Im Bus ganz hinten
die Investition nicht: Der Track
wurde zu einem Mega-Hit. In der ersten Woche ging er gleich auf Platz 10 der deutschen Charts. Das hatte zuvor noch kein A ggro-Künstler
geschafft – sogar Sido musste mir dafür Respekt zollen. Wenig später erschien mein A lbum Neue Deutsche Welle, und auch das kam super
an. Es hagelte A nfragen von allen Seiten.
Vollkommen unglaublich: Von nun an sah ich meine Fresse jede Woche in der BRA VO, und auch im Stern schrieben sie über mich. Ich gab
regelmäßig Interviews bei VIVA und MTV, und ich performte auf den fettesten Bühnen des Landes – bei der BRAVO-Supershow und bei The
Dome. Ich hatte jetzt sogar einen Bodyguard, der mir nicht mehr von der Seite wich: Moussa. A uf einmal behandelten mich die A ggro-Leute
wie einen King. Endlich war ich jemand für sie. Wenn ich ins Büro kam, begrüßten sie mich überschwänglich. Ich konnte förmlich die
Dollarzeichen in ihren A ugen sehen, aber das störte mich nicht – ich freute mich einfach unglaublich, dass sie jetzt meine Freunde sein
wollten. Spaiche hatte nun sogar das Bedürfnis, sich öfter privat mit mir zu treffen. Offensichtlich fühlte er sich ganz wohl mit einem Star an
seiner Seite.
A ls ich so richtig berühmt war, krochen auch die ganzen Ratten aus meiner Vergangenheit plötzlich wieder aus ihren Löchern. Genau die
Typen aus Lichterfelde, die mich früher immer wie ein Stück Scheiße behandelt hatten. »Hey, Fler. Kennst du mich noch? Wir waren doch
immer schon Freunde.« Wenn mich so jemand anrief, dachte ich nur: Ihr scheinheiligen A rschgeigen – und legte den Telefonhörer auf. Ich
ließ mich von denen nicht beeindrucken.
Selbst meine Mutter meldete sich plötzlich wieder. Dass sie ausgerechnet jetzt zum Hörer griff, fand ich zwar ziemlich scheiße, trotzdem freute
ich mich, dass es überhaupt passierte. Ich war froh, ihre Stimme zu hören. Mit ihrem Kosmetikstudio lief es anscheinend nicht mehr ganz so
gut: A ls ich ihr Geld anbot, schlug sie, ohne zu zögern, zu. Sie brauchte satte 8000 Euro, um einen Kredit abzustottern. Ich ging sofort zur
Bank und veranlasste die Überweisung. Kohle war jetzt kein Thema mehr für mich, schließlich hatte ich gerade 60 000 Singles und 80 000
A lben verkauft.
Neue deutsche Welle ... äh, Schelle
Mein neues Leben war einfach nur krass: Plötzlich musste ich mir keine Sorgen mehr um meine Miete machen. Ich war auch nicht mehr aufs
Sozialamt angewiesen. Und klauen musste ich schon gar nicht mehr. Zum ersten Mal konnte ich mir sogar eine richtig geile Wohnung leisten:
drei Zimmer, mit einer großen Badewanne, mit schönem Laminat und einem sauberen Treppenhaus. Und das für 900 Euro im Monat. Ich
hatte zwar ein schlechtes Gewissen gegenüber der Hood, der ich mich trotz der miesen Kindheit noch verbunden fühlte, zog aber trotzdem
nach Prenzlauer Berg. Ich wollte mich abschotten von allem. Mich verstecken. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass alle mich überwachten.
Das Fernsehen. Und die Polizei, die mich ja wegen sämtlicher Sprüheraktionen auf dem Kieker hatte. Ich wollte ein komplett neues Kapitel
meines Lebens anfangen, und dabei war es extrem hilfreich, dass ich in eine Gegend zog, in der ich früher nie rumgehangen hatte. A ber nicht
nur eine Wohnung leistete ich mir von meinem ersten Hit »NDW 2005«. Ich kaufte mir auch eine fette Kette mit den Buchstaben A -G-G-R-O
für 12 000 Euro. Ich fuhr total auf dem A mi-Film und wollte meinen Style verändern: Jetzt trug ich Baggys mit weiten T-Shirts und New-Era-
Caps. Die Idee war, dass ich möglichst etwas ganz anderes machen und mich von Bushido distanzieren wollte. Und mit dem neuen Style und
meinem ersten Hit in der Tasche gelang mir das auch ganz gut.
Ich führte das absolute Luxusleben: Wenn ich auf Tour war, ging ich ständig shoppen. Ich fuhr überallhin mit dem Taxi, da ich ja noch immer
keinen Führerschein hatte. Endlich konnte ich das Leben mal genießen! Ich holte alles nach, was ich bis zu meinem 18. Lebensjahr nie
bekommen hatte. Plötzlich musste ich nur mit dem Finger schnippen und konnte jedes Mädchen haben, das ich wollte. Es klingt vermutlich
nach einem dämlichen Klischee, entspricht aber den Tatsachen: Je mehr Geld man hat, desto mehr laufen die Frauen einem nach. Es
wimmelte nur so von Fame-Huren, die unbedingt mit mir ins Bett wollten. Und ich hatte nicht die kleinste Kleinigkeit dagegen einzuwenden.
A ber das »Neue Deutsche Welle«-Thema hatte natürlich auch
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