Im Bus ganz hinten
die andere, und Maxim war schließlich bereit, ein Machtwort bei den lästigen Jungs von der
Steinmetzstraße zu sprechen. Und es gelang ihm tatsächlich mit wenigen Worten, Frieden zu stiften.
A ber auch für Bushido und mich war Maxim immer da. Wir mochten ihn sehr und hingen gern mit ihm ab. Er war auch dabei, als wir unser
allererstes MTV-Interview gaben. Mann, waren wir aufgeregt! Schließlich waren wir vorher noch nie von so einem großen Sender unterstützt
worden. Wir drehten in der Göbenstraße, direkt vor dem A ggro-Büro, und weil das Gespräch so cool verlief, holten wir Maxim einfach dazu
und ließen auch ihn vor der Kamera sprechen. Das war echt eine große Sache für ihn: Er redete über die Hip-Hop-Kultur, wir machten
Scherze, und sowohl die MTV-Redakteure als auch wir waren am Ende happy. A ls das Interview im Kasten war, gingen wir glücklich
auseinander. Was für ein geiler Tag!
Voller Euphorie packten Bushido und ich damals ein paar Dosen in unseren Rucksack, um zur Feier des Interviews in Schöneberg noch einen
Train zu sprühen. Das Resultat: ein echtes Meisterwerk! Meine A usrüstung versteckte ich nach der A ktion wie immer in der Nähe des
Innsbrucker Platzes, um unauffällig nach Hause gehen zu können. A m nächsten Tag holte ich sie dann mit einigen Kumpels wieder dort ab.
Die Sonne knallte vom Himmel, und ich war ziemlich gechillt. Ich wollte gemütlich noch ein paar Fotos von unserem Graffiti machen und
knipste gerade mit meiner Kamera herum, als plötzlich mein Handy klingelte. Bushidos Name leuchtete auf dem Display auf. »Hey, Bruder,
alles klar?«, begrüßte ich ihn gut gelaunt. A ber es kam nichts zurück. Ich hörte nur ein leises Schluchzen am anderen Ende der Leitung.
»Hallo?? Was ist los?« Ich wurde nervös. Es musste etwas Schreckliches passiert sein. Unter Tränen sagte er schließlich: »Maxim ist tot.« Ich
begann zu zittern und musste mich auf die Gleise vor unseren Zug setzen. »Was ist los? Das glaub ich nicht.« Ich konnte kaum sprechen.
»Was ist denn passiert?« Bushido antwortete nicht.
Was genau an diesem Tag nach unserem Interview geschehen ist, habe ich bis heute nicht erfahren. Ich weiß nur, dass Maxim auf der Straße
von einem Rentner erstochen worden ist. Mit einem Messer – genau ins Herz.
Ein paar Monate später saß ich mit Bushido, den A ggros und ganz vielen Leuten aus Berlin-Schöneberg bei der Gerichtsverhandlung zu dem
Mord an Maxim. Der alte Mann, der unseren Kumpel erstochen hatte, saß selbstgefällig neben seinem A nwalt. Er hatte schneeweißes Haar,
war braun gebrannt und trug viele Goldketten. Er war ein richtig vornehmer, dekadenter Herr. A ls der Prozess begann, mussten alle den
Raum verlassen. Natürlich wurde dieser Sack am Ende freigesprochen. Dabei konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Maxim
ihm irgendetwas Böses getan hatte. Eines stand jedenfalls fest: Nachdem er weg war, ging das Chaos bei A ggro Berlin erst richtig los. A ls er
sich nicht mehr schützend vor den Laden stellte, hielten die unterschiedlichsten Leute die Hand auf. A llen voran die Gangster aus der
Steinmetzstraße.
Die Trennung
Der Druck vonseiten der A raber wurde immer größer, und die Stimmung bei A ggro war dementsprechend beschissen. Bushido stritt sich
ständig mit den Chefs, besonders mit Halil. Ich konnte den Zoff nicht so richtig nachvollziehen, denn eigentlich lief ja alles super: Bushidos
erstes A lbum Vom Bordstein bis zur Skyline war gerade draußen, und nun wollte ich, dass er mich produzierte, damit auch ich endlich zum
Zug kam. Ich war genervt davon, dass er sich ausgerechnet jetzt mit den A ggro-Leuten zoffte. Deshalb stellte ich ihn bei einem A nruf zur
Rede. Er erklärte mir, dass er sich von Halil verarscht fühlte, und erzählte mir einige pikante Geschäftsdetails. Mir wurde klar, dass ein paar
Sachen gelaufen waren, die Bushido den Chefs niemals würde verzeihen können. A ußerdem war bei A ggro ganz klar Sido die Nummer eins.
Sie hatten sich immer schon mehr auf ihn konzentriert – er bekam die Maske und ein sauteures Video. Wahrscheinlich lag es daran, dass die
Chefs das Gefühl hatten, Sido besser im Griff zu haben. Er war halt ein friedlicher Kiffer, nicht so ein Rabauke wie wir. Trotzdem war es
ungerecht! Und deshalb konnte ich Bushidos Entscheidung, sich von A ggro Berlin zu trennen, am Ende auch verstehen.
Scheiße fand ich nur, dass er mir nicht gerade das Gefühl vermittelte, es
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