goldenen Sonnenuntergang erhoben, hatte Nathan seine Reisetasche gepackt und sich auf den Weg zum Busbahnhof Sidi Gaber gemacht, wo er in den Bus gestiegen war, der über Kairo nach Assuan fuhr. Von dort aus würde er den Nassersee überqueren
und den Hafen Wadi Halfa im Sudan erreichen können. Im Taxi hatte er ein letztes Mal den Wellen zugeschaut, die sich an der Uferpromenade brachen, und zugelassen, dass die Gischt sich mit den Fetzen seines toten Gedächtnisses vermischte. Er hatte keine präzise Vorstellung von dem Ort, an dem sich diejenigen versteckten, die er suchte, und doch hatten Woods’ jüngste Enthüllungen ihm eine neue Sicherheit gegeben, und auf eine Art, die er sich nicht erklären konnte, wusste er, dass er sie dort, irgendwo im Herzen der Wüste, finden würde.
    Mehr denn je musste er sich von seinem Instinkt leiten lassen, um die allerletzte Wahrheit zu entdecken.
     
    Der Angestellte von Upper Egypt hatte versucht, ihm diese Reise, die mehr als fünfzehn Stunden dauern würde, auszureden, aber Nathan wusste, dass dies die einzige Möglichkeit war, unbemerkt ins Land zu kommen. Woods hatte ihn gewarnt, er selbst war davon überzeugt: Die Mörder warteten auf ihn. Der Flughafen von Khartum wäre der erste Ort, wo sie versuchen würden, ihn abzupassen. Und diesen Fehler durfte er nicht begehen.
    Die Fahrt dauerte zwei Stunden. Zwei lange Stunden, Schulter an Schulter mit den anderen Passagieren, zwei Stunden, in denen Nathan sich bemühte, einen klaren Kopf zu bekommen. Und doch spürte er bereits, dass Erinnerungsblöcke die bewegte Oberfläche seines Bewusstseins durchstießen. Er musste sie kommen lassen, zulassen, dass die Verwandlung sich von selbst vollzog.
    Er konzentrierte sich darauf, wie er weiter vorgehen wollte: Sein Visum würde er an der Grenze gegen Geld bekommen; anschließend würde er eine Kontaktperson brauchen, um ein Fahrzeug mieten zu können, mit dem er sich frei bewegen konnte. Und er brauchte eine Waffe, eine leichte, leistungsfähige, und Munition. Dann würde er noch weiter hinunterfahren, am Nil entlang, zur Grenze Schwarzafrikas. Er wusste, dass sein Gedächtnis
den Rest besorgen würde, diesmal würde es ihn nicht verraten, es würde ihn zuverlässig zu ihnen führen.
    Gegen halb neun kamen im abendlichen Dämmerlicht die Vororte von Kairo in Sicht. Der Bus fuhr in Richtung Stadtzentrum zum Busbahnhof Turgoman. Nachdem er ausgestiegen war, blieb ihm gerade genug Zeit, Mineralwasser und Lebensmittel zu kaufen, dann musste er schon in ein anderes, fast leeres Fahrzeug steigen, das bereits mit laufendem Motor auf ihn wartete. Sie brauchten fast eine Dreiviertelstunde, um aus dem Verkehr herauszukommen und endlich die Wüstenstraße nach Minieh, Assiut, Al-Balyana, Queneh zu erreichen … Erschöpft und schweißgebadet lehnte

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