Im Dienste der Comtesse
habe, mich mit den Ratten anzufreunden, so wie der arme Latude, obwohl ein Kanarienvogel sicher eine angenehme Gesellschaft gewesen wäre. Ich gestehe, mir hat die Musik gefehlt.“
Sie waren wieder allein in Mélusines Appartement, nachdem Pierce mit Saint-André besprochen hatte, wie sie die Suche nach dem Erpresser in Paris fortsetzen sollten.
„Ich hatte dir versprochen, du dürftest dich so geben, als würdest du schlafen, wenn ich dich das nächste Mal zeichne. Da bietet sich mein Schlafzimmer doch als der perfekte Ort für diese Haltung an.“
Pierce sah sie an, und sie merkte, wie sie errötete. Sie staunte selbst über ihre Kühnheit, aber das konnte vielleicht ihre letzte gemeinsame Nacht sein. Sie war nicht gewillt, die kostbare Zeit mit Zurückhaltung zu vergeuden.
„Du möchtest, dass ich mich für dich ausziehe und so tue, als würde ich schlafen ?“, fragte er und seine Augen begannen zu funkeln.
„Wir könnten die Kissen auftürmen, sodass du dich in einer halb sitzenden Pose zurücklehnen kannst“, fuhr sie fort. „Ein Knie vielleicht angezogen, ein Arm darüber …“
„Du willst mich wirklich zeichnen?“ Pierce legte ihr die Arme um die Taille.
„Ja, aber nicht lange … Du hast sehr gut geformte Beine“, meinte sie etwas atemlos, als er sie an sich presste.
„Es wäre am besten, wenn du dich nur aufs deine Kunst beschränken würdest.“ Obwohl sie spüren konnte, wie erregt er war, merkte sie ihm doch seinen inneren Konflikt an.
Sie wollte nicht, dass er Schuldgefühle hatte, weil er mit ihr schlief, daher legte sie ihm die Hände auf die Schultern. „Ich biete dir das freiwillig an, es ist meine Entscheidung. Du kompromittierst weder mich noch dein Ehrgefühl, weil ich eine freie Wahl treffe. Ich bin diejenige, die das ausnutzt, in dem ich dich eigennützig bitte, deine Prinzipen für mich aufzugeben.“ Sie zog mit dem Finger die Umrisse seiner Lippen nach. „Fast mein ganzes Leben lang hatte ich keine Möglichkeiten, selbst über mich bestimmen zu können. Nicht in der Kindheit, nicht im Konvent – ja nicht einmal bei der Entscheidung, wen ich heiraten würde. Ich weiß, wie es ist, wenn man ständig lächelt und sich fügt, obwohl man viel lieber ‚Nein!‘ rufen und weit weglaufen möchte. Ich bin traurig, weil du so bald schon fortgehen musst. Aber ich kann das ertragen, wenn ich weiß, dass du jetzt in meiner Gegenwart glücklich bist. Nicht ertragen könnte ich es jedoch, wenn ich das Gefühl hätte, du fügtest dich mir nur aus Höflichkeit und wärst am liebsten ganz woanders.“ Sie lächelte unsicher. „Wenn du also meine Offenheit heute Abend als lästige Zumutung empfindest …“
„Nein.“ Er schlang die Arme fester um sie. „Niemals. Dein … Vergnügen, wenn ich bei dir bin, könnte niemals eine Zumutung sein.“
Er sprach mit solcher Überzeugung, dass ein Hoffnungsschimmer in ihr keimte, obwohl sie leise befürchtete, dass seine Gefühle für sie nur durch die gefährliche Situation, in der er sich befunden hatte und vielleicht sogar noch immer befand, so stark waren. Ob er auch so gern bei ihr sein würde, wenn der Erpresser unschädlich gemacht worden war und Pierce nicht mehr so verzweifelt daran denken musste, seine Familie zu schützen?
„Ich hole mein Zeichenmaterial, und danach gehen wir in mein Schlafgemach“, verkündete sie.
„Wenn ich jetzt für dich posiere, wird das ein sehr unanständiges Bild“, raunte er ihr ins Ohr. Sein warmer Atem streifte ihre Haut, und als Pierce begann, mit den Lippen ihr Ohrläppchen zu liebkosen, wurden ihre Knie weich.
Sie klammerte sich an seine Schultern. „Vielleicht solltest du später für mich Modell stehen.“
„Das wäre wohl besser.“ Mit einer schwungvollen Bewegung hob er sie hoch und trug sie zu ihrem Bett. Dort fing er an, sie zu entkleiden.
„Du solltest dich doch zuerst ausziehen“, sagte sie. Das Bild, wie er nackt für sie posierte, stand ihr noch erregend vor Augen, aber sie versuchte nicht, ihn von seinem Tun abzuhalten. Er hatte sich anscheinend zu Zurückhaltung gezwungen, sodass sie jetzt sein unverhohlenes Begehren genoss.
„Das habe ich schon einmal getan“, erwiderte er. „Nun wirst du dich für mich in Szene setzen.“
„Du willst mich zeichnen?“, fragte sie überrascht, als er das Band ihres Hemdes löste.
„Ich werde dich bewundern.“ Er zog ihr das Kleidungsstück über den Kopf, und plötzlich war sie, von ihren Strümpfen abgesehen, vollkommen nackt.
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