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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
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Teufel holen!
    In heller Panik lief ich zu meiner Mutter ins Schlafzimmer und rüttelte sie wach. A ngstschweiß perlte von meiner Stirn. Meine A ugen waren
    weit aufgerissen, und ich war mir sicher, ganz ehrlich und aus tiefster Überzeugung sicher, dass das Böse von mir Besitz ergriffen hatte. Ich
    sprang vor ihrem Bett herum und schrie wie am Spieß: »Mama, der Teufel ist da! Er ist gekommen, um mich mitzunehmen.« Meine Mutter
    war natürlich total geschockt. Sie wusste ja sowieso nie, wie sie mit mir umzugehen hatte, und in dieser Nacht war sie ganz besonders hilflos.
    A nstatt mich in den A rm zu nehmen und zu beruhigen, was wohl das Beste gewesen wäre, rannte sie vor lauter Sorge selbst wie ein
    aufgescheuchtes Huhn durch die Wohnung und schickte Marco nach Hause. Ich lag die ganze Nacht wach und spürte, wie irgendetwas in
    meinem Inneren sich verändert hatte.
    Diese Sommerferien gingen in die Geschichte ein – als die schlimmsten meines Lebens. Der Teufel stattete mir von dieser Nacht an immer mal
    wieder einen Besuch ab. Es lief immer gleich ab: Ich wachte auf, horchte in mich hinein, ob vielleicht irgendetwas mit mir nicht in Ordnung
    war – und dann war der Satan auch schon bei mir. Ich bekam schließlich A ngst vor meinen eigenen Gedanken. Ich konnte nicht mehr
    schlafen, ging nächtelang spazieren, konnte aber meinen Kopf natürlich nicht einfach ausschalten. Meine Nerven lagen blank. Ich traute mich
    nicht in mein Bett zurück und fühlte mich irgendwann ganz allgemein in unserer Wohnung nicht mehr sicher, weil ich der Überzeugung war,
    dass mich der Teufel dort am ehesten suchen würde. A lso klingelte ich mitten in der Nacht bei den Hoffmanns. Der Kontakt zu der Familie war
    zwar in den letzten Jahren immer weniger geworden, aber ich konnte mir trotzdem einigermaßen sicher sein, dass sie mich nicht wegschicken
    würden. »Patrick, was ist passiert?«, fragte mich Pastor A rne besorgt, als er mir in seinem Schlafanzug die Tür öffnete. Ich schüttete ihm
    mein Herz aus und erzählte von meinen Sorgen. »Wir müssen uns um dich kümmern«, stellte er schockiert fest. Seine Frau Marianne hatte
    das ganze Gespräch mit angehört und nickte aufgeregt. Ich durfte bei ihnen in der Wohnung übernachten und war heilfroh, weil ich bei den
    Hoffmanns die A rt von Geborgenheit spürte, die mir meine nervöse und mit sich selbst beschäftigte Mutter nicht geben konnte. Die
    Hoffmanns waren herzlich und offen, während es meiner Mama niemals gelang, mir ihre Liebe zu zeigen. In ihrer Nähe fröstelte es mich.
    Die Wärme der Hoffmanns hingegen vertrieb meine A ngst. Zumindest kurzfristig. A m liebsten hätte ich von nun an immer bei ihnen
    geschlafen, es war mir aber viel zu unangenehm, sie darum zu bitten. A lso schlich ich mich ab jetzt immer heimlich in ihren Hausflur, sobald
    es dunkel wurde, und schlief auf den Fliesen unter ihrem Briefkasten. Ich rollte mich vor dem großen Heizkörper ein, damit ich nicht fror,
    wenn es nachts abkühlte, und beim ersten Sonnenstrahl schlich ich dann wieder davon. Während meiner Zeit als Hausflur-Schmarotzer
    wurden die Panikattacken kurzzeitig besser. Die Nähe zu den Hoffmanns beruhigte mich, ich hatte das Gefühl, die reine A nwesenheit von
    Gläubigen würde das Böse vertreiben. Leider hatte ich falsch gedacht: Eines Nachts erwischte mich der Teufel auch im Treppenhaus. Ich war
    so verzweifelt, dass ich mir Rat bei Sebastian Hoffmann holte. Ihm konnte ich blind vertrauen, und er hatte ja gute Connections nach oben.
    A lso fragte ich ihn: »Ey, Sebastian. Glaubst du eigentlich an den Teufel?« Und zu meinem Entsetzten antwortete er klar und deutlich: »Ja,
    selbstverständlich.« Na toll, es gab ihn also wirklich. Jetzt war ich mir ganz sicher, dass meine Gedanken keine Einbildung waren. Der Teufel
    existierte, und er hatte es eindeutig auf mich abgesehen. Wieder kam dieses Gefühl der Panik in mir hoch. Und diesmal war es noch stärker
    als bisher. Ich rastete vollkommen aus. Ich verlor den Boden unter den Füßen. Ich schlief seit mehr als einer Woche fast überhaupt nicht
    mehr. Wie sollte ich dem Satan nur entkommen? Ich litt unter akutem Verfolgungswahn. Ein Gefühl wie auf Drogen, als hätte ich
    hundertzwanzig Red Bull auf ex getrunken. Ich bekam Halluzinationen: Meine Füße wurden größer und kleiner, und das mit
    Lichtgeschwindigkeit. Die Welt veränderte sich ständig, das Bild vor meinen A ugen drehte sich. Und drehte sich. Und drehte sich

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