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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
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Verständnis.
    »Vergiss es! Du sollst was lernen«, keifte sie mich an.
    »Du verpasst doch sonst den gesamten Anschluss.« Den verpasste ich sowieso. Als mich meine Deutschlehrerin einmal fragte: »Patrick, was meint Goethe mit seiner Aussage?«, war ich von den Psychopharmaka derart vernebelt, dass ich sie nur irritiert angucken konnte. Durch meinen Kopf flatterten tausend Wörter gleichzeitig, aber ich bekam kein einziges zu fassen. Und erst recht wusste ich nicht die richtige Antwort auf so eine abstrakte Frage. Mir kam der Augenblick vor wie eine ganze Stunde. Ich bemühte mich ernsthaft, die richtige Antwort zu geben. Aber ich war einfach zu verwirrt, und irgendwann fragte die Lehrerin dann jemand anderen. Was hätte sie auch sonst tun sollen?
    Erst ein paar Wochen später kam ich langsam wieder zu mir. In dieser Zeit hörte ich viel Musik: Der Hip-Hop half mir dabei, mein Leben endlich wieder auf die Reihe zu kriegen. Und Fabio. Er lenkte mich von meinem Wahnsinn ab. Mit ihm freundete ich mich auf dem Schulhof an – heute kennt man ihn als den Rapper Bass Sultan Hengzt. Ich fand ihn cool, weil er den gleichen Musik- und Klamottengeschmack hatte wie ich. Total krass fanden wir damals Dickies-Hosen. Die waren ziemlich weit geschnitten, und ich trug sie am liebsten in Hellblau. Den Trend hatten wir uns aus dem Gangster-Film Menace IISociety abgeguckt. Außer uns fand den Style aber niemand gut. Sogar die Lehrer machten sich über Fabio und mich lustig, aber genau das fanden wir natürlich geil. Es bestätigte uns sogar noch. Von da an zogen wir gar keine anderen Hosen mehr an.
Jacqueline

    Mit Mädchen hatte ich in dieser Zeit noch nicht so viel am Hut. Basketball und Hip-Hop bestimmten mein Leben. Außerdem war ich nicht selbstbewusst genug, um einfach loszugehen und wildfremde Frauen anzusprechen. Was in meinem Umfeld aber auch nicht sonderlich schlimm war, denn die meisten waren eh hässlich. Eine gab es allerdings, die jeder wollte. Wenn sie durch die Thermometer-Siedlung lief, steckten alle die Köpfe zusammen und fingen an zu tuscheln. Sie war Gesprächsthema Nummer eins. Kein anderes Mädchen in unserer Gegend wurde so oft angebaggert. Bei ihr spielten die Hormone der Jungs einfach verrückt. Und das lag bestimmt nicht daran, dass sie so anmutig, so hübsch, so intelligent oder besonders liebenswert gewesen wäre. Der einzige Grund, warum alle geil auf sie waren, war die Tatsache, dass sie extrem leicht zu haben war: Jacqueline war eine Schlampe, wie sie im Buche stand. Mit 14 war sie schon mit so vielen Typen in die Kiste gesprungen, wie andere Mädchen ihres Alters eitrige Pickel im Gesicht hatten. Umgekehrt schien ihr Verhalten allerdings wiederum eine Wirkung auf ihre Ausstrahlung zu haben: Jacquelines Antlitz war eine hässliche Fratze. Sie war brünett und pausbäckig, hatte mindestens zehn Kilo zu viel auf den Rippen, und ihr Klamotten-Style war definitiv getto. Sie trug die Sorte viel zu tief sitzender Hüftjeans, die uns ihre Speckröllchen auf dem Silbertablett präsentierten. Sie wirkte ungewaschen und ordinär. Billig und willig, wie man so schön sagt. Aber eines musste man ihr lassen: Für ihr Alter hatte sie auffällig dicke Titten. Und die zogen die Kerle an wie das Licht die Motten. So waren auch zwei Atzen aus meinem Bekanntenkreis – Tayfun und Emre, zwei üble Draufgänger – wie hypnotisiert von dem Stück Fleisch im Sonderangebot. Bei dem miesen Ruf, der Jacqueline vorauseilte, hatten sogar Rumtreiber wie sie eine Chance. Das wussten die beiden und nutzten es schamlos aus. Die machte ohnehin immer die Beine breit – und das nicht nur im Bett, sondern auch auf dem Spielplatz, im Gebüsch oder sonst wo. Jacqueline flachzulegen wurde in unserer Clique zu einer Art Sport. Ich muss zugeben, dass auch ich irgendwann ernsthaft darüber nachdachte, denn ich war inzwischen 13 Jahre alt und hatte noch nie ein Mädchen geküsst. Das wurde langsam peinlich.
    Also traf ich mich irgendwann heimlich mit Jacqueline auf dem Spielplatz. Wir chillten auf einer alten Holzbank. Ich fand sie eklig, war aber irgendwie fasziniert davon, dass die Alte so viel Erfahrung hatte. Schließlich wollte ich etwas von ihr lernen. Also beschloss ich, das zu tun, was alle machten: sie schamlos auszunutzen. Sie schien ohnehin nichts dagegen zu haben – also: Augen zu und durch! »Macht es dir etwas aus, wenn ich dich küsse?«, fragte ich pseudocharmant.
    »Nö«, antwortete sie knapp und grinste breit. Sekunden

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