Im Dienste Der Koenigin
Minister. Und die Intrigen seines Favoriten begannen Früchte zu tragen …
KAPITEL 51
CÉLESTE, DIE NACH Art aller klugen Domestiken ihre Augen und Ohren offen hielt, erfuhr bald, dass eine neue Verschwörung gegen den Kardinal im Gange war. Einer der Hauptdrahtzieher war - Henri de Cinq-Mars.
Obwohl körperlich mittlerweile täglich gebrechlicher, war Richelieu immer noch gefährlicher als eine Kobra. Céleste, die - gleich vielen anderen - den Kirchenfürsten als unchristlichen und unbarmherzigen Zyniker verachtete, hoffte inständig, dass dieses Mal Cinq-Mars die Sache etwas klüger anpackte als etliche andere vor ihm, die jeweils bereits am Anfang ihrer Aktionen gescheitert waren.
Käme dieses Mal der Kardinal zu früh dahinter, wäre es um den Favoriten unweigerlich geschehen, denn bei diesem Komplott, bei dem wiederum auch Monsieur Gaston seine Hände im Spiel hatte, ging es um nichts Geringeres als das Leben des Ersten Ministers.
Dabei war das Ganze zu diesem Zeitpunkt eine ausgesprochene
Dummheit. So empfand es nicht nur Céleste, sondern jeder intelligentere Beobachter am Hof. Man brauchte nur ins ausgemergelte graue Gesicht des »roten Ungeheuers« zu schauen und wusste, dass der Kardinal unweigerlich schon bald das irdische Jammertal verlassen würde. Wozu dann noch der Aufwand eines Attentats?
Auch zur Königin waren Gerüchte vorgedrungen, die von den Umsturzplänen Monsieur Gastons handelten. Aber Anna, die stets auf die scheinheiligen Freundlichkeiten ihres Schwagers hereingefallen war, glaubte nicht daran.
Ja sie war geradezu empört über »die üble Nachrede«. Sie traute es Monsieur Gaston einfach nicht zu. Kein Mensch konnte schließlich so falsch sein, sich besorgt über die Gesundheit des Bruders zu äußern und hinterrücks Komplotte zu schmieden - dachte sie.
Céleste war da anderer Meinung; mit der ihr eigenen Klarheit erkannte sie, dass Monsieur Gaston nach der Beseitigung von Ludwigs Erstem Minister seinen Weg zum Thron geebnet sah.
Bald schon hatten aber die allgegenwärtigen Spitzel Richelieus Wind von der Sache bekommen.
Eines schönen Tages konnte der Kardinal, der sich vor Schmerzen kaum noch zu bewegen vermochte, dem König eine Namensliste der Verschwörer und Landesverräter vorlegen. Lauernd beobachtete Richelieu seinen Herrn. Wie würde dieser wohl auf einen bestimmten Namen reagieren?
»Was? Das kann doch nicht wahr sein?«, stammelte der König, sichtlich durcheinander. »An der Spitze dieser Verräter steht der Name von Henri de Cinq-Mars - da muss ein Irrtum vorliegen«, rief Ludwig und blickte beinahe ängstlich auf seinen Ersten Minister.
Der aber schüttelte in scheinheiliger Entrüstung das weiß gewordene Haupt mit dem purpurroten Käppchen und meinte:
»Leider, Sire, ist auch dieser Mann, der so viel von der Güte Eurer Majestät profitiert hat, unter denen, die mich stürzen und damit Eure Politik, Sire, untergraben wollten. Es tut mir aufrichtig leid, Sire.«
Ludwig schwieg zutiefst betroffen. Lange Zeit sagte der Monarch kein Wort; er überlegte. Dann schüttelte er resigniert den Kopf. »Bedauerlich für ihn. Der junge Mann hätte noch eine große Zukunft vor sich gehabt. Aber wer sich für hinterhältige Umsturzkomplotte mit meinem Bruder nicht zu schade ist, dem kann selbst ich nicht mehr helfen.«
»Ja, so ist es, Majestät«, bekräftigte sein Premierminister, dessen Zustand sich rapide verbesserte, seit er sicher war, dass das Urteil des Königs auch seinen Favoriten treffen würde. »Gemeinsame Sache mit den Feinden Frankreichs ist nur als Hochverrat zu bezeichnen, Sire, und das ist ein Majestätsverbrechen und muss strengstens geahndet werden, um eventuelle Nachahmer abzuschrecken.«
Wieder begann das Aussieben des Hofstaates. Monsieur Gaston fiel erneut in Ungnade und wurde in ein Schloss weitab von Paris verbannt. »Ich kann Gaston schließlich schlecht dem Scharfrichter übergeben - obwohl er es schon einige Male verdient hätte«, sagte der König voll Ingrimm.
Aber bei seinem Herzensliebling Cinq-Mars kannte Ludwig kein Pardon. Zu sehr hatte ihn dessen hinterhältiger Verrat bis ins Mark getroffen. Der König war tief gekränkt und verbittert. Der schöne, junge Mann hatte die schlimmsten Folterqualen zu erdulden, ehe er schließlich zur Enthauptung mehr getragen als geführt wurde.
Der Monarch versagte es sich zwar - seiner grausamen Veranlagung zum Trotz - der Hinrichtung beizuwohnen, machte aber zu seiner Begleitung genau
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