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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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keine Angst.“
    Er spürte, wie sie sich allmählich entspannte. Pierce streichelte ihr Haar und musste sich eingestehen, dass er keine Lust hatte, sie zu verlassen. Sein einziger, jede Vernunft überschattender Wunsch war es, zu bleiben. Aber das konnte er nicht, er war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt zurückkehren konnte. Bei seiner Ankunft in England musste er vielleicht feststellen, dass er längst ein Rechtsbrecher auf der Flucht war.
    Sie richtete sich auf. „Also gut“, sagte sie. „Erzähl mir alles, von Anfang an.“
    Und das tat er. Er fing mit der Partnerschaft an, die Bertier und La Motte vor siebenundzwanzig Jahren beim Schmuggelgeschäft eingegangen waren.
    „Vor so langer Zeit“, murmelte sie. „Da war ich noch nicht einmal auf der Welt.“
    „Bertier war damals zwanzig.“ Er hatte erwartet, dass die Verstrickung ihres verstorbenen Mannes in diese dubiosen Tätigkeiten sie überraschen würde, aber dass auch Saint-André damit zu tun gehabt hatte, verblüffte sie noch mehr.
    „Bertier war tief in seinem Herzen immer ein Abenteurer“, sagte sie. „Er stürzte sich ohne zu zögern in den amerikanischen Krieg, da war er bereits sechsunddreißig. Aber Saint-André … Er wirkte stets wie ein vorbildlicher Aristokrat. Mit sicherlich ziemlich liberalem Gedankengut, aber tadellosen Manieren.“
    „Er war ein vollendet höflicher Schmuggler“, bestätigte Pierce. „Bertier kam es vor allem darauf an, Geld zu verdienen. Saint-André schleuste auch zensierte Literatur ein, vor allem philosophische Abhandlungen. Er lehnte den Profit zwar nicht ab, aber ich hatte den Eindruck, dass er ebenso versuchte, die Steuerlast seiner Landsleute mildern zu wollen. Damals glaubte ich noch, er stammte aus einer angesehenen, aber unbedeutenden und verarmten Familie. Ich vermute, so etwas hast du auch von mir gedacht.“
    „Ich weiß noch immer nicht, wer du bist.“ Mit nachdenklichen Augen schaute sie ihn an. „Sag mir, wie du heißt.“
    Er zögerte. Längst hatte er beschlossen, ihr alles zu offenbaren, nur nicht La Mottes Namen und den seiner eigenen Familie.
    „Also gut“, meinte sie nach einer Weile. „Dein Name gehört nicht nur dir allein. Das sagtest du doch, nicht wahr? Es ist nicht dein Geheimnis, das du hütest. Erzähl weiter.“
    Er liebte sie. Er konnte es nicht ändern, er liebte sie. Nicht nur, weil er sie begehrte, sondern auch wegen ihres Mutes, ihrer Intelligenz und ihrer Entschlossenheit, ihn gerecht zu behandeln, obwohl er sich ihr gegenüber nicht gerade anständig verhalten hatte. Er zog sie fester an sich. Am liebsten hätte er sie geküsst, sie ins Schlafzimmer getragen und die ganze Welt ausgesperrt, sodass es nur noch sie und ihn gab. Aber das durfte er nicht. Er wagte nicht einmal sie zu küssen, aus Angst, sie würde darin ein Versprechen sehen, das er vielleicht gar nicht halten konnte.
    Und so erzählte er ihr alles, bis hin zu seinem Entschluss, ihr Diener zu werden.
    „Du hast mich also der Erpressung verdächtigt, nicht des Mordes“, stellte sie fest. „Ich lag gestern gar nicht mal so weit daneben mit meinen Vermutungen, nicht wahr?“
    „Nein.“
    „Deshalb hast du dich auch so für Jean-Baptiste interessiert.“ Sie verzog das Gesicht. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass er mit Einschüchterungen zu tun hat. Er ist eine Kröte. Was wirst du nun machen?“
    Pierce atmete tief durch. „Ich muss nach England zurückkehren.“
    Sie starrte ihn an und senkte dann abrupt den Kopf. „Heute noch?“, fragte sie heiser.
    „Morgen. Zuerst muss ich mit Saint-André sprechen und ein paar Vorkehrungen treffen. Dass ich den Erpresser nicht gefunden habe, bedeutet nicht, dass er nicht hier ist. Vielleicht ist es einer der anderen Bediensteten im Hôtel de Gilocourt. Benoît möglicherweise“, schlug er vor, weil er wusste, wie wenig sie ihren früheren maître d’hôtel mochte. „Saint-André hat bestimmt gute Beziehungen. Er kann aller Wahrscheinlichkeit nach helfen.“
    „Ich bin mir nicht sicher, ob Benoît etwas tun würde, das Schande über die Familie Gilocourt bringen könnte“, wandte Mélusine zweifelnd ein. „Abgesehen davon würde ich ihm eine Erpressung durchaus zutrauen. Du hast recht, Saint-André hat so viele Beziehungen, dass er der Sache viel leichter nachgehen kann als wir. Außerdem ist er in meiner Nähe und wird sich darum kümmern, dass mir nichts geschieht“, fügte sie hinzu.
    Insgeheim sträubte er sich gegen diese Möglichkeit. Es

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