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Im Café der moeglichen Traeume

Im Café der moeglichen Traeume

Titel: Im Café der moeglichen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paola Calvetti
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auf seine rote, zerklüftete Nase.
    Die Stimme von Glatzkopf überschlägt sich. Wer weiß, was dieser Typ mit all den Streichhölzern will. Ich hätte gedacht, dass niemand mehr so etwas benutzt, dass sie vielleicht sogar schon ausgestorben sind und nur bei irgendeinem Tabakhändler in der französischen Provinz überlebt haben, aber da tauchen sie plötzlich auf, Streichhölzer in allen Variationen. Der Typ hat bereits beide Hände voll, aber das scheint ihm nicht zu genügen. Vielleicht ist er Künstler und baut Modelle von Kathedralen oder Segelschiffen. Er schreit, als wäre er übergeschnappt.
    Â»Du Scheißglatzkopf! Ich hab mein ganzes Geld gespart, um Streichhölzer zu kaufen. Ihr habt doch noch mehr Streichhölzer dahinten, das weiß ich. Rück sie sofort raus!«
    Ich suche Manuels Blick, aber Manuel ist beschäftigt, und ich sterbe vor Neugier, wie das wohl enden wird. Fast bin ich versucht, das Ganze auf Polaroid zu bannen. Der Mann mit den Streichhölzern ist ein seltenes Motiv.
    Ein Unikum.
    Ich könnte noch einmal aufs Klo gehen, auf dem Weg einen Blick auf die Kekse werfen und dann schnell auf den Auslöser drücken. Nachdem ich die Treppe hinabgestiegen bin, schleiche ich unauffällig an Manuel vorbei, dann an Glatzkopf und dem spindeldürren Herrn, der aus der Nähe tatsächlich wie ein Streichholz mit abgebranntem Kopf aussieht. Sein Ton mäßigt sich, als er das Streichholzheftchen aus der Küche erblickt.
    Da sieht man mal wieder, wie wenig es bedarf, um die Menschen glücklich zu machen. Man muss ihnen nur geben, was sie sich mehr als alles andere wünschen, und dabei freundlich sein.
    Nein, das reicht doch nicht. Tatsächlich setzt sich der Typ jetzt an den Tisch neben der Vitrine. Manuel ist gezwungen, ihn zu fragen, ob er etwas wünscht, da die Tische für Kunden reserviert seien, während Glatzkopf den Mann immer wütender anblitzt.
    Wenige Minuten später bin ich in meine stolze, königliche Isolation zurückgekehrt. Ich muss etwas bestellen, keine Streichhölzer allerdings, denn die sind ausverkauft. Am Nebentisch sitzen jetzt zwei unglaublich junge Leute, die direkt einem Werbespot entstiegen scheinen. Augen ruhen in Augen, eingehüllt in eine Wolke der Verlegenheit. Er sieht nur sie, sie sieht nur ihn, SMS braucht es nicht, man spürt den Rhythmus und den Tonfall ihres Schweigens. Sieh doch, Olivia, wenn man vom wahren Leben abgelenkt ist, verstreicht die Zeit wie im Fluge, und es passieren ständig Wunder. Auch für die beiden verstreicht die Zeit, und doch steht sie still – wie ich selbst scheint auch die Zeit gewisse Unsicherheiten zu verspüren und kann sich nicht entscheiden, ob sie gehen oder noch ein wenig verweilen soll. Manuel ist gekommen und steht vor den beiden, traut sich aber nicht, in diese Sperrzone einzudringen. So findet er einen Moment für mich.
    Â»Dieser Mann … tut mir leid … hoffentlich hat er Sie nicht erschreckt.«
    Â»Nein, nein, um Gottes willen.«
    Â»Er ist kein schlechter Mensch, aber der Chef kann ihn einfach nicht leiden. Seit Jahren schon kauft er Streichhölzer und sammelt sie alle in seinem Karton, wo sie Feuer fangen könnten. Denken Sie nur, was dann los wäre.«
    Ein Sammler von abgebrannten Streichhölzern! Er muss ein großes Bedürfnis nach Wärme haben. Sicher hat er eine schreckliche Kindheit gehabt oder irgendetwas erlebt, das ein Herz zum Erlöschen gebracht hat.
    Â»Ich denke, er ist einfach ein bisschen verrückt. Mir ist er eigentlich ganz sympathisch, von diesem Geschrei mal abgesehen. Darf ich Ihnen noch einen schönen Espresso bringen, Signorina?«
    Es wäre an der Zeit, die Zelte abzubrechen, aber ich werde noch das Ende des Regens abwarten.
    Â»Aber ja doch, das wäre prima, ein letzter Espresso, bevor ich nach Hause gehe.«
    Die Turteltäubchen irritieren mich. Um diese übergroße Freude nicht mit ansehen zu müssen, nehme ich eine vergilbte Zeitschrift vom Regal. Die Ausgabe ist ein paar Wochen alt, aber sie wirkt wesentlich älter, zerblättert von den Stammkunden, die sich die Zeit damit vertreiben. Für uns PR -Leute ist es immer wieder eindrucksvoll zu sehen, wo die Produkte unendlicher Mühen landen, in Wartezimmern, auf Parkbänken, in Bar Tabacchi. Ich lese das Blatt nur wegen der beiden, die schier unerreichbar sind und dafür sorgen, dass ich mich

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