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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
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anstrengende
    Macke, dass sie mir ständig einzureden versuchte, ich sei ein hoffnungsloser Psycho. Sie hatte wahnsinnige A ngst, dass ich mich auch an der
    neuen Schule danebenbenehmen und sie wieder blamieren könnte. Und weil sie trotzdem unbedingt wollte, dass ich aufs Gymnasium ging,
    schickte sie mich vorab zu einem Heilpraktiker in Prenzlauer Berg. Der sollte mich mal richtig durchchecken. Herausfinden, warum mein
    Verhalten immer so seltsam war, und mich sozusagen »gymnasium-ready« machen. Nachdem ich in der Praxis haufenweise Tests und lästige
    Fragen über mich hatte ergehen lassen, war die Diagnose eindeutig: A DHS – A ufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom. Und damit
    hatte sich der Verdacht meiner Mutter bestätigt: Ich war tatsächlich psycho! Nun ja, zumindest war ich nicht ganz normal. Die Ä rzte
    verschrieben mir Ritalin, was ein krasses A ufputschmittel ist, das bei hyperaktiven Kids angeblich genau umgekehrt wirkt. Es sollte mich
    beruhigen. A ls ich mir allerdings zu Hause den Beipackzettel durchlas, wurde mir ziemlich schwindelig. Die darin aufgeführte Liste der
    Nebenwirkungen konnte sich sehen lassen:

    Müdigkeit
    Übelkeit
    A ppetitlosigkeit
    Blutdruckstörungen
    Schwindel
    Erschöpfung
    Depressionen
    Ä ngste
    Verdauungsstörungen
    Wachstumsverzögerungen
    Schlaflosigkeit
    Konzentrationsstörungen
    Ticks
    A ggressionen
    Verändertes Empfinden
    Veränderte Wahrnehmung
    Magenbeschwerden
    Reizbarkeit
    Verschwommenes Sehen
    Mittlerweile haben sie übrigens herausgefunden, dass Ritalin das Verhalten von hyperaktiven Kindern sogar noch verschlechtert. So viel dazu.
    A ber ich nahm das Zeug von nun an täglich – meiner Mutter zuliebe. Sie redete sich ein, dass ich nur so Chancen auf das Gymnasium hätte,
    und meldete mich an der Schule ihrer Träume an. Und ich bekam sogar einen Platz! Mit Biegen und Brechen, aber trotzdem: A b der fünften
    Klasse sollte ich nun ein stolzer Gymnasiast sein. Na ja, zumindest meine Mutter war stolz, und ich tat, was ich konnte, damit sie glücklich
    war. Vollgepumpt mit meinen legalen Drogen, klappte das mit der Konzentration irgendwann sogar tatsächlich besser. Ich war weniger
    unruhig und nahm total ab, ich überlegte schon, ob man die kleinen Pillen vielleicht an Weight Watchers weiterempfehlen sollte. Tatsächlich
    war mir allerdings weniger zum Scherzen zumute. Ich hatte das Gefühl, dass ich auf Ritalin irgendwie nicht mehr ich selbst war, und ich war
    mir nicht sicher, was längerfristig mit mir passieren würde.
    Tanz der Teufel

    Es dauerte nicht lange, bis ich es herausfand. In den Sommerferien beschlossen mein A rzt und meine Mutter, dass ich das Medikament
    absetzen sollte. Schließlich musste ich ja nicht für die Schule lernen – und Ritalin war ganz schön teuer. Leider war ich mittlerweile so
    dermaßen an das Zeug gewöhnt, dass ich ohne meine tägliche Dosis total durcheinandergeriet. Einfach so, von heute auf morgen, damit
    aufzuhören war ziemlich fahrlässig. Ich lief kopflos durch die Straßen und fühlte auf einmal eine dröhnende Leere in mir. Ich wusste
    überhaupt nicht mehr, was ich mit mir anfangen sollte, so ganz allein mit mir selbst – ohne Ritalin. A ll meine Freunde waren irgendwohin in
    den Urlaub geflogen, während ich meine Ferien im Getto verbringen musste. Der einzige Junge aus der Siedlung, der auch zu Hause
    geblieben war, war Marco. A lso hing ich eben mit dem ab, obwohl ich sonst nicht viel mit ihm zu tun hatte. Er war ein Jahr älter als ich, das
    fand ich zumindest cool. Er merkte schnell, dass ich ein nachdenklicher, sensibler Typ war, also erzählte er mir ständig Märchen und
    Gruselstorys. Das faszinierte mich irgendwie. Eines Tages kam er mich besuchen – und hatte diverse Horrorfilme im Gepäck: Freitag, der 13.
    und Tanz der Teufel . Ziemlich harter Stoff für einen Zwölfjährigen. Ich hatte eigentlich auch gar keinen Bock auf so was, ich stand vielmehr
    auf Rambo, Rocky oder Robocop. A ber Marco ließ nicht locker, also schauten wir seine Filme. Und es war schlimmer, als ich erwartet hatte:
    das blanke Grauen! Ich hatte Todesangst. In dieser Nacht pennte Marco bei mir – auf dem Boden vor meinem Bett. Wir schliefen beide tief
    und fest, bis ich plötzlich um drei Uhr morgens aufschreckte. Mein Bett war total nass geschwitzt. Mein Herz klopfte wie ein Techno-Track:
    mindestens 200 bpm. Ich fühlte mich wie auf Drogen. Es war der reinste Horrortrip. Ich war mir sicher: Jetzt kommt mich der

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