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Im Café der moeglichen Traeume

Im Café der moeglichen Traeume

Titel: Im Café der moeglichen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paola Calvetti
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jemanden, der innovativ, dynamisch, motiviert, teamfähig und ergebnisorientiert ist, jemanden mit einer Leidenschaft fürs problem solving .«
    Ich fühlte mich nicht wirklich angesprochen. Von der globalen Illusion einer allmächtigen Technik lasse ich mich nicht blenden; ich bin eine Frau meiner Zeit, aber in der Tradition verwurzelt; ich arbeite lieber alleine oder bestenfalls in einem Team von Personen, die besser sind als ich, denn sonst werde ich hochmütig; an Ergebnisse denke ich nie, sondern erledige einfach nur pflichtbewusst meine Arbeit. Diese Frau hatte aber einen Jahresvertrag anzubieten, was mich so glücklich machte, dass ich sofort erklärte, Probleme zu lösen sei meine eigentliche Berufung. Mit der rauen Stimme einer Trinkerin erläuterte mir die Witch meinen Aufgabenbereich. Als ich, vollkommen benebelt von Wortungetümen, in das Großraumbüro kam und von der Pressereferentin nach einer flüchtigen Vorstellung mit dem Satz eingewiesen wurde: »Hier kann keiner schreiben, du wirst also alle Pressemitteilungen und Pressemappen übernehmen«, hatte auch ich begriffen. Strahlend ließ ich mich zum ersten Mal in meiner Nische nieder.
    Andere Zeiten, Großmutter. Jetzt würde ich für ein solches Vorstellungsgespräch noch zahlen und jede Stellenbeschreibung bejubeln, auch wenn mir B & P, ehrlich gesagt, nicht im Mindesten fehlt.
    Vielleicht ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich meine Sachen packen, dieses Land verlassen und mich in die Reihe der flüchtigen Hirne einreihen sollte, aber ich kann nicht rechnen, und im Ausland finden heute vor allem Analysten und Wissenschaftler einen Job. Oder die Genies, die etwas erfinden, auf das noch nie jemand gekommen ist. Zudem mag ich meiner Mutter kaum sagen, dass ich meine Arbeit verloren habe, und wenn ich ihr auch noch mitteilen würde, dass ich im Ausland mein Glück versuche, würde sie das mit allen Mitteln zu verhindern suchen. Dabei hat sie lauter Mitarbeiter, die in derselben Situation sind wie ich: befristete Arbeitsverhältnisse, schlechte Bezahlung, ewiger Wartestand, weil die Alten einfach nicht gehen wollen.
    11. LERNEN, WIE MAN EIN PICKNICK ORGANISIERT
    Picknicken war eine meiner Lieblingsbeschäftigungen mit meiner Großmutter, und in größerem Maßstab könnte ich es vielleicht professionalisieren. Könnte ich? Machbarkeitsplan erstellen.
    12. DIE GEWISSHEIT KULTIVIEREN, DASS DAS LEBEN WEITERGEHT
    So schnell stirbt es sich nicht, die Dinge renken sich ein, wenn man etwas sucht, findet man etwas anderes, für jedes Problem gibt es eine Lösung.
    Ich komme vom Thema ab, denn das sind nicht gerade Einsichten, die etwas abwerfen.
    13. EINE EINKAUFSGEMEINSCHAFT MIT MEINEN NACHBARINNEN BILDEN
    Infrage kämen Margaret, Lidia, Luisa und sogar Marta aus dem sechsten Stock, eine gesellige Dame, deren Kunden ich gelegentlich auf der Treppe begegne. Ganz normale Männer.
    Um mich zu beschäftigen, während ich einen Job suche, könnte ich auch auf den Friedhof gehen und ein wenig mit meiner Großmutter plaudern.
    Das gehört nicht auf die Liste, aber es ist ein vernünftiges Vorhaben. Ich komme zu selten, Großmutter, und Mama kann ich nicht wirklich begreiflich machen, warum ich sie nicht begleiten mag, wenn sie dein Grab pflegt und dir Blumen bringt. Du wirst mir aber zustimmen, dass dieser Ort selbst im Frühjahr düster ist. Ich werde mich überwinden.
    Diese Wege zu beschreiten weckt Erinnerungen, und statt mir Mut einzuflößen, lassen sie meine Selbstachtung gefährlich in den Keller sacken. Vielleicht liegt es am Regen, aber sagen Sie doch selbst, wer sollte sich schon für eine Frau interessieren, die zu viel träumt, Herzen archiviert, Polaroidfotos schießt und mehr als alles andere in der Welt lernen möchte, glücklich zu sein.
    Ein Schrei reißt mich aus dem ewigen Lamento des Selbstmitleids.
    Ich schaue hinunter.
    Glatzkopf ist vollkommen außer sich. Ein spindeldürrer Typ, der sich die Mütze in die Stirn gezogen hat und einen langen schwarzen Mantel trägt, ist in den Laden gekommen, hat sich vorgedrängelt und steht nun vor ihm. Es scheint sich um einen Raubüberfall zu handeln, aber wer raubt schon am helllichten Tag eine Bar Tabacchi aus, und das kurz vor Weihnachten?
    Komm schon, Olivia, fang nicht an zu fantasieren.
    Â»Mehr habe ich nicht. Macht sechsundvierzig Euro.«
    Alle drehen sich um und schauen

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